Am Haus, in dem der kleine Franz Beckenbauer aufwuchs, muss man schon zweimal hinschauen. Drei kleine Grablichter und ein handgeschriebener Zettel („Danke, Franz“) erinnern am Dienstagmorgen in der Zugspitzstraße im Münchner Stadtteil Giesing an das am Sonntag gestorbene Fußballidol. Das dürfte sich bald ändern. Die Frage ist nur, wie groß der Abschied von Deutschlands größtem Fußballer zelebriert wird.
Sein Weggefährte Karl-Heinz Rummenigge ist bereits vorgeprescht. Er fordert eine Trauerfeier in der Münchner Allianz-Arena, den Fußball-Tempel, den es ohne Beckenbauers Zutun wahrscheinlich nicht gäbe. Den Weg des FC Bayern vom Stadtteil- zum Weltverein hat der Spieler, Trainer und Vereinspräsident Beckenbauer wesentlich geprägt, am Eingang zum Vereinsgelände an der Säbener Straße liegt am Dienstagvormittag lediglich ein Gesteck. Kameraleute fahnden vergeblich nach verwertbarem Material, später gibt es Bilder, wie die Mannschaft mit Trauerflor trainiert.
Fans harren in der Kälte aus
An der Einfahrt zur Tiefgarage harren zwei vereinzelte Fans in der Kälte aus. „So sad“ (so traurig) sei Beckenbauers Tod, sagt der junge Mann aus Südkorea. Sascha Gretzke aus Nürnberg ist überrascht, wie wenig zu sehen ist. „Ein bisschen mehr als das kleine Sträußchen hätte ich mir schon erwartet.“ Wird wohl noch kommen. Wie der Verein mitteilt, wird die Allianz-Arena in den kommenden Tagen in den Abendstunden von 16.30 bis 22 Uhr mit dem Schriftzug „Danke, Franz“ erstrahlen. Am Freitagabend, beim Heimspiel des FC Bayern gegen die TSG 1899 Hoffenheim, soll der Schriftzug bis 0.30 Uhr zu sehen sein. Wenn es nach Karl-Heinz Rummenigge geht, soll das erst der Anfang sein.
„Die ganze Welt des Fußballs und darüber hinaus trauert um unseren Freund Franz“, sagte der frühere Stürmer und Bayern-Boss und schlug für seinen früheren Trainer und langjährigen Vertrauten beim deutschen Rekordmeister einen unvergleichlichen Abschied vor. „Der FC Bayern sollte ihm zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte“, sagte der frühere Vorstandschef der Bayern der Bild-Zeitung.
Am Dienstagabend teilte der Verein dann mit, dass die Feier am Freitag, 19. Januar, in dem Stadion stattfinden wird. Um 15 Uhr beginne die große Gedenkfeier für Franz Beckenbauer mit Freunden und Wegbegleitern aus dem nationalen wie internationalen Sport, der Kultur und Politik sowie generell allen Fans. Im Zentrum der Feier stehe das Andenken an Franz Beckenbauer, "der die Fußballfans auf der ganzen Welt bewegt und begeistert hat - und das weit über das Spielfeld hinaus." Nun gehe es darum, "Beckenbauer in dem Umfeld zu ehren, in dem er die Herzen der Menschen auf einzigartige Weise erreicht hat: auf dem Fußballplatz." Nähere Details würden noch bekannt gegeben.
Ferner gibt es weitere Vorschläge, wie der Verstorbene zu ehren sei. Bei der Stadt München liegt ein Antrag vor, eine Straße nach Beckenbauer zu benennen, der frühere Bundestrainer Berti Vogts würde gleich den gesamten DFB-Pokal nach der „Lichtgestalt“ des deutschen Fußballs benennen, die nun „von oben leuchtet“. So jedenfalls hat es Torwartlegende Sepp Maier zum Abschied von seinem Freund Franz formuliert.
Der Deutsche Fußball-Bund wollte sich zu dem Vorschlag Vogts, seinem zweitwichtigsten Wettbewerb einen neuen Namen zu geben, zunächst nicht äußern. Grundsätzlich wolle sich der DFB zeitnah Gedanken machen, wie man das Leben und Wirken von Franz Beckenbauer würdigen könne. Man werde mit Beckenbauers Familie und dem FC Bayern München Gespräche über das weitere Vorgehen führen, sagte ein DFB-Sprecher.
In München gibt es zwei Kondolenzbücher
Im Münchner Rathaus liegt bereits ein Kondolenzbuch aus, in der alten Kapelle der Münchner Residenz wird morgen ein zweites ausliegen. Um 11 Uhr wollen sich dort Ministerpräsident Markus Söder, weitere Mitglieder seines Kabinetts und Vertreter des FC Bayern eintragen, ab 12 Uhr ist das Buch dann für die Öffentlichkeit freigegeben. In beide Kondolenzbücher kann man sich bis zum kommenden Freitag eintragen. Zudem prüft die bayerische Staatsregierung die Durchführung eines großen Traueraktes. Er könne sich vorstellen, das Leben von Beckenbauer auch von staatlicher Seite nochmals zu ehren, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag in München. Zudem unterstütze er grundsätzlich die Forderung des thüringischen CDU-Chefs Mario Voigt nach einem bundesweiten Gedenktag.
Nachrufe und Reaktionen hat Beckenbauers Tod schon zuhauf ausgelöst, seit er am Montag bekannt wurde. Viele Persönlichkieten aus Sport und öffentlichem Leben würdigten Beckenbauer. Der 78-Jährige war am Sonntag im Kreise seiner Familie in Österreich gestorben. Die Anteilnahme ging weit über Deutschland hinaus. Superstar Lionel Messi veröffentlichte auf der Plattform Instagram ein Schwarz-Weiß-Foto von Beckenbauer. David Beckham nannte Beckenbauer auf derselben Plattform „einen besonderen Menschen, einen besonderen Spieler und einen wahren Gentleman“. (mit dpa)