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Fußball: Der TSV 1860 ist im Höhenflug, macht sich aber selbst Probleme

Fußball

Der TSV 1860 ist im Höhenflug, macht sich aber selbst Probleme

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    Die Löwen-Fans können sich mit Hasan Ismaik nicht anfreunden.
    Die Löwen-Fans können sich mit Hasan Ismaik nicht anfreunden. Foto: Sven Leifer, Imago

    Eigentlich sollte die Stimmung anlässlich des perfekten Saisonstarts des TSV 1860 München grandios sein. Eine Ausbeute von fünf Siegen in den ersten fünf Saisonspielen stehen für die Löwen in Liga drei zu Buche. Noch nie startete man in Giesing klassenübergreifend besser in eine neue Spielzeit, als in diesem Jahr. Nach Jahren, in denen erst gar nicht gewagt wurde, Worte wie Aufstieg überhaupt in den Mund zu nehmen, träumen die Blauen wieder von einer Rückkehr in die zweite Bundesliga. Und das, obwohl viele nach der schweren Verletzung von Torschützenkönig Marcel Bär – 21 Tore in der Vorsaison – das Schlimmste befürchteten. Als klar wurde, dass der Angreifer nach seiner Knöchelverletzung erst wieder im neuen Jahr die Schuhe schnüren würde, war der Aufschrei unter 60-Anhängern nach einem neuen Stürmer riesig.

    Um einen Posten im Sechzig-Fanshop gibt es Ärger

    Dabei scheint der Bär-Ersatz aus den eigenen Reihen zu kommen. Die Rede ist von Fynn Lakenmacher. Auf den ersten Blick erinnert er an Ex-Dortmunder Erling Haaland. Blonde Haare, robust gebaut und weist mit seinen 1,88 Metern die perfekten Voraussetzungen für die Sturmspitze auf. Der 22-Jährige traf bislang zweimal. Letztlich ist es aber das Löwen-Kollektiv, dass den schmerzlichen Ausfall bislang gut kompensiert. Die Arbeitsteilung klappt und profitiert zusätzlich von Lakenmachers Engagement. Alles könnte perfekt sein – wären da nicht wieder interne Streiterein in Giesing.

    Dabei geht es in erster Linie um einen Markenrechtsstreit zwischen Investor Hasan Ismaiks Merchandising GmbH, dem Verein und der aktiven Fanszene. Letztere bezichtigt Ismaik der "plumpen Kopie". Auf der Webseite des e.V. verkaufen Anhänger der Münchner seit Juni 2021 Fankleidung mit einem Löwen-Emblem und dem Slogan "Wir sind der Verein – 1860 München". Seit knapp zwei Monaten finden sich im offiziellen Löwenshop zum verwechseln ähnliche Designs.

    Konflikt spitzt sich bei Heimspiel in München zu

    Den Hauptschuldigen wollen die Anhänger mit Ismaiks Platzhalter, Anthony Power, ausgemacht haben. Dieser ist Geschäftsführer der Merchandising GmbH, agiert aber als Ismaiks Mann vor Ort und war in den vergangenen Wochen nicht gerade um seine Beliebtheit bei den Fans bemüht. Für Benedikt Niedergünzl, dem Erfinder des Claims, ist das "ganz kalkulierte Provokation". Grund dafür sieht er nicht in den Designs, "die Ismaik so gut gefallen haben könnten", sondern in den zwei großen Schwenkfahnen mit dem durchgestrichenen Konterfei Ismaiks, die bei jedem Heimspiel gut sichtbar hinter dem Tor im Fokus stehen. "Das ist die Folge", betont Niedergünzl.

    In Fan-Kreisen hat die Nachricht über das Imitat schnell die Runde gemacht. "Vielen ist nun bewusst, was mit dem Geld passiert, je nachdem, wo man seine Ware kauft", ergänzt Niedergünzl. Denn Einnahmen des Originals kommen der Jugendarbeit zu gute, während die Marketingrechte und folglich auch die Einnahmen daraus bei Investor Ismaik liegen.

    Vor rund zwei Wochen spitzte sich der Konflikt zu. Im Heimspiel gegen den SV Meppen (4:0) sorgten verstärkte Einlasskontrollen für Ärger. Fan-Utensilien mit Anti-Ismaik-Logos mussten draußen bleiben. Viele der Anhänger entschlossen sich daraufhin, ebenfalls dem Spiel fern zu bleiben. "Das lässt sich doch kein mündiger Fan vorschreiben", betont Niedergünzl. Die Ultras appellieren an die Meinungsfreiheit und sprechen von einem bewussten Versuch der Zensur. Dennoch kam eine der großen Schwenkfahnen mit Ismaiks durchgestrichenem Porträt trotz aller Kontrollen ins Stadion.

    Unruhe gehöre gewissermaßen zum Markenkern von 1860 München

    Die Beziehung zwischen Ismaik und weiten Teilen der Anhängerschaft ist auch elf Jahre nach dessem Einstieg schwierig. Ruhe will trotz des Saisonstarts in Giesing nicht einkehren. Für Niedergünzl aber hat sowohl "Diskussion und die Freude über eine bislang tolle Saison" Platz auf den Rängen. Mannschaft und Trainer lassen sich von dem Marken-Streit nicht beeindrucken. Unruhe im Umfeld gehört ja gewissermaßen zum Markenkern der Sechziger.

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