Der größte Gegner saß an diesem Tag nicht in einem anderen Auto. Die Hitze Katars setzte Max Verstappen mehr zu als alle Kollegen zusammen. "Es ist wie in einer Sauna, es ist einfach zu warm", sagte der Weltmeister, der sich trotz der hohen Temperaturen und der damit verbundenen Strapazen seinen 14. Saisonsieg holte. Weit über 30 Grad war es am Abend in der Wüste noch warm, die Luftfeuchtigkeit entsprechend hoch. Etliche Fahrer klagten über Übelkeit oder mussten sich gar im Cockpit übergeben.
Auch Verstappen war die ungewohnte Belastung anzumerken. Nachdem er aus seinem Rennwagen ausgestiegen war, musste er sich erst einmal kurz setzen. Der Auftritt in Katar war für die meisten Piloten "das bisher härteste Rennen", wie der Zweitplatzierte Oscar Piastri zugab. Gewonnen aber hat erneut Verstappen, was einerseits Ausdruck seiner ausgezeichneten Fitness war, andererseits ein weiterer Beleg seiner Überlegenheit. Bereits am Samstag hatte sich der Niederländer nach dem Sprintrennen seinen dritten WM-Titel gesichert. Und das weit vor Saisonende, fünf Rennen stehen noch an.
Verstappen könnte selbst den Rekordweltmeistern nahe kommen
Verstappen dominiert ein weiteres Jahr, es ist nicht auszuschließen, dass er seine Serie fortsetzen wird und damit gar in die Nähe der bisherigen Rekordweltmeister Michael Schumacher und Lewis Hamilton kommen kann. Sieben Titel haben die beiden bisher gesammelt, Verstappen ist zuzutrauen, dass er Ähnliches leisten kann. Oder gibt es einen Fahrer, der den 26-Jährigen stoppen kann?
Die Dominanz von Mercedes und Hamilton hatte Verstappen eindrucksvoll beendet. Dem Werksteam wäre es wohl am ehesten zuzutrauen, wieder zurück in den Titelkampf zu finden. Allerdings tun sich die Ingenieure der Silberpfeile schwer, ein so stabiles Auto zu bauen, um Verstappen und Red Bull wirklich nahe zu kommen. Zwar ist bei Mercedes ein Trend nach oben feststellbar, ohne Fehler aber sind die beiden Piloten nicht. So fuhren sich Hamilton und George Russell in Katar gegenseitig ins Auto. Immerhin wurde Russell trotz einer Beschädigung an seinem Wagen noch Vierter, was für das Potenzial des Silberpfeils spricht.
Mercedes hat das Wissen, aber auch das Geld, um erneut an die Spitze zu kommen. Die jahrelange Dominanz mit Hamiltons WM-Titeln ist ein Beleg, was möglich ist. Andererseits hatte Mercedes die Entwicklung der neuen Rennwagen verschlafen, diesen Rückstand kann selbst dieses Spitzenteam nicht so schnell aufholen. Erst recht, wenn Verstappen und Red Bull weiterhin so dominant und fehlerfrei fahren.
McLaren erinnert an die besseren Zeiten des Teams
Einen klaren Aufwärtstrend lässt McLaren erkennen. Oscar Piastri und Lando Norris holten in Katar die Plätze zwei und drei, was an die sehr erfolgreichen Zeiten des Traditionsteams erinnert. Allerdings liegen beide Fahrer in der WM-Wertung weit zurück, wobei ihr Talent zweifelsfrei zu erkennen ist. Routinier Fernando Alonso hat mit Aston Martin in dieser Saison mehrfach überrascht, vor allem in der Anfangsphase. Rang vier in der WM-Wertung ist ein Beleg für die starken Leistungen des Routiniers. Auf lange Sicht aber wird der Spanier wohl kein Konkurrent für Verstappen werden.
Bleibt Ferrari, die ruhmreiche Scuderia aus Italien, deren Erfolge allerdings weit zurückliegen. 2008 gelang der letzte WM-Titel, seitdem versuchten sich mehrere namhafte Fahrer an einer Wiederbelebung des Teams, scheiterten aber Jahr für Jahr. Unter anderem Sebastian Vettel, dessen Zeit bei Ferrari ebenso ernüchternd wie enttäuschend war. Charles Leclerc heißt der aktuelle Hoffnungsträger, er liegt in der Gesamtwertung aber nur auf Rang sechs und damit sogar hinter seinem Teamkollegen Carlos Sainz. Erneut ruht die Ferrari-Hoffnung auf der neuen Saison, was aber macht Mut gegen Verstappen? Die eigene Stärke ist es nicht, zumal es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass Red Bull und der Niederländer nachlassen.