Lewis Hamilton ist ein mitteilsamer Mensch. Normalerweise. Über den Jahreswechsel hatte er sich eine Auszeit gegönnt. Nach dem Saisonfinale der Formel 1 mit dem für ihn so niederschmetternden Ausgang hatte er sich zurückgezogen. Auch von den sozialen Medien, die er sonst gerne und ausführlich bedient. Hamilton brauchte Zeit für sich. Für die Gedanken, wie es mit ihm weitergeht. Über ein Karriereende war spekuliert worden. Er habe mächtig daran zu knabbern, dass aus Mercedes-Sicht unfaire Entscheidungen der Rennleitung Max Verstappen den WM-Titel gebracht hatten, erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Hamilton war beim Saisonfinale in Abu Dhabi seinem achten Titel entgegengefahren, ehe ihm in einem turbulenten Finale die Meisterschaft noch entrissen worden war.
Lewis Hamilton teilt psychische Probleme mit seinen Fans
Hamilton brauchte lange zur Verarbeitung. So ganz ist es dem Briten noch immer nicht gelungen. Immerhin aber hat er seine Karriere fortgesetzt. Die ersten beiden Rennen der neuen Saison haben dem 37-Jährigen jedoch weitere Enttäuschungen gebracht. Statt wie gewohnt an der Spitze zu fahren, kämpft er nun im Mittelfeld. Das kennt Hamilton nicht.
Nun sorgen sich seine zahlreichen Fans erneut um ihn. Auf Instagram gab er zu, dass er stark mit psychischen und emotionalen Problemen zu kämpfen habe. Es sei ein „hartes Jahr“ mit allem, was um einen herum passiere. Und: „An manchen Tagen ist es schwierig, positiv zu bleiben. Ich hatte für eine lange Zeit mental und emotional zu kämpfen, weiterzumachen ist eine ständige Anstrengung, aber wir müssen weiterkämpfen, wir haben so viel zu tun und zu erreichen.“ Genauere Umstände nannte er nicht. Hamilton aber setzt sich stark für Gleichbehandlung ein, kämpft gegen den Klimawandel und für den Tierschutz. Er sorgt sich um die Welt. Umso bedrückender dürfte für ihn die weltweite Situation gerade sein mit dem Krieg in der Ukraine und der Corona-Pandemie.
Denkt er also diesmal tatsächlich an ein Karriereende? Unwahrscheinlich. Er packte auch gleich noch eine Botschaft in seinen emotionalen Beitrag: „Ich schreibe, um euch zu sagen, dass es okay ist, so zu fühlen, wie ihr es tut, ihr sollt wissen, dass ihr nicht alleine seid und dass wir das durchstehen werden! Ein Freund hat mich heute daran erinnert, dass man nicht alleine ist und so stark ist und alles erreichen kann, was man sich vornimmt.“
Sportstars: Ashleigh Barty beendete ihre Karriere
Hamilton hat viel in seiner Karriere erreicht. Er hat sich aus einfachen Verhältnissen nach oben gekämpft, wurde siebenmaliger Weltmeister, was ihn zusammen mit Michael Schumacher zum Rekordtitelträger macht. Den achten Titel, der ihn endgültig über alle anderen Fahrer stellen würde, möchte er noch erreichen. Allerdings erscheint dieses Ziel in der aktuellen Saison nicht zu erreichen zu sein. Mercedes hat einen großen Abstand auf die Spitzenteams Ferrari und Red Bull.
Hamiltons offener Beitrag ist mutig. Und er ist nicht der einzige Profisportler, der mit emotionalen Problemen zu kämpfen hat. So hat überraschend Tennisspielerin Ashleigh Barty kürzlich ihre Karriere beendet. Mit 25 Jahren und auf Position eins der Weltrangliste, nachdem sie noch den Titel bei den Australian Open gewonnen hatte. „Ich habe das nicht mehr in mir. Den physischen Antrieb, dieses emotionale Verlangen und alles, was es braucht, um dich selbst der absoluten Spitze zu stellen. Ich bin verbraucht“, erklärte die Australierin. Als sie über ihr Karriereende sprach, flossen die Tränen. „Ich habe alles gegeben und das ist für mich Erfolg. Ich bin sehr glücklich damit. Ich weiß, dass Leute das womöglich nicht verstehen. Das ist okay.“ Viele Menschen werden wohl auch Hamilton nicht verstehen. Ein Millionär, der im Kreis fährt und von emotionalen Problemen spricht, was soll dem schon fehlen? Seine Gefühle aber haben damit nichts zu tun. Letztlich bleibt Hamilton ein Mensch – wie jeder.