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Fußball: Die kleinen Bayern sorgen in der 3. Liga für Furore

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Die kleinen Bayern sorgen in der 3. Liga für Furore

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    Die Spieler des FC Bayern München II bejubeln den späten Ausgleichstreffer in Magdeburg. Nach 34 Spieltagen ist die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß Tabellenführer in der 3. Liga.
    Die Spieler des FC Bayern München II bejubeln den späten Ausgleichstreffer in Magdeburg. Nach 34 Spieltagen ist die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß Tabellenführer in der 3. Liga. Foto: Jan Hübner

    In gut einer Woche könnte der FC Bayern eine zweite Meisterschaft feiern: Die U23 der Münchner sorgt in der umkämpften 3. Liga für Furore und steht nach 34 Spieltagen ganz oben in der Tabelle. Auch wenn die kleinen Bayern gemäß der DFB-Spielordnung nicht aufsteigen dürfen, ist nun der Titel das Ziel: „Wir wollen zunächst den Drittliga-Rekord von Hermann Gerland knacken, dazu brauchen wir noch zwei Punkte. Aber klar, wir sind Tabellenführer und werden nun versuchen, diesen Platz bis zum Schluss zu verteidigen“, sagt Jochen Sauer, seit 2017 Chef der Jugendakademie „FC Bayern Campus“ gegenüber unserer Redaktion.

    Der 47-Jährige, der zuvor Geschäftsführer bei RB Salzburg war und auch schon für den VfL Wolfsburg und Hertha BSC gearbeitet hat, habe nicht damit gerechnet, dass die junge Truppe als Aufsteiger eine derart gute zweite Saisonhälfte spielen würde. Noch im Dezember stand Bayern II lediglich auf Rang 15 in der Drittliga-Tabelle, der Vorsprung auf die Abstiegsplätze betrug drei Zähler. „Wir hatten erwartet, dass die Vorrunde nicht ganz einfach wird“, sagt Sauer.

    Seit der Winterpause hat Bayern München II erst ein Spiel verloren

    Jochen Sauer
    Jochen Sauer Foto: dpa

    Die Nachwuchsmannschaft des deutschen Rekordmeisters bräuchte jedes Jahr ihre Zeit, um sich zu akklimatisieren. „Spieler, die aus dem Jugendbereich herauskommen, sind die Athletik und den körperlichen Fußball im Herrenbereich zu Beginn noch nicht so gewohnt.“ Das sei auch schon zu Regionalliga-Zeiten zu beobachten gewesen. Das ursprüngliche Ziel, den Klassenerhalt „einigermaßen entspannt“ hinzubekommen, war bald nach dem Jahreswechsel erreicht. Dank einer beeindruckenden Serie: Seit der Winterpause haben die kleinen Bayern elf von 14 Spielen gewonnen und nur eines verloren.

    Am Wochenende zeigte die Mannschaft in Magdeburg tolle Moral und holte nach 0:2-Rückstand noch ein Unentschieden. Den Treffer zum 2:2 in der Nachspielzeit erzielte Timo Kern. Der Mittelfeldspieler ist einer von drei Spielern im Team, die ihren 30. Geburtstag bereits hinter sich haben.

    Seit dieser Saison steht Uli Hoeneß' Neffe an der Seitenlinie

    „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, drei, vier erfahrene Stützen im Team zu haben, um unseren jungen Spielern Orientierung und Halt zu geben“, sagt Sauer. Kern, 30 Jahre alt, Maximilian Welzmüller, 30, und Kapitän Nicolas Feldhahn, 33, haben zusammen bereits 479 Drittliga-Einsätze auf dem Buckel und bilden auf dem Spielfeld den verlängerten Arm von Trainer Sebastian Hoeneß, Sohn des Ex-Bayern-Stürmers Dieter Hoeneß und Neffe von Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Der 37-Jährige hatte das Traineramt erst zu Saisonbeginn übernommen, zuvor stand er zwei Jahre lang bei der U19 des Rekordmeisters an der Seitenlinie.

    Laut transfermarkt.de beträgt das Durchschnittsalter des jüngsten Kaders der Liga 21,8 Jahre. Zu den größten Talenten gehören Torhüter Christian Früchtl, Abwehrspieler Lars Lukas Mai, Mittelfeldmann Sarpreet Singh oder der niederländische Stürmer Joshua Zirkzee, die allesamt bereits für das Profiteam zum Einsatz kamen oder zumindest im Kader standen. Vor allem Zirkzee hat dabei nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht: Mit vier Treffern und einer Vorlage in neun Bundesligaspielen weist er eine mehr als beachtliche Bilanz auf. In der 3. Liga war Zirkzee in 16 Spielen hingegen erst zweimal erfolgreich und lieferte drei Assists.

    Statistenrolle im Aufstiegskampf macht den Spielern nichts aus

    Für das Nachwuchsleistungszentrum der Bayern sei der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die 3. Liga enorm wichtig gewesen, sagt Sauer. Das dortige Wettbewerbsumfeld sei viel näher am Bundesligafußball und an der Qualität der Profimannschaft als jenes in der Regionalliga. Dabei spielten neben sportlichen Aspekten auch die Rahmenbedingungen eine Rolle. Der Nachwuchs-Chef verweist auf Auswärtsspiele bei Traditionsvereinen, zu denen oft mehr als zehntausend Zuschauer kommen. „Die Spieler verspüren einen ganz anderen Druck von außen und müssen diesem auch standhalten.“

    Beim Derby gegen den TSV 1860 München am Mittwochabend (20.30 Uhr) wäre ebenfalls mit einer stattlichen Kulisse zu rechnen gewesen – doch wegen der Corona-Krise dürfen auch in der 3. Liga keine Fans in die Stadien. Nach drei Niederlagen in den letzten fünf Spielen befinden sich die Löwen sechs Punkte hinter den kleinen Bayern im vorderen Mittelfeld der engen Drittliga-Tabelle. Das 1:1-Unentschieden im Hinspiel Ende November haben 15000 Zuschauer im Grünwalder Stadion verfolgt. „Das war schon ein wahnsinniges Highlight für die Jungs“, sagt Sauer. „Aber auch so gehe ich davon aus, dass sie hoch motiviert in das Duell reingehen werden.“

    Anschließend stehen noch die Partien bei Absteiger Jena und zu Hause gegen Duisburg an, zum Saisonfinale reisen die Münchner an den Betzenberg nach Kaiserslautern. Dass die kleinen Bayern im Aufstiegskampf nur Statisten sind, sei für die Spieler kein Problem, versichert Sauer: „Das macht für uns keinen Unterschied. Jeder, der in einer zweiten Mannschaft in der 3. Liga spielt, weiß ja, dass er nicht aufsteigen kann.“

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