Im Hause Hoeneß herrschen starke familiäre Bande – egal, ob das Oberhaupt Dieter oder Uli heißt. Zu sehen bekam man das stets im Falle des FC Bayern, der von Patriarch Uli als eine Art Familienbetrieb geführt wurde – auch wenn die Strukturen des FCB nur noch wenig mit einem Verein und viel mehr mit einem globalen Konzern gemein haben. Eisernes Gesetz: Wer der Familie in die Quere kommt, bekommt eine Breitseite der Marke Hoeneß.
Dass auch Sebastian Hoeneß, Sohn von Dieter und Neffe von Uli, in Familienangelegenheiten keinen Spaß versteht, bekam im Jahr 2009 die Führungsriege von Hertha BSC Berlin zu spüren. Vater Dieter Hoeneß war zuvor nach langen internen Querelen von seinem Posten als Manager zurückgetreten, Sebastian war Kapitän der zweiten Mannschaft des Hauptstadtklubs. Bei der Saisonabschlussfeier der U23 kam es zum Eklat. In Richtung des Vizepräsidenten Jörg Thomas gerichtet, polterte Hoeneß junior: "Na, freuen Sie sich? Jetzt haben Sie es ja endlich geschafft!" Für den damals 27-Jährigen, der eigentlich als zurückhaltend gilt, war das der Anfang vom Ende der Spielerkarriere. Ein Jahr später wurde der auslaufende Vertrag nicht mehr verlängert, einen neuen Verein suchte sich der Mittelfeldakteur danach nicht mehr.
Uli Hoeneß war von der Verpflichtung seines Neffens nicht angetan
Als Spieler konnte Hoeneß die große Familientradition nicht fortführen: In seiner Vita stehen ein Einsatz im DFB-Pokal sowie 172 Dritt- oder Viertligaspiele. Weitaus mehr Talent scheint er hingegen für den Trainerjob mitzubringen: Nach nur einem Jahr bei der U17 von Hertha Zehlendorf in Berlin holte ihn Ralf Rangnick, der ihn als Profi aus Hoffenheim kannte, zu RB Leipzig. Bei den Sachsen holte er als Coach der U17 einen sensationellen Punkteschnitt von 2,27 pro Spiel, sodass im Jahr 2017 der FC Bayern auf ihn aufmerksam wurde. Der Schritt zu seinem "Herzensklub", wie der gebürtige Münchner sagte, war aber einer mit Bauchschmerzen. Sein Onkel Uli Hoeneß war alles andere als angetan von der Idee, seinen Neffen zum Jugendcoach zu machen: "Uli wusste, was das mit sich bringen kann, dass da immer etwas mitschwingt." Der Name Hoeneß ist eben nicht so unverfänglich wie Müller oder Huber – auch wenn der Namensträger selbst sich daran gewöhnt hat, wie Sebastian Hoeneß sagt: "Der Name polarisiert. Aber ich kenne es nicht anders und habe gelernt, damit umzugehen."
In der Tat ließ sich Sebastian Hoeneß davon nicht beeindrucken: Die zweite Mannschaft des FC Bayern, die gerade erst in die 3. Liga aufgestiegen war, übernahm er zu Saisonbeginn und führte das Team zur Meisterschaft. Hoeneß steht für einen modernen Ansatz, hospitierte bei Thomas Tuchel oder Pep Guardiola und erhält bei der TSG einen Vertrag bis 2023. Damit ist der 38-Jährige innerhalb von neun Jahren vom Jugendcoach eines Oberligavereins zum Bundesligatrainer geworden. Es ist eine Entwicklung, die selbst für schärfste Kritiker nicht mehr mit einem möglichen Namens-Bonus zu erklären sein dürfte.
Folgt beim FC Bayern bald Schweinsteiger auf Hoeneß?
Beim FC Bayern geht nun die Suche nach einem Nachfolger für die zweite Mannschaft los. Wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic sagte, soll eine "zeitnahe Entscheidung" getroffen werden. Gut möglich, dass bei den "kleinen Bayern" bald ein weiterer großer Name an der Seitenlinie steht: Tobias Schweinsteiger, Bruder von Weltmeister und Vereinslegende Bastian Schweinsteiger und zuletzt Co-Trainer des Hamburger SV, ist im Gespräch.
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