Die deutsche Nationalmannschaft hat bei dem avisierten Neustart nach der Weltmeisterschaft einen ersten Rückschlag hinnehmen müssen. Drei Tage nach dem souveränen 2:0-Erfolg gegen Peru verlor die Mannschaft am Dienstagabend mit 2:3 gegen Belgien.
Es gibt diese Tage, an denen schnell klar ist, dass die Arbeit einen eher zähen Verlauf nehmen wird. So war aus Sicht der deutschen Nationalmannschaft nichts Gutes anzunehmen, als Timo Werner in der 5. Minute einen Papierflieger vom Feld befördern wollte. Die Fans hatten sich zuvor einen Spaß daraus gemacht, Teile der Choreographie zusammengefaltet in Richtung Spielfeld zu werfen. Als Werner den Papierjumbo nun also wieder vom Spielfeld zu schleudern gedachte, bohrte sich der zwei Meter später wieder in den Boden. Bruchlandung. So wie kurz darauf die gesamte deutsche Nationalmannschaft.
Deutschland gegen Belgien: Schwacher Start des DFB-Teams
Das Team von Trainer Hansi Flick kollabierte kurzzeitig gegen Belgien und hatte Glück, nach einer halben Stunde nicht schon aussichtslos zurückzuliegen. Die beiden frühen Treffer von Yannick Carrasco (6.) und Romelu Lukaku (9.) hatten ihre Wirkung nicht verfehlt und ließen die deutschen Spieler von Verlegenheit zu Verlegenheit taumeln.
Der gegen Peru noch als Debütant überzeugende Marius Wolf hatte sich beim ersten Tor allzu leicht von Carrasco ausspielen lassen, ehe der Belgier überlegt abschloss. Beim zweiten Treffer hob in David Raum der andere Außenverteidiger das Abseits auf, so dass Lukaku nach einem feinen Zuspiel von Kevin de Bruyne ungestört auf Marc-André ter Stegen zulaufen und anschließend treffen konnte. Anschließend patzte Wolf plump und hatte Glück, dass Dodi Lukebakio nach seinem Sprint über das gesamte Feld am Tor vorbei schoss. Lukaku köpfte hernach noch an die Latte und das Ergebnis von 0:2 konnte als das Beste gelten, was dem deutschen Team bis dahin an diesem Abend widerfahren ist.
Flick wechselt noch in der ersten Halbzeit
Flick sah sich schließlich gezwungen, früh Maßnahmen zur Schadensregulierung einzuleiten. Nach einer halben Stunde wechselte er Felix Nmecha und Emre Can für den angeschlagenen Münchner Leon Goretzka sowie Florian Wirtz ein. Die Umstellungen zeigten prompt ihre Wirkung. Vor allem am energischen Can konnte sich die DFB-Elf aufrichten. Der Dortmunder brachte mit Energie und Körperlichkeit zwei zuvor im deutschen Team fehlende Tugenden auf das Feld.
Die von Domenico Tedesco betreuten Belgier waren zwar weiterhin das harmonischer kombinierende Team, allerdings kamen sie mit spielerischer Eleganz nicht mehr zu derart herausragenden Chancen wie noch zuvor. Kurz vor der Pause war es dann eine der urdeutschen Fähigkeiten, die die Auswahl von Flick zurück ins Spiel brachte: mit einem Standard aus wenig viel zu machen. Niclas Füllkrug köpfte eine Ecke an die Hand Lukakus und verwandelte den anschließenden Elfmeter sicher. Aus der Bruchlandung war plötzlich ein Unfall geworden, der sich vielleicht noch ausbeulen ließe.
DFB-Team mit guter zweiter Halbzeit gegen Belgien
Der in der Vergangenheit oftmals vergeistigt wirkenden deutschen Mannschaft schien es nun zu gefallen, die zuletzt vermissten Tugenden einem Praxistest zu unterziehen. Das Team suchte Zweikämpfe und drängte die Belgier in deren Hälfte. Unterstütz wurde es dabei vom Kölner Publikum, das für die beste Stimmung bei einem Länderspiel in Deutschlands seit langer Zeit sorgte. Doch weder Serge Gnabry, noch Niclas Füllkrug oder Joshua Kimmich konnten ihre Abschlüsse zielgenau auf das Tor von Koen Casteels setzen. Wirklich hochkarätige Chancen allerdings ergaben sich nicht. Anders als bei den Belgiern.
Die nutzten einen ihrer wenigen Konter, um in der 78. Minute durch den überragenden de Bruyne das 3:1 zu erzielen. Die Deutschen waren aber nicht gewillt, die sich nun deutlich anbahnende Niederlage zu akzeptieren. Nach mehreren guten Chancen schoss Serge Gnabry in der 87. Minute nach Vorarbeit des eingewechselten Kevin Schade zum Anschlusstreffer ein. Regen, stehende Fans, Grätschen – es war angerichtet für ein deutsches Happy End. Es sollte aber keines geben. So bleibt eine Niederlage, aus der sich möglicherweise mehr lernen lässt als aus einem glücklichen Remis. Totalschaden aber immerhin erlitt diese Mannschaft nicht. Das ist mehr, als nach 20 Minuten anzunehmen war.