Es käme niemand auf die Idee, Lionel Messi den Ball wegzunehmen. Die Welt wäre um einiges ärmer, hätten Kultur-Barbaren Picasso den Pinsel entrissen oder Maria Callas die Stimmbänder ramponiert. Einen ähnlichen Frevel haben nun allerdings Kampfrichter in den USA begangen. Sie schlossen den mehrfachen Weltrekordhalter und aktuellen Titelträger einfach aus.
Joey Chestnut wird am 4. Juli nicht starten. Der US-Amerikaner ist die Ikone des Wettessens. Er wurde aus dem Wettbewerb genommen, weil er sich nicht den willkürlichen Konventionen des Veranstalters beugen wollte. Weil er seine Unabhängigkeit vertritt, darf er nicht am Unabhängigkeitstag zur Wurst gepresste Fleischabfälle in sich hineinstopfen. Der Wettbewerb auf Coney Island in New York ist der bekannteste Wettess-Wettbewerb der Welt. Chestnut gewann ihn bereits 16 Mal. Er hält mit 76 Hot Dogs in zehn Minuten den Weltrekord. Das entspricht ungefähr einem Sechstel Saarländer.
Mehr als Würstchen: Chestnut ist erstaunlich vielseitig
Miteinander messen – gegeneinander fressen. Aber nicht mit Chestnut. Der alles verschlingende Freigeist hat einen Werbedeal mit dem Hersteller von Würstchen abgeschlossen. Schlimm genug, dass es sich dabei nicht um den Namensgeber des Championats auf Coney Island handelt – dass es sich dabei um ein veganes Fleischersatzprodukt handelt, widerspricht allerdings sämtlichen ethisch-moralischen Vorstellungen der veranstaltenden Major League Eating (MLE).
Chestnut aber hat Glück im Unglück. Dank jahrelangen Training hat er es zu bemerkenswerter Vielseitigkeit gebracht. Er hält unter anderem die Weltrekorde für verzehrten frittierten Spargel (4 Kilo) und Schweinerippchen (4,4 Kilo in 12 Minuten). Ein Joey Chestnut lässt sich nicht unterbringen: Der Beethoven des Beefs.