Auf PR verstehen sie sich bei Red Bull. Also darauf, den Alltag in bunten Bildern schöner und aufregender darzustellen, als er mitunter ist. Die sozialen Medien bieten hierfür gute Möglichkeiten und werden vor allem gerne genutzt, wenn Unruhe herrscht. Das Formel-1-Team des Getränkeherstellers befindet sich im Krisenmodus. Noch führt Max Verstappen die WM-Wertung zwar an, sein letzter Sieg aber liegt lange zurück. Im Überholmodus fährt seit Längerem Lando Norris mit seinem McLaren-Team. Es kann gut sein, dass der Brite die ausstehenden sechs Rennwochenenden nutzt, um Verstappen noch abzufangen. Das dürfte die Laune weiter verschlechtern.
Was also braucht es? Zunächst einmal eine Stimmungsauffrischung. Hier kommt das PR-Team mit seinen Ideen ins Spiel. Verstappen wird passend vor dem nächsten Rennen an diesem Wochenende im US-Bundesstaat Texas kurzerhand zum American-Football-Training geschickt, mit seinem Teamkollegen Sergio Perez fährt er in „perfekter Harmonie“ auf einem Schlitten mit Rädern. Und er trifft sich mit Sänger Ed Sheeran. Alles festgehalten auf mehreren Bilderstrecken. Alles, um Verstappen bei Laune zu halten, aber in erster Linie, um ein Bild von Harmonie zu vermitteln. Aber gibt es die wirklich?
Es ist eine unruhige Saison für Red Bull. Begonnen mit den Schlagzeilen um Teamchef Christian Horner und dessen angeblich ungebührlichen Verhaltens einer Mitarbeiterin gegenüber. Weitergehend mit sportlichen Rückschlägen bis hin zum Ausscheiden verdienter Mitarbeiter. So wird Superhirn und Stardesigner Adrian Newey zu Aston Martin wechseln. Sportdirektor Jonathan Wheatley soll 2026 den Audi-Rennstall anführen. Und auch Verstappens Zukunft ist trotz Vertrags bis 2028 alles andere als geklärt. Immer wieder wird über seinen Abschied spekuliert, Mercedes gilt nach wie vor als äußerst interessiert. Sollte Verstappen tatsächlich noch seinen vierten WM-Titel verspielen, ist ein Verbleib mehr als unwahrscheinlich.
Die anstehenden drei Wochen mit den Rennen in den USA, Mexiko und Brasilien werden Anhaltspunkte liefern, ob am Ende ein altbekanntes Gesicht wieder den WM-Pokal überreicht bekommt. Oder ob sich ein neuer Name in der Titelträgerliste eintragen darf. Verstappen gegen Norris – das Duell sorgt für steigendes Interesse. Zumindest freuen sich die Veranstalter in Austin über eine rege Nachfrage an Tickets. Auch weil die PR-Maschinen auf Hochtouren laufen.
Mick Schumacher fehlen noch die großen Erfolge
In Deutschland dagegen tut sich die Formel 1 schwer. Weil ein herausragender Fahrer fehlt, dessen Fähigkeiten mehr zulassen, als nur am Ende des Feldes mitzufahren. Nico Hülkenberg müht sich zwar sehr, die Unterstützung der breiten Masse aber hat er nicht. Ändern könnte sich das, wenn sich Talent und bekannter Name zusammenfügen. Die Hoffnung war groß, dass genau dies bei Mick Schumacher der Fall sein könnte. Den Nachweis aber ist der Sohn des Rekordweltmeisters bisher schuldig geblieben.
Bei Haas hat er zwei Saisons in der Formel 1 fahren dürfen, in den Jahren 2021 und 2022 letztlich aber mehr Schrott produziert statt Erfolge gefeiert. Seit seinem Abschied von den US-Amerikanern wartet der 25-Jährige auf eine neue Chance. Sein Name wird häufiger genannt, wenn es um die mögliche Besetzung freier Cockpits geht. Letztlich aber erhalten andere Fahrer den Zuschlag. Nun aber scheint sich tatsächlich eine neue Chance für Schumacher zu ergeben.
Der deutsche Hersteller Audi hat das Sauber-Team übernommen und wird 2026 als Werksteam in die Formel 1 einsteigen. 2025 wird noch ein Übergangsjahr sein, in dem Audi bereits die Schweizer Renngemeinschaft unterstützt und damit großen Einfluss auf das noch letzte zu vergebende Cockpit für die neue Saison hat. Ein Kandidat: Mick Schumacher. „Wir ziehen ihn als potenziellen Fahrer in Betracht. Er steht auf unserer Liste“, sagte nun Mattia Binotto, Chef des Formel-1-Projekts von Audi, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Weil er grundsätzlich von den Fähigkeiten des 25-Jährigen überzeugt sei: „Ich kenne das Potenzial von Mick, seine Stärken und Schwächen. Er ist ein sehr konstanter und insgesamt schneller Fahrer, ein Teamplayer, der hart arbeitet.“
Aber reicht das alleine? Oder braucht es eben nicht außergewöhnliche Fähigkeiten, wie sie sein Vater Michael hatte? „Auf manchen Strecken braucht Mick ein paar Versuche mehr, um die schnellste Runde zu fahren“, sagte der 54-Jährige, der Schumacher noch aus gemeinsamen Zeiten bei Ferrari kennt. Als Binotto dort Teamchef war, fuhr Schumacher im Nachwuchsprogramm.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden