Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Fußball: Das Milliardenspiel Super League: Ein Urteil und seine Folgen

Fußball

Das Milliardenspiel Super League: Ein Urteil und seine Folgen

    • |
    Im Streit um die Gründung einer Super League hat die Uefa vor dem EuGH eine Niederlage erlitten.
    Im Streit um die Gründung einer Super League hat die Uefa vor dem EuGH eine Niederlage erlitten. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Eine Woche ist es her, seit der Europäische Gerichtshof in seinem Urteil die Macher einer Super League bestärkt hat. Demnach dürfen Uefa und Fifa Vereine und Spieler nicht bestrafen, die an Wettbewerben anderer Anbieter teilnehmen. Ob die europäische Elite-Liga tatsächlich kommt, ist unsicher. Fest steht aber: Für die Welt des Sports (nicht nur für den Fußball-Kosmos) hat die EuGH-Entscheidung weitreichende Folgen. Unterdessen sind neue Details publik geworden, wie der neue Fußball-Wettbewerb aussehen könnte – und woher das Geld stammt, mit dem das finanziert werden soll.

    Laut übereinstimmenden Medienberichten sollen innerhalb der ersten drei Jahre der Super League jeweils fünf Milliarden Euro ausgeschüttet werden, die aus europäischen und nordamerikanischen Investmentfonds stammen – in der Summe also 15 Milliarden Euro. 400 Millionen Euro davon sollen den Amateurvereinen sowie jenen Klubs zugutekommen, die nicht an der Super League teilnehmen. Folglich blieben 4,6 Milliarden Euro, die unter den Teilnehmern einer Super League pro Saison aufgeteilt würden. Zum Vergleich: In der Saison 22/23 schüttete die Uefa 3,5 Milliarden Euro an alle Vereine aus, die an einem europäischen Wettbewerb teilnahmen, der Löwenanteil davon (zwei Milliarden Euro) entfiel auf die Champions League. Der geplante Start der Super League ist im Jahr 2025.

    Die Details zur Super League: 64 Teams in drei Ligen

    Wie diese im Detail aussehen soll, wurde anhand eines Videos deutlich, das die vom deutschen Medienmanager Bernd Reichart geleitete Agentur A22 im Auftrag der Super League veröffentlichte. Demnach gehen 64 Teams in drei Ligen an den Start: Die höchste Spielklasse ist demnach die Star League, gefolgt von der Gold League und der Blue League. Während in den höchsten beiden Spielklassen jeweils 16 Teams teilnehmen, würden sich in der Blue League 32 Teams tummeln. Zugleich wäre die unterste Liga auch diejenige, über die sich Mannschaften aus den jeweiligen nationalen Ligen qualifizieren könnten. Auf- und Abstiege gibt es demnach zwischen allen Ligen, ein Sieger soll über ein Play-off-System ermittelt werden. Zu sehen sollen die Spiele allesamt im Free-TV sein, auf der von A22 entwickelten Plattform Unifiy.

    Die Reaktionen aus der Fußball-Welt sind bislang verhalten – während sich Reichart zuversichtlich zeigt, die 64 notwendigen Vereine zusammenzubekommen. Es gebe "Klubs, die sehr interessiert sind". Namen wolle er aber keine nennen. Die einzigen beiden Vereine, die sich bislang zur Super League bekannt haben, sind die beiden spanischen Klubs Real Madrid und der FC Barcelona. Dem Vernehmen nach soll der SSC Neapel Bereitschaft an der Teilnahme signalisiert haben. 

    Hat eine klare Meinung zu den Super-League-Plänen: Bayern-Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen.
    Hat eine klare Meinung zu den Super-League-Plänen: Bayern-Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Top-Fünf-Ligen im Fußball positionieren sich gegen die Super League

    Der Rest der europäischen Fußball-Szene winkt ab. Die deutschen Vereine waren schon beim ersten Anlauf im April 2021 raus und machten auch diesmal klar: Ohne uns. "Die Tür für die Super League beim FC Bayern bleibt zu", sagte etwa Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, auch der BVB steht laut Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke "nicht zur Verfügung". Offizielle Absagen kamen auch von Manchester United oder Paris St. Germain, der europäischen Klubvereinigung ECA und sämtlichen Vertretungen der Top-Fünf-Ligen. Spaniens Liga-Boss Javier Tebas kritisierte in einer Stellungnahme, dass die Idee des Auf- und Abstiegs eine Illusion sei. Vielmehr würde das eintreten, was schon bei der ersten Auflage der Eliteliga der Fall gewesen sei: Die immer gleichen Vereine würden in der höchsten Liga gegeneinander spielen. "Das ist eine geschlossene Eliteliga unter dem Deckmantel eines offenen Systems mit zweiter und dritter Liga." 

    Zudem dürfte der Imageschaden, den speziell die englischen Vereine bei ihren Fans nach dem gescheiterten ersten Versuch erlitten hatten, noch nachwirken. Der US-Milliardär John W. Henry, Besitzer des FC Liverpool, hatte nach dem Scheitern ein Video an die Fans veröffentlicht, das eine einzige Buße war. "Ich möchte mich bei allen Fans des FC Liverpool für die entstandenen Brüche in den vergangenen 48 Stunden entschuldigen", sagte er in dem zweieinhalb Minuten langen Clip. Es sei klar gewesen, dass das Projekt nie ohne die Unterstützung der Fans überlebensfähig sein werde. "Ihr habt in diesen 48 Stunden klargemacht, dass es keinen Bestand haben wird." Es sind Worte, die in diesen Tagen nachhallen dürften: Fans hatten die Liga-Pläne damals als "Super Gier" bezeichnet. 

    Uefa-Chef Aleksander Ceferin
    Uefa-Chef Aleksander Ceferin Foto: Hans Punz/apa, dpa

    Uefa-Chef Ceferin spottet – und bereitet Sanktionen vor

    Aleksander Ceferin, der Präsident des europäischen Verbandes Uefa, reagierte sarkastisch angesichts der breiten Ablehnung der Super League und sagte in Richtung der Super League: "Sie können kreieren, was immer sie wollen. Ich hoffe, dass sie ihren fantastischen Wettbewerb so bald wie möglich mit zwei Klubs starten." Zugleich bereitete Ceferins Verband offenbar eine Antwort der anderen Art in Richtung des FC Barcelona vor. Wie die Welt am Sonntag unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, droht dem FC Barcelona der Ausschluss aus der Champions League. Der finanziell darbende Verein soll gegen die Finanzregeln der Europäischen Fußball-Union verstoßen haben. Im Detail geht es um den von Barcelona ausgewiesenen September-Nettogewinn: Dieser wurde bei 304 Millionen Euro ausgewiesen. Darin enthalten sollen aber auch Erlöse aus dem Verkauf von Marketing- und TV-Rechten sowie anderen Sportarten enthalten gewesen sein. 

    Dies sei nach den Uefa-Regularien jedoch nicht zulässig für die Bewertung der Drei-Jahres-Bilanz. Die Folge könnte ein Ausschluss Barcelonas aus der Königsklasse ab der Saison 2024/25 für zwei bis drei Jahre sein. Das Bekanntwerden der Vorwürfe zu diesem Zeitpunkt hat zumindest einen Beigeschmack: Dass der marode FC Barcelona eine abenteuerliche Finanzführung hat, ist schon länger bekannt – dass diese nun ausgerechnet nach Bekanntwerden der Pläne für die Super League sanktioniert wird, ist ein zumindest pikanter Zufall.

    Das EuGH-Urteil könnte indes längst nicht nur Auswirkungen auf den Fußball haben, sondern eröffnet allen Sportarten neue Möglichkeiten, in denen alternative Wettbewerbe angedacht sind. Im Radsport etwa beschäftigen sich die großen Profi-Teams schon seit Längerem mit der Idee einer eigenen Rennserie. Der Radsport-Weltverband UCI verhinderte dies bislang immer, hat aber ab sofort ebenso keine juristische Handhabe mehr dagegen wie die Uefa oder die Fifa.

    Wie ist Ihre Meinung zur Super League, soll die Elite-Liga kommen? Lesen Sie hier Pro und Kontra dazu:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden