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Fußball: Ein Aufsteiger wie kein anderer: Wie Heidenheim die Bundesliga packen will

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Ein Aufsteiger wie kein anderer: Wie Heidenheim die Bundesliga packen will

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    Heidenheim-Trainer Frank Schmidt beim Trainingsauftakt des Aufsteigers.
    Heidenheim-Trainer Frank Schmidt beim Trainingsauftakt des Aufsteigers. Foto: Heiko Becker, dpa

    Der 1. FC Heidenheim ist da – und ist nicht gewillt, sofort wieder zu gehen. Der Verein von der Ostalb, 2009 noch Regionalligist, will seinen Weg auch in der Beletage des deutschen Fußballs gehen und setzt auf dieselben Werte, die ihn nach oben brachten. Hört sich langweilig an, ist es aber nicht.

    Ist Heidenheims Aufstieg ein Märchen?

    Klares Jein. Nein, weil die finanzielle Basis stimmt: Auch wenn der FCH in der vergangenen Saison nicht über die finanziellen Mittel wie etwa der Hamburger SV verfügte, steht hinter dem Klub doch ein ebenso breites wie solides Sponsorenfeld: Über 500 Firmen umfasst der Sponsoring-Pool des Vereins, der als 57. Bundesligist die große Bühne betreten wird. Die meisten, aber nicht alle Geldgeber stammen aus der Ostalb, der Heimat des Vereins. Trotzdem war der FCH in der vergangenen Saison nur im Mittelfeld der zweiten Liga. Das eingesetzte Geld wird nicht verplempert, sondern sinnvoll eingesetzt. Ein bisschen Märchen ist also schon dabei.

    Schön und gut, aber ist Heidenheim nicht ein bisschen langweilig?

    Wer den FCH als langweilig empfindet, darf gerne ein zweites Mal hinsehen und darf feststellen, dass er sich getäuscht hat. In keinem anderen Klub sind derart viele Urgesteine im Einsatz. Vorstandschef Holger Sanwald etwa ist seit 28 Jahren an Bord, startete als Abteilungsleiter. Der vor 56 Jahren in Giengen geborene und in Heidenheim aufgewachsene Sanwald ist der starke Mann im Klub, holte 2007 den heutigen Trainer Frank Schmidt als Spieler zum FCH. Schmidt erblickte im Heidenheimer Krankenhaus das Licht der Welt – das Gebäude kann man vom Stadion am Schlossberg sehen. Seit 16 Jahren ist er Trainer bei seinem Heimatverein – kein anderer Coach im deutschen Fußball kommt auf mehr Dienstjahre. Angebote von anderen Vereinen hat es in dieser Zeit genug gegeben. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte Schmidt aber, warum er immer dem FCH treu blieb: "Meine erste Freundin ist auch meine jetzige Frau, mit der ich seit Jahrzehnten glücklich verheiratet bin."

    Warum hat Heidenheim immer so ein Glück mit den Neuzugängen?

    Tatsächlich wirkt es so, dass sich der FCH kaum Fehlgriffe leistet. Beispiele aus der letzten Saison: Lennard Maloney kam ablösefrei vom BVB II – und wurde sofort im defensiven Mittelfeld Stammspieler. Selbiges gilt für Jan-Niklas Beste, der von Werder Bremen kam und mit zwölf Treffern und 13 Vorlagen ebenfalls entscheidenden Anteil am Aufstieg hatte. Und wenn Heidenheim mal viel Geld investiert wie für Rückkehrer Tim Kleindienst, der 2021 für 3,5 Millionen Euro aus Genk kam, zahlt auch der es zurück: Mit 25 Treffern wurde er zuletzt Zweitliga-Torschützenkönig. Warum so oft Volltreffer dabei sind, erklärt Sanwald wie folgt: "Ich weiß schon sehr genau, welcher Spielertyp bei Frank Schmidt funktioniert und welcher nicht. Ich kenne ihn in- und auswendig. Es gibt ein klares Anforderungsprofil, klare Erfahrungswerte. Deswegen können wir mit geringeren Mitteln wettbewerbsfähig sein." Jeder Spieler im Kader spricht deutsch, kommt idealerweise zudem noch aus der Region.

    Das Stadion ist aber mit 15.000 Plätzen eigentlich zu klein?

    Eigentlich ja. Nur mit einer Ausnahmegenehmigung darf der Verein in der Voith Arena spielen, die übrigens das am höchsten gelegene Stadion im deutschen Profifußball ist (555 Meter über NN). Langfristig sollen aber 25.000 Fans Platz haben. Wenn alles gut läuft, sollen die Bauarbeiten schon im nächsten Jahr starten – eine Entscheidung des Gemeinderates vorausgesetzt.

    Ok. Aber die Bundesliga ist doch zu groß für Heidenheim, oder?

    Wenn alles normal verläuft, wird Heidenheim zwar in der Tabelle unten zu finden sein. Es gibt kaum Spieler, die Bundesligaerfahrung haben, die erste Liga ist für den gesamten Klub Neuland. Was jedoch für den FCH spricht: Im Gegensatz zu Mitaufsteiger Darmstadt hat der Verein keinen einzigen Leistungsträger verloren, bei der Auswahl der Neuzugänge ist der Klub seinem Weg treu geblieben. Und Schmidts Mannschaft hat es bisher in jedem Jahr geschafft, die Erwartungen zu übertreffen. Vor allem auf die Heimstärke baut der Coach, 40 Punkte wurden vergangene Saison zu Hause geholt.

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