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Fußball: Der Fußball-Alleinherrscher: Gianni Infantino bleibt Fifa-Präsident

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Der Fußball-Alleinherrscher: Gianni Infantino bleibt Fifa-Präsident

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    Gianni Infantino ist als FIFA-Präsident wiedergewählt worden.
    Gianni Infantino ist als FIFA-Präsident wiedergewählt worden. Foto: Alessandra Tarantino/AP, dpa

    So etwas Kleinkariertes wie eine formelle Abstimmung war dann nicht nötig. Per Akklamation, also per Zustimmung durch Beifall, wählten die Delegierten auf dem Kongress des Fußball-Weltverbandes Fifa ihren alten und neuen Präsidenten Gianni Infantino. Bei dem Treffen in der ruandischen Hauptstadt Kigali hatte es von Beginn an keinerlei Zweifel an der Wiederwahl des 52-jährigen Schweizers gegeben, einen Gegenkandidaten gab es nicht. Kritik an dem Alleinherrscher, der den Weltverband längst nach seinen Bedürfnissen umgebaut hat, hatte es ohnehin nur in sehr dosierter Form gegeben: Die nationalen Verbände aus Deutschland, England, Schweden und Norwegen hatten nicht geklatscht und Infantino damit die Gefolgschaft verweigert. Kritische Nachfragen hatte es aber auch von den europäischen Vertretern nicht gegeben.

    Sie wären wohl auch verhallt in der Welt eines Präsidenten, den viele Beobachter wie der Antikorruptionsexperte Mark Pieth als "Diktator der unangenehmsten Art" bezeichnen. Denn wer im System Infantino nicht das macht, was Infantino will, befindet sich schnell auf dem Abstellgleis. Seit seiner Inthronisation hat sich der Schweizer nahezu aller Kontrollinstanzen im eigenen Haus entledigt. Als Beispiel dafür gilt Fatma Samoura. Die ehemalige UN-Diplomatin aus dem Senegal ist seit 2016 Generalsekretärin der Fifa, tritt aber kaum in Erscheinung.

    Fifa-Präsident Gianni Infantino: "Ich liebe euch alle"

    So hart Infantino intern wirkt, so jovial gibt er sich in seiner Außendarstellung. Infantino lächelt viel, schüttelt gerne Hände und klopft auch gerne auf alle Schultern, die in seiner Nähe stehen. Nach seiner Wiederwahl sprach er von einer "unglaublichen Ehre" und gab sich versöhnlich mit seinen (zumeist europäischen) Kritikern: "Alle, die mich lieben, alle die mich hassen, ich weiß, es gibt da ein paar – ich liebe euch alle." 

    Wo viel Liebe da ist, kann man schließlich auch viel zurückgeben – und Infantino kennt das beste Argument, um sich die Zuneigung der Fifa-Mitgliedstaaten zu sichern: Geld. Unter seiner Regentschaft sprudeln die Einnahmen des Fußball-Weltverbands: Alleine in den vergangenen vier Jahren nahm der Weltverband 7,25 Milliarden Euro ein, was einem Nettoergebnis von einer Milliarde Euro entspricht. Dieses Geld verteilt der Schweizer an die Fifamitglieder. Das Prinzip Infantino: Die Kleinen werden mit Geschenken gefügig gemacht, bei finanzkräftigen Ländern wie Katar, Russland oder Saudi-Arabien übersah der Fifa-Präsident schon mal die ein oder andere Menschenrechtsproblematik. Das Praktische daran: Die Stimme von kleinen Inselstaaten wie Aruba zählt genauso wie die von großen Fußball-Nationen wie Deutschland oder England. Und eine einfache Mehrheit genügt für den derzeit unwahrscheinlich erscheinenden Fall einer Kampfkandidatur. Nur 55 der 211 Verbände sind in Europa gelegen.

    Die Vorwürfe gegen ihn empfindet Infantino als "ermüdend"

    Dass der Fifa-Weltkongress in Afrika stattfand, ist kein Zufall: Infantino hat sich längst vom europäischen Verband Uefa abgewandt – und das, obwohl er einst als Generalsekretär der

    Die Zukunftsaussichten sind nach Ansicht Infantinos selbstredend prächtig. Bedeutet: Künftig soll es dank einer ab 2025 startenden Klub-WM mit 32 Teams und einer Aufstockung der WM 2026 in Kanada, den USA und Mexiko auf dann 48 Mannschaften noch mehr Spiele, folglich noch mehr Geld geben. Etwa elf Millarden Euro sollen bis 2026 eingenommen werden. Und er selbst, der erst mal bis 2026 im Amt ist, will bis mindestens 2031 an der Spitze der Fifa stehen. Dem Fußball stehen großartige Zeiten bevor. Zumindest, wenn man Gianni Infantino fragt.

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