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Fußball: Eine runde Sache wird 100: Alles Gute, Eckentor

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Eine runde Sache wird 100: Alles Gute, Eckentor

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    Die Ecke kam spät ins Regelwerk, das Eckballtor sogar noch später. Nun wurde es 100 Jahre alt.
    Die Ecke kam spät ins Regelwerk, das Eckballtor sogar noch später. Nun wurde es 100 Jahre alt. Foto: Christian Charisius, dpa

    Im Fußball geht es sehr viel, wenn nicht sogar hauptsächlich um das Runde. Das ist ja richtig so. Wenn jedoch vom Eckigen die Rede ist, ist damit der Kasten gemeint. Also die Kiste. Oder das Tor eben, in das jener runde Ball idealerweise möglichst oft platziert werden sollte. Das eigentlich Eckige fristet aber oft ein Schattendasein: die Ecke. Dabei gilt doch seit frühesten Zeiten auf dem Bolzplatz die Regel: drei Ecken ergeben einen Elfer, sozusagen ein Rundes auf dem Punkt.

    Der Fußball pflegt ein ambivalentes Verhältnis zur Ecke. Als „richtig schön“ gelten Treffer nach Ecken nicht. Speziell die großen Teams haben den Anspruch, aus ihrer Dominanz - auf dem meist 68 mal 105 Metern langen Rechteck namens Spielfeld - heraus Tore bejubeln zu können.

    Erst 1872 kam die Ecke ins Regelbuch des Fußballs

    In den ersten Fußballregeln, die 1863 definiert wurden, kam die Ecke noch gar nicht vor. Einige Zeit galt: Wenn der Ball die Grundlinie passierte, gab es Abstoß – egal, wer ihn darüber bugsiert hatte. Ein gefundenes Fressen für dunkle Kräfte, die das Spiel dadurch verzögerten. Neun Jahre später, 1872, erblickte der Eckball das Licht der Welt – und seither wird geflankt, taktiert und über Schützen gejammert. Allerdings sollte es weitere geschlagene 52 Jahre dauern, ehe die Ecke ein weiteres Recht zugeschlagen bekam.

    Lange Zeit zählten Ecken, die direkt ins Eckige getreten wurden, nicht als Tore. Das ist schade und ungerecht, weil diese Variante so ziemlich die einzige Chance ist, auch bei einer Ecke von einem „richtig schönen“ Treffer sprechen zu können. Im Sommer 1924 war es dann schließlich soweit: Die Regelhüter erlaubten das Erzielen eines Eckentores. Im Oktober desselben Jahres durfte die Fußball-Welt den ersten Treffer dieser Art bejubeln: Im Länderspiel gegen Uruguay schoss der Argentinier Cesáreo Onzari eine Ecke von links mit dem rechten Fuß – und düpierte Andrés Mazzali im Tor der „Urus“. Weil Uruguay zu diesem Zeitpunkt amtierender Olympiasieger war, spricht man in Südamerika heute noch von einem „gol olímpico“, wenn eine Ecke auf diese Weise verwandelt wird.

    Bernd Nickel schaffte bei Eckballtoren ein besonders Kunststück

    Dennoch ist ein Gol Olimpico ein seltener Edelstein in der täglichen Torflut. Günther Netzer, Mario Basler und Bernd Nickel lauten die Namen der Herren, die das Runde über das Eckige ins Eckige gebracht haben. Nickel schaffte sogar das Kunststück, aus allen vier Ecken des Frankfurter Waldstadions direkt zu treffen. Der Letzte, der auf diese Weise in einem deutschen Stadion jubeln durfte, war übrigens Amine Naifi, der im Oktober 2023 so seinem 1. FC Saarbrücken einen Punkt gegen Lübeck rettete.

    Sie alle sind Nachfolger Onzaris, der 1964 in Buenos Aires diese Welt verlassen hatte. Seither gilt unverändert: Wenn die Ecke ins Eckige kommt, ist das eine rundherum runde Sache.

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