Fehlende Spontanität kann man Nico Hülkenberg nicht vorwerfen. Wird er kurzfristig gebraucht, ist er zur Stelle. So wie in dieser Saison bei den Formel-1-Rennen in Silverstone oder am Nürburgring, als er für die Besetzung eines Cockpits angefragt wurde. Teilweise so kurzfristig, dass zunächst nicht einmal die Zeit blieb, ihm einen eigenen Sitz anzufertigen.
Den hat der 33-Jährige mittlerweile beim Team Racing Point ebenso wie seinen Rennanzug, da er dort zunächst Sergio Perez und zuletzt Lance Stroll vertreten hatte. Beide Male aus Krankheitsgründen.
Siebter in Silverstone, Achter auf dem Nürburgring
In der Eifel verpasste Hülkenberg sogar das freie Training, was seine Ergebnisse umso erstaunlicher macht. Siebter in Silverstone, Achter auf dem Nürburgring, macht zehn WM-Punkte und damit nur sieben weniger als Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel. Eine gute Ausbeute für einen Fahrer, der sich offenbar zum Feuerwehrmann der Königsklasse entwickelt hat.
Brennt es irgendwo, klingelt sein Handy. Hülkenberg aber hat von der Zukunft natürlich andere Vorstellungen. Er will wieder ein festes Cockpit, wie er es jahrelang hatte. Bei Williams war er unter Vertrag, später bei Force India, Sauber und Renault. Irgendwie aber hatte er nie das Auto, das seinem Talent genügt hatte. Denn bis heute wartet er auf einen Sieg in der Formel 1. Er stand noch nicht einmal auf dem Podium. Dabei sind seine Qualitäten unbestritten. 2015 gewann er mit Porsche das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Heiratsantrag macht Hülkenberg in Venedig
Lange Zeit hat Hülkenberg in der Nähe des Bodensees gewohnt. Mittlerweile ist er nach Monaco gezogen. Er ist verlobt mit der Modedesignerin Egle Ruskyte. Im Italienurlaub im September hatte er ihr in Venedig einen Antrag gemacht. Klare Verhältnisse in seinem Privatleben also. In seinem beruflichen Alltag dagegen herrscht noch Ungewissheit. Drei Optionen könnten sich ihm für 2021 bieten. Haas hat seine Fahrer noch nicht bestätigt, Alfa Romeo auch nicht.
Und offenbar scheint auch Red Bull Racing ebenso wie der Schwesterrennstall Alpha Tauri Interesse an Hülkenberg zu haben. Helmut Marko, der Motorsportberater des Rennstalls mit großem Einfluss, hätte Hülkenberg beinahe schon vor dem Rennen in der Eifel angerufen. Da Stammpilot Alex Albon einen unklaren Corona-Test hatte, wäre Hülkenberg beinahe als Ersatz gefragt gewesen. Albon aber konnte fahren, Hülkenberg bei Racing Point letztlich auch. Albon aber erfüllt nicht alle Hoffnungen, die Red Bull in ihn setzt. Könnte also sein, dass das Cockpit des Thailänders 2021 frei wird. Das könnte Hülkenbergs Chance sein.
Hülkenberg macht sich wenig Hoffnung auf Red-Bull-Cockpit
Der aber bleibt vorsichtig. „Ich glaube, die Chance ist sehr, sehr klein“, meint er. Ihm gibt offenbar nicht einmal Hoffnung, dass ihn Helmut Marko höchstpersönlich als Kandidaten genannt hatte – neben Sergio Perez, der sein Cockpit für Vettel beim zukünftigen Aston-Martin-Rennstall räumen muss. Hülkenberg weiß: In der Formel 1 ist nicht immer die Leistung alleine entscheidend bei der Vergabe von Cockpits.
Gerade bei den kleineren Teams werden Piloten bevorzugt, die im Gepäck viele Millionen Euro haben und dadurch bei der Sicherung des Budgets ein großes Stück weiterhelfen.
Das ist zwar bei Red Bull nicht der Fall, dort herrscht dank des weltweit erfolgreichen Verkaufs von Brause in Dosen kein Mangel an Geld. Die Verantwortlichen aber haben zuletzt auf Fahrer gesetzt, die aus dem eigenen Red-Bull-Juniorprogramm kommen. Bei Max Verstappen ist das der Fall, ebenso bei den Alpha-Tauri-Piloten Pierre Gasly und Daniil Kwjat.
Auch Vettel hatte sich dort den letzten Schliff für seine Karriere geholt. Hülkenberg also passt nicht unbedingt ins bisherige Fahrerprofil bei Red Bull Racing. Es kann also gut sein, dass der 33-Jährige auch 2021 kein festes Cockpit hat. Als Ersatzfahrer hätte er schon unterschreiben können. Das aber will er nicht. Dann lieber spontan aushelfen.
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