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Fußball-EM 2024: Die Nationalelf zeigt alte Qualitäten – Kommentar

Fußball-EM 2024

Die Nationalelf überwindet Widerstände – und zeigt alte Qualitäten

Florian Eisele
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    Jamal Musiala (links) trifft gegen Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel zum 2:0.
    Jamal Musiala (links) trifft gegen Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel zum 2:0. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Natürlich war beim Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft längst nicht alles perfekt: Dass die dänische Führung kurz nach der Pause durch Anderson wieder revidiert wurde, war "faktisch richtig", wie Julian Nagelsmann sagte. Es war aber eben auch eine Sache von Millimetern. Dass der Ballverlust nach einem Dribbling Schlotterbecks von Höjlund nicht bestraft wurde, war ebenfalls großes Glück. Und doch war der Sieg in diesem irren Spiel der deutschen Mannschaft, bei dem auch noch ein Unwetter über Dortmund für eine Spielunterbrechung gesorgt hatte, gleichermaßen verdient und wertvoll.

    Verdient deswegen, weil Deutschland bei allen Glücksmomenten die eindeutig bessere Mannschaft war und schon nach dem furiosen Start in die Partie eigentlich hätte führen müssen. Dass Schiedsrichter Michael Oliver dem Tor von Schlotterbeck nach drei Minuten die Anerkennung verweigert hat, ist nicht nur aus dramaturgischer Sicht jammerschade. Dass der Block von Kimmich gegen Skov Olsen als Foul gewertet wurde, ist eine etwas zu harte Entscheidung.

    Nico Schlotterbecks Formkurve war sinnbildlich für das Spiel der Nationalelf

    Nach Beinahe-Tor und dem dicken Patzer hatte Schlotterbeck die Schlusspointe auf seiner Seite: Seine Vorlage zum 2:0 für Musiala war die Entscheidung in einem Spiel, das lange offen war. Der Auftritt des BVB-Profis steht somit sinnbildlich für das Auftreten der deutschen Mannschaft gegen Dänemark: furios gestartet, dann mal wieder mit einem Zwischentief, zum Ende hin wieder ein Glanzlicht.

    Der erste Sieg einer deutschen Mannschaft in einem K.-o.-Spiel bei einer EM oder einer WM seit acht Jahren war aber wertvoll, weil er einen weiteren Entwicklungsschritt des Teams markiert: Die Mannschaft überwand darin Widerstände. Sie blieb auch nach schweren Phasen im Spiel und verlor den Mut nicht – Qualitäten, die noch im Herbst völlig gefehlt haben, bei den Niederlagen gegen die Türkei und Österreich. Anders formuliert: Deutschland ist stabiler geworden, lässt sich von einem Rückschlag nicht mehr aus der Bahn werfen. Das war schon beim Spiel gegen die Schweiz zu sehen, als sich das Team mit einem Ausgleich in der Schlussminute belohnt hatte.

    Nagelsmann hofft darauf, dass die Mannschaft den alten Ballast ablegt

    Zur absoluten Spitzenmannschaft fehlt zwar immer noch einiges, etwa die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Julian Nagelsmann brachte es auf den Punkt, als er die Entwicklung seines Teams so beschrieb: "Sie bekommen so langsam die alte Festplatte gelöscht und verstehen jetzt, wie gut sie eigentlich sind." Übersetzt: Mit jedem Erfolg schafft es das Team, die alten Selbstzweifel abzulegen.

    Gelingt nun der Schritt ins Halbfinale, würde das nicht nur bedeuten, dass das Turnier als uneingeschränkt erfolgreich zu sehen ist. Deutschland würde sich auch formell im Konzert der Großen zurückmelden. Zuzutrauen ist es diesem Team auf jeden Fall.

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