Die Klubs der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga haben für den Einstieg eines Investors in die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gestimmt. Dieser Deal soll den 36 Vereinen Mehreinnahmen von etwa einer Milliarde Euro bescheren. Das bestätige die DFL am Montag. Der mit 600 Millionen Euro größte Teil des Geldes soll in den Ausbau des Geschäftsmodells fließen, also etwa den Ausbau der digitalen Vermarktung. Wie umstritten der Beschluss innerhalb der Liga ist, zeigt aber schon ein Blick auf das Abstimmungsergebnis: 24 von 36 Vereinen votierten in dem geheimen Wahlgang für den Investoren-Einstieg, womit gerade so die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit zustande gekommen ist. Vor allem aus dem Fan-Lager war in den vergangenen Wochen heftige Kritik gekommen. Am vergangenen Bundesliga-Spieltag waren in vielen Stadien Banner zu sehen, die sich gegen den Investoren-Einstieg richteten. Das Fan-Bündnis "Unsere Kurve" kritisierte den Beschluss: "Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem."
Der Knackpunkt an dem Deal, der eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein soll: Für sein Investment soll der neue Partner der DFL nicht nur sechs bis acht Prozent der Medienrechte erhalten, sondern sich auch inhaltlich einbringen dürfen. Der Einstieg von externen Geldgebern ist ein sensibles Thema im deutschen Fußball. Die für Vereine geltende 50+1–Regel begrenzt den Einfluss von Investoren massiv: Demnach muss die Deutungshoheit stets beim Verein bleiben. Es ist ein Umstand, der deutsche Klubs für Investoren bislang weniger attraktiv machte als beispielsweise Vereine in England. Kritiker sehen das nun auf den Weg gebrachte Modell deswegen als Umgehung der 50+1-Regel durch die Hintertür.
So soll der Investorendeal in der Bundesliga aussehen
Auch unter den Klubs war der Einstieg kontrovers diskutiert worden. Erst im Mai war ein umfangreicherer Deal, der sogar bis zu zwei Milliarden Euro hätte bringen sollen, am Votum der Erst- und Zweitligisten gescheitert. Die Geschäftsführung der DFL hatte nun betont, bei der Neufassung des Vertragswerks "mehrere rote Linien" eingebunden zu haben. Laut DFL-Geschäftsführer Marc Lenz sollen diese "einem Partner Mitspracherecht nur im wirtschaftlichen Bereich geben". Entscheidungsgewalt bezüglich sportlicher Themen "waren und sind ausgeschlossen". Offenbar gibt es bereits mehrere Interessenten, darunter die Private-Equity-Riesen CVC, EQT und Blackstone. Das Fanbündnis "Unsere Kurve" hält dagegen: "Was ist das für ein strategischer Partner, dem man acht Vetorechte und rote Linien in den Vertrag schreiben muss?"
Beim FC Augsburg nimmt man das Ergebnis mit wenig Euphorie zur Kenntnis. Geschäftsführer Michael Ströll sagte unserer Redaktion, es gelte, das demokratische Ergebnis zu respektieren. Ströll hätte sich jedoch gewünscht, dass auch Alternativen zum jetzigen Modell stärker geprüft werden sollten. Dafür war aber keine Zeit. "Es geht hier um eine weitreichende, strategische Entscheidung über die nächsten 20 Jahre, die erhebliche Relevanz für den deutschen Fußball hat. Aus vorgenannten Gründen haben wir uns enthalten, da wir ein klares Votum nur mit der dafür nötigen Sorgfalt und Verantwortung treffen können."
Die Argumentation der DFL: Mit dem Geld soll das Geschäftsmodell der Bundesliga zukunftsfähig gemacht werden. So sollen etwa 100 Millionen Euro auch dafür verwendet werden, die Kosten von Werbereisen der Bundesligavereine zu decken. Zuletzt hatte vor allem der FC Bayern gefordert, dass sich andere Bundesligisten stärker international präsentieren müssten. Letztlich ist der Investorendeal auch der Versuch, im Vergleich mit der englischen Premier League nicht völlig ins Hintertreffen zu geraten: Der neue TV-Vertrag garantiert den englischen Klubs ab der neuen Saison knapp zwei Milliarden Euro pro Jahr. Die Bundesliga-Vereine erhalten derzeit 1,1 Milliarden Euro pro Spielzeit.