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Fußball-EM 2024: Angst ist immer ein guter Ratgeber

Fußball-EM 2024

Angst ist immer ein guter Ratgeber

Tilmann Mehl
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    Vor dem an der Laterne lehnenden Joachim Löw hatte gewiss niemand Angst.
    Vor dem an der Laterne lehnenden Joachim Löw hatte gewiss niemand Angst. Foto: Christian Charisius, dpa

    Es gibt unterschiedliche Ansätze, eine Gruppe zu führen. Konservative Charaktere fühlen sich eher jenem Prinzip näher, wonach einer Person möglichst viele Kompetenzen eingeräumt werden – und sie diese dann auch bitte intensiv nutzt. Befehlsgehorsam. Etwa progressivere Zeitgenossinnen und -genossen vertrauen auf Schwarmintelligenz und flache Hierarchien. Lange Leine. Wie so oft, dürfte der Mittelweg kein falscher sein. 

    Egal, ob Mannschaften, Klassen oder Mitarbeiter von der guten Sache überzeugt werden sollen: Gelingt das nicht, wird genau eine Person dafür verantwortlich gemacht. Da bekommen auch ebene Hierarchien plötzlich Stufen. Um ein Scheitern zu verhindern, ist es zuträglich, möglichst glaubwürdig zu handeln. 

    Ein Trainer sollte mit gutem Beispiel vorangehen

    Der Mathelehrer sollte das Einmaleins beherrschen, Kim Jong-un die gängigsten Foltermethoden, ein Tennistrainer die Vorhand. Leading by example wird dieses Prinzip im angelsächsischen Sprachgebrauch genannt. Was ja reichlich wichtigtuerisch klingt – das aber ist ein Seitenarm der Führungsphilosophien. Philosophie: auch immer wichtig. Quintessenz: Mit gutem Beispiel vorangehen. 

    Joachim Löw beispielsweise joggte frühmorgendlich am brasilianischen Strand entlang. Seine Spieler liefen daraufhin ihren Gegenspielern davon. Von der WM in Russland hingegen blieb das Bild des an der Laterne lehnenden Bundestrainers. Der Ausgang der Weltmeisterschaft ist bekannt.

    Didier Deschamps will sich ähnliche Langleinigkeit nicht nachsagen lassen. Da das französische Team vor Talent geradezu überquillt, muss sich der Teamchef gar keine Mühe machen, seinen Spielern Hinweise für eine gelungene Ballannahme zu geben. Wenn sich die Equipe Tricolore in der Vergangenheit frühzeitig von Turnieren verabschiedete, lag das meist an disziplinarischen Auffälligkeiten. Nicht aber unter Deschamps. 

    Der 55-Jährige ist fleischgewordene Disziplin. Jeden Tag würde er eine Stunde planken, erzählte er. Schulter, Rumpf, Bauch – kaum eine Muskelgruppe, die nicht vom Planken profitiert. Was ja nichts anderes als ein Unterarmstütz ist. Deschamps begibt sich eine Stunde in die kräftigende Position. Am Stück. Das ist ziemlich anstrengend, weil ziemlich lange. Zeit hat er nicht, Zeit nimmt er sich. 

    Deschamps hat Erfolg mit seiner Methode

    Die Methode scheint bei seiner Mannschaft zu verfangen. Noch sind keine Disziplinlosigkeiten bekannt geworden. Möglicherweise, weil die Spieler schlicht Angst vor ihrem breitschultrigen Boss haben. Angst gerät überhaupt niemals aus der Mode, wenn es um effektives Führen geht.

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