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Fußball-EM 2024: Deutschlands Flügelspieler: Helden gesucht

Fußball-EM 2024

Deutschlands Flügelspieler: Helden gesucht

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    David Raum (links) und Joshua Kimmich verstehen sich nicht nur auf dem Feld gut.
    David Raum (links) und Joshua Kimmich verstehen sich nicht nur auf dem Feld gut. Foto: Christian Charisius, dpa

    Jedes Turnier bringt seine eigenen Helden hervor. Mit dem zweifellos hoch veranlagten Mario Götze war vor der WM 2014 kaum zu rechnen gewesen. Acht Jahre zuvor schlüpften für kurze Zeit die als Ergänzungsspieler eingeplanten David Odonkor und Oliver Neuville in die Rolle der Heilsbringer und bei der EM 1996 war sogar gleich eine ganze Mannschaft der Star. 

    Die diesjährige Ausgabe der Europameisterschaft bietet in Jamal Musiala aus deutscher Sicht einen erwarteten herausragenden Spieler. An anderen Stellen gibt es zahlreiche Geschichten, deren Erzählung den Turnierverlauf exemplarisch wiedergeben. Der zurückgekehrte Toni Kroos, der seine Karriere mit dem EM-Titel zu beschließen gedenkt und daher gleich mal das gesamte Mittelfeld besser in die eigene Hand nimmt. Ihm zur Seite steht der treu ackernde Robert Andrich, der ja erst im Verlauf des vergangenen Jahres die Ehre zuteilwurde, das Nationaltrikot zu teilen. In der Abwehr der berserkernde Antonio Rüdiger, dem es in den vergangenen Jahren mitunter noch an Zuverlässigkeit gefehlt hatte, wenn er zu Länderspielen aufbrach.

    Fußball-EM 2024: David Raum bereitete das 1:1 gegen die Schweiz vor

    Die Flügelspieler der Nationalmannschaft allerdings sind die bislang unbesungenen Protagonisten dieser EM – David Raums auf den Schädel Niclas Füllkrugs geschlagene Flanke einmal ausgenommen. Joshua Kimmich und Maximilian Mittelstädt starteten solide ins Turnier. Eigentlich ja: mehr als solide. Da war nur dieser junge Florian Wirtz mit dem ersten Treffer der EM. Und der sich so wunderbar durchschlängelnde Musiala. Zudem Ilkay Gündogan, der sich anschickte, erstmals ein Turnier zu spielen, das seinem persönlichen Format entspricht. Kimmich bereitete den ersten Treffer vor und hielt seine Seite ebenso dicht wie andernorts Mittelstädt. 

    Auch gegen die Ungarn und anschließend gegen die Schweiz überzeugten die beiden in ihrer verteidigenden Rolle und versuchten, das Offensivspiel anzukurbeln. Nicht immer mit Erfolg. Letztlich aber lebt das deutsche Spiel auch hauptsächlich von den samtfüßigen Offensivakteuren. Tatsächlich waren auch die Gegenspieler der deutschen Außenverteidiger nicht von der Qualität, als dass ernsthafte Probleme in der Defensive zu erwarten gewesen wären. Das könnte sich nun ändern.

    Wenn die Deutschen am Freitag antreten, stehen zwei der auffälligsten Spieler der bisherigen EM bei Gegner Spanien auf dem Feld. Nico Williams hat bislang all seine Gegenspieler der Europameisterschaft an ihre Grenzen und darüber hinaus gebracht, und auf der Gegenseite ist beim 16-jährigen Lamine Yamal nicht mehr sein Alter die größte Auffälligkeit, sondern seine Spielfreude.

    "Das sind zwei gute Jungs auf den Außen. Das wird sehr interessant. Da wird das ein oder andere eins gegen eins auf mich zukommen", blickt Kimmich auf das Spiel voraus. "Da werden Jo und ich vor eine Aufgabe gestellt. Richtig ausrechenbar sind die nicht", so Raum. Der geht offenbar fest davon aus, dass er auch am Freitag den Vorzug vor Mittelstädt bekommt – auch wenn er anfügt, dass sie "beide super Linksverteidiger" seien und dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich machen wollen. 

    Die Aufgabe von Joshua Kimmich und David Raum: Neutralisieren

    Sollten die Außenverteidiger die beiden spanischen Flügelbegabten größtenteils vom Spiel abkappen, werden wohl trotzdem keine Heldengeschichten von ihnen erzählt werden. Es gibt keinen Ruhm für Prävention. Wenn Rüdiger oder Andrich in direkten Duellen Angriffe oder Torschüsse abblocken, ist das auffälliger als das Neutralisieren eines direkten Gegenspielers an den Randgebieten des Spielfelds. Kimmich und Raum haben damit keinerlei Probleme. Beide zeigten sich während einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag bestens gelaunt – was möglicherweise auch daran lag, dass sie den Tag von Julian Nagelsmann größtenteils zur freien Verfügung gestellt bekommen haben. 

    "Uns hat das Turnier zusammengebracht", berichtete Raum, der sich mit Kimmich eines der Häuschen im Camp der Deutschen teilt. Sie beide würde es einen, über viel Energie zu verfügen und sehr ehrgeizig zu sein. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um es mit Williams und Lamine Yamal aufzunehmen. Doch dabei soll es nicht bleiben. "Wir dürfen nicht vergessen, selbst Fußball zu spielen", sagt Kimmich. "Wir wollen unser Spiel selber aufziehen. Mal schauen, wem das besser gelingt." 

    Musiala auf der einen Seite, möglicherweise wieder in Kombination mit Wirtz – für die Spanier Lamine Yamal und Williams: Es wird ein Spiel der Techniker. Entscheidend wird sein, welche Defensivreihe sich besser auf Präventionsmaßnahmen versteht. Sollte es gut für die Deutschen laufen, gibt es möglicherweise zwei neue unerwartete Turnierhelden. 

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