Auf den ersten Blick scheint alles wie gewohnt. Bei der Ankunft von Borussia Dortmund in Japan stehen die Autogrammjäger Schlange. Doch bei aller Begeisterung über den Besuch des Champions-League-Finalisten richtet sich das Interesse der zahlreichen Fans diesmal weniger auf einzelne Profis. Nach den Abgängen von Marco Reus und Mats Hummels fehlen dem Fußball-Bundesligisten bei der Marketing-Tour durch Asien zwei Markenbotschafter mit besonderer Strahlkraft. «Marco war ein Superstar in Asien. Er und Mats waren absolute Publikumslieblinge. Mit ihnen haben wir zwei prominente Gesichter verloren», gesteht Geschäftsführer Carsten Cramer.
Der Abschied des Duos erschwert nicht nur die Werbeaktivitäten in Fernost, sondern stellt auch Trainer Nuri Sahin vor eine schwierige Aufgabe bei der Suche nach einer neuen Mannschaftshierarchie. Das peinliche 0:4 am vergangenen Sonntag im Test bei Pathum United in Bangkok lässt sich allerdings nicht damit erklären, sondern eher mit der Klima- und Zeitumstellung, dem engen Zeitplan sowie dem Einsatz vieler junger Spieler aus der U23 und U19, die als Ersatz für die noch fehlenden EM-Teilnehmer mitgereist waren.
«Marco und Mats waren nicht nur wichtige Spieler, sondern auch wichtige Charaktere in unserer Mannschaft. Ich bin mir sicher, dass wir ein, zwei Spieler haben, die das bekleiden können», sagte Julian Brandt den «Ruhr Nachrichten». Der Mittelfeldspieler gehört zu denen, die Sahin als Führungsspieler auserkoren hat. Schließlich geht der 28-Jährige bereits in seine sechste BVB-Saison. Außerdem trägt er seit Kurzem das Trikot mit der Nummer zehn. «Da sehe ich mich selbst auch in der Pflicht», so Brandt.
Dass Brandt beim Test von Bangkok die Kapitänsbinde trug, werten viele Beobachter als zusätzliches Indiz für eine neue Rolle. «Er ist ein Spieler mit Erfahrung, mit Qualität und eben auch mit Führungsstärke. Und das will er vermehrt auch wieder abrufen», kommentierte der neue Sportchef Lars Ricken. Als weitere Leitwölfe dürfte Sahin die Nationalverteidiger Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton auserkoren haben.
Weitere Zugänge im Visier
Der Aufbau einer neuen Mannschaftshierarchie hat Auswirkungen auf die Personalplanungen. Nach den Ex-Stuttgartern Anton und Serhou Guirassy sollen weitere Profis verpflichtet werden. Beim geplanten Wechsel von Nationalspieler Pascal Groß vom Premier-League-Club Brighton geht es nur noch um die Höhe der Ablöse. Zudem werden Außenverteidiger Yan Couto (Manchester City) und Mittelfeldspieler Rayan Cherki (Olympique Lyon) als Kandidaten gehandelt.
Für welchen Verein die 35-jährigen Routiniers Reus und Hummels künftig auflaufen, bleibt vorerst offen. Zwar gibt es fast täglich neue Spekulationen, aber noch nichts Konkretes. Für die jüngsten Schlagzeilen sorgt Hummels, den die italienische Sportzeitung «Gazzetta dello Sport» mit Real Madrid in Verbindung bringt. Daran soll aber laut spanischen Medien nichts sein.
Spur nach Italien
Wahrscheinlicher als ein Transfer zu Real scheint ein Wechsel Richtung Italien. Champions-League-Teilnehmer FC Bologna soll an einer Verpflichtung des Weltmeisters von 2014 interessiert sein. Ein Wechsel nach Italien hätte für Hummels den Vorteil, näher bei seinem in München lebenden Sohn zu sein. «Das Private ist ein Thema. Dass ich auf meinen Sohn Rücksicht nehme, der im Sommer zur Schule geht. Es ist mir wichtig, dass sich das vereinbaren lässt», hatte Hummels in seinen letzten BVB-Wochen verraten.
Auch Reus ist weiter auf Jobsuche. Nach zwölf Jahren bei seinem Heimatverein verspürt der gebürtige Dortmunder Lust «auf ein neues Abenteuer». Gerüchte über einen Wechsel zum Ronaldo-Klub Al-Nassr in Saudi-Arabien scheinen haltlos. Angeblich liebäugelt der Offensiv-Allrounder mit einem Wechsel in die Major League Soccer. Laut Transferexperte Fabrizio Romano steht Reus kurz vor einem Wechsel zum US-Club Los Angeles Galaxy.
Gut möglich, dass er nach einem Intermezzo in Übersee zum BVB zurückkehrt. Vereinsboss Hans-Joachim Watzke stellte Reus jedenfalls einen Job in Aussicht: «Wir hoffen sehr, dass er im Anschluss an seine Profikarriere zum BVB zurückkehren wird, denn hier in Dortmund warten genug spannende Aufgaben auf ihn.»
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