Es gibt Konstanten im Leben, die jedem Sturm, jeder Veränderung und jeder Pandemie trotzen. Eine davon lautet: Am Ende stehen die Bayern oben. Das ist auch nach 17 von 34 Spieltagen in der Bundesliga so. Aber das ist längst nicht alles, was die Hinrunde der deutschen Beletage zu bieten hat. Eine Übersicht über Gewinner und Verlierer.
Julian Nagelsmann macht beim FC Bayern eine gute Figur - nicht nur als Trainer
Der Außenminister Julian Nagelsmanns Start beim FC Bayern verlief nicht unbedingt nach Maß: Der mit einer Ablöse von 20 Millionen Euro geholte teuerste Trainer der Welt gewann kein einziges Testspiel mit einer Elf, hatte kaum einen Stammspieler zur Vorbereitung und musste zum ersten Pflichtspiel beim BVB antreten.
Den Supercup gewann der 34-Jährige aber ebenso wie die meisten anderen Partien. Nicht nur sportlich überzeugte Nagelsmann, sondern er machte inmitten der Wirren um Impfstatus und Jahreshauptversammlung eine gute Figur, fungierte gar als „Außenminister“ und erster Repräsentant des FCB. Innerhalb von wenigen Monaten zeigte der Ex-Coach von Hoffenheim und Leipzig, dass er auch ein Traditions- und Spitzenteam trainieren kann.
Der Spieler der Hinrunde Schon klar: Lewandowski ist eine Ausnahmeerscheinung und bricht zu Recht im Wochenrhythmus einen vermeintlich für die Ewigkeit gedachten Rekord von Gerd Müller. Erling Haaland ist eine Naturgewalt, Leverkusens Patrik Schick besticht mit einer irren Torquote. Und dennoch: Hier soll mal ein anderer als Spieler der Hinrunde gekürt werden. Und zwar einer, der beim aktuellen Tabellenzehnten spielt: Christopher Nkunku. Der Franzose vereint bei kriselnden Leipzigern Torgefahr, Eleganz und Spielwitz. Alleine er wäre in vielen Partien das Eintrittsgeld wert gewesen.
Der Comebacker Anthony Modeste war in Köln schon abgeschrieben – Trainer Steffen Baumgart, mit dem der Franzose ein Buddy-Duo bildet, brachte den einstigen Millionenabgang des „Effzeh“ wieder auf Kurs. Und wie: Mit seinen elf Treffern schoss Modeste die Kölner in die erste Tabellenhälfte und ist zudem immer für eine Geschichte gut. Schade, dass es im Karneval nicht heißen wird: Wer feiert täglich Schützenfest?
Das Überraschungsteam Kein Witz: Wenn der BVB sich im Frühjahr mal wieder seine traditionelle Krise nehmen sollte, wäre – Stand jetzt – der SC Freiburg der erste Bayern-Verfolger. Bis auf Platz drei hat Trainer-Jubilar Christian Streich (im Januar sind es zehn Jahre als Chefcoach) seine Truppe geführt. Zur Aufbruchsstimmung passt: Im Herbst hat der SC sein neues Stadion bezogen. Im Gegensatz zur alten Hütte erfüllt die Arena auch die Vorgaben der Uefa für internationale Spiele. Spricht also nichts gegen Champions League im Breisgau. Auch wenn Streich das nicht gerne hören dürfte.
Die Wankelmütigen Wäre der Spitzname „Diva“ in der Bundesliga nicht schon von Frankfurt besetzt, die Gladbacher des Jahres 2021 wären ein heißer Kandidat dafür. Die Mannschaft von Adi Hütter bringt es einerseits fertig, die Bayern mit einer historischen 5:0-Schmach aus dem Pokal zu werfen, stellt sich aber gegen andere Gegner derart dilettantisch an, dass die Realität aktuell Abstiegskampf und Rang 14 bedeutet. Negativ-Highlight der Hinrunde: Bei der 2:5-Pleite gegen Frankfurt gab es „Hütter raus!“-Rufe – und zwar von den Eintracht-Fans.
Die Abgestürzten Muss man auch erst mal schaffen: Die Saison als Champions-League-Teilnehmer starten, dann sich gleich mit einem Wechselfehler im Pokal bis auf die Knochen blamieren, den neuen Trainer früh rausschmeißen und nach einem Zwischenhoch komplett abzustürzen, um die Misere komplett zu machen. So lautet die Kurzfassung der Saison des VfL Wolfsburg. Dass Manager Jörg Schmadtke dem erst kürzlich installierten Trainer Florian Kohfeldt sein Vertrauen aussprach, muss da auch nichts heißen – schließlich steht auch Schmadtke selbst mittlerweile gehörig in der Kritik.
Die Watschenmänner Dass die Spielvereinigung Greuther Fürth im Normalfall der erste Kandidat für den Abstieg wäre, dürfte vor Saison auch in weiten Teilen Frankens Konsens gewesen sein. Dass die Kleeblättler aber derart die Hütte vollkriegen, war in dieser Form nicht erwartet worden. Stellenweise erwarb sich Fürth, was niemand im Sport gerne bekommt: Mitleid. Stand jetzt ist das Team drauf und dran, den Negativ-Rekord von Tasmania Berlin (zehn Punkte nach 34 Spielen) anzuvisieren. Aktuell stehen fünf Zähler auf der Habenseite.
Die Grusel-Rückkehr Noch im Oktober gab es Anlass zur Hoffnung, dass es ein für alle Mal vorbei sein würde mit den Geisterspielen. Die Explosion der Inzidenzen brachte zumindest in Bayern und Sachsen etwas zurück, was keiner haben will: Fußball vor leeren Rängen. Natürlich ist das nicht das Schlimmste, was eine Pandemie auf Lager hat. Dennoch ist es Ausdruck einer ungelösten Problematik namens Corona, die im kommenden Jahr gerne mal endgültig vorbei sein dürfte.