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Fußball: Cristiano Ronaldo und die Freude an der Beleidigung

Fußball

Cristiano Ronaldo und die Freude an der Beleidigung

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    Keiner wird häufiger beleidigt als Cristiano Ronaldo.
    Keiner wird häufiger beleidigt als Cristiano Ronaldo. Foto: Jon Super/AP, dpa

    Nur die wenigsten Gewissheiten entstammen den vergangenen Jahrzehnten. Das wirklich fundamentale Wissen hoben unsere Vorfahren bereits vor Jahrhunderten, wenn nicht gar vor Jahrtausenden. Die Erde ist keine Scheibe und wird auch keine mehr werden. Feuer wärmt. Dergleichen eben. Natürlich existieren auch Ausnahmen. Seit Menschengedenken galt die Aufteilung in Männlein und Weiblein. Mittlerweile streiten sich die Gelehrten, ob ein wenig Nachdifferenzierung nötig ist. Auch das wiederum ist im Menschen tief verankert (wenn es auch nicht immer so scheint): die Bereitschaft, vermeintliches Wissen zu hinterfragen. Ansonsten würden wir immer noch am Ende der Erde von der Scheibe fallen.

    Nicht gerüttelt aber wird an der apodiktischen Aussage, wonach viel Feind viel Ehr bedeute. Kein Wunder, hat schließlich der Mindelheimer Georg von Frundsberg zu Beginn des 16. Jahrhunderts gesagt. Und wer würde gerne einem dieser dickschädligen Unterallgäuer widersprechen?

    Für Oliver Kahn waren Anfeindungen Ansporn

    Die alte Weisheit erfährt nun in England mal wieder eine moderne Bestätigung. Dort hat die Medienaufsichtsbehörde untersucht, welcher Spieler am häufigsten auf Twitter beleidigt wird. Wenig überraschend war es Cristiano Ronaldo. Innerhalb der ersten fünf Monate der vergangenen Saison (dem Zeitraum der Studie) erhielt der Portugiese 12.500 beleidigende Nachrichten und führte die Tabelle damit mit großem Abstand an. Sportler gehen mit derlei Anfeindungen gelassen um, empfinden sie ganz im Frundsbergschen Sinne als Ehre. "Das ganze Stadion wird gegen uns sein. Ganz Deutschland wird gegen uns sein. Etwas Schöneres gibt es gar nicht", sagte beispielsweise Oliver Kahn, als er noch Bananen aus den Strafräumen der Republik klaubte.

    Jener Auffassung folgend, ließe sich um etliches unbeschwerter durchs Leben gehen. Angestellte sollten die Vorgesetzten straffrei beleidigen dürfen. Zum einen erleichtert es das Gemüt und auf der anderen Seite sollten Chefs und Chefinnen derartige Verbalinjurien schlicht als Kompliment auffassen. Unparteiische, die von den Rängen aus aufs Übelste beschimpft werden, sind nichts weniger als Ehrenmänner und Ehrenfrauen.

    In England erhielten 68 Prozent der Spieler beleidigende Nachrichten. Die anderen 32 Prozent wiederum sollten sich Gedanken machen, warum sie so schlecht spielen, dass sie nicht einmal mehr beleidigt werden. Diese elenden Versager.

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