Europa ist der Formel 1 längst nicht mehr genug. Hier mag zwar der Ursprung der Motorsport-Königsklasse liegen, auch haben die meisten Teams hier ihren Sitz, längst aber ist die Formel 1 ein weltweites Phänomen. In den USA tat sie sich zwar lange Zeit schwer, Anerkennung zu finden. Die US-Amerikaner lieben IndyCar oder ihre Nascar-Rennen, mit den schnellen Formel-Autos fremdelten sie. Mittlerweile finden in den USA allerdings drei Rennen statt, so viele wie in keinem anderen Land. Im Vergleich: Um Deutschland macht die Formel 1 einen Bogen, schon länger sind Hockenheim- und Nürburgring aus dem Rennkalender verschwunden.
Die Formel 1 in den USA boomt, was auch daran liegt, dass der Rechteinhaber Liberty Media aus eben diesem Land kommt und genau weiß, was es braucht, um von New York bis nach Los Angeles Fans zu gewinnen. Die Show um das Rennen muss begeistern, nur Motorsport alleine reicht nicht. Und die Austragungsorte müssen besonders sein.
In diesem Jahr war die Formel 1 bereits in Miami zu Gast, an diesem Wochenende steigt das Rennen im Herzen von Texas. Dort, wo ohnehin alles etwas größer und außergewöhnlicher ist. Also muss es auch das Rennen auf dem Circuit of the Americas in der Nähe von Austin sein, das sich zu einem Höhepunkt des Rennkalenders entwickelt hat. Der Fanzuspruch ist gewaltig. In wenigen Wochen steht zudem das erste Rennen in Las Vegas an. Wo lässt sich Show und Rennfahren besser vereinbaren als in der glitzernden Glücksspielmetropole?
Die USA sind ein wichtiger Markt für die Hersteller
Die USA und die Formel 1 - diese Beziehung passt. Immer wieder betonen die Verantwortlichen der Rennserie die Wichtigkeit des amerikanischen Marktes. Aus Sicht der Hersteller ist die Frage der Attraktivität schnell beantwortet. Ferrari und Mercedes fahren in der Formel 1 nicht alleine um der Rennen willen. Am Ende geht es darum, Autos zu verkaufen. Und da sehen sie in den USA großes Potenzial. Wer am Sonntag auf der Strecke überzeugt, hat am Montag gute Aussichten auf viele Verkäufe. So die Theorie.
Mit Haas fährt ein US-amerikanischer Herausforderer im Feld der zehn Teams. Geht es nach dem Motorsport-Weltverband Fia, kommt 2025 ein weiterer hinzu. Die Fia hat Andretti die Zusage für einen Einstieg gegeben. Andretti hat einen großen Namen im US-amerikanischen Motorsport, Geschäftsführer Michael Andretti ist 1993 selbst an der Seite von Ayrton Senna bei McLaren in der Formel 1 gefahren. Nun strebt er als Teamchef zurück. Der Formel 1 könnte das weitere Fans auf dem wichtigen US-Markt bescheren. Es gibt aber Widerstände - von beinahe allen Teams.
Der Wert von Ferrari wird auf 3,5 Milliarden Euro geschätzt
"Was ist denn der zusätzliche Wert für die Formel 1? Wir haben mit Haas schon ein amerikanisches Team, wir haben einen amerikanischen Fahrer", sagte Ferrari-Rennleiter Frédéric Vasseur. Der Aston-Martin-Besitzer Lawrence Stroll betonte: "Der Sport war nie besser aufgestellt. Und wenn etwas nicht kaputt ist, muss man es nicht reparieren." Der Boom auf dem US-Markt hat sich auch auf die Werte der einzelnen Rennställe ausgewirkt. Ferrari wird derzeit auf 3,5 Milliarden Euro geschätzt, Haas auf immerhin 700 Millionen Euro. Kommt ein elftes Team hinzu, könnte das viel verändern.
Mal wieder geht es ums Geld. Die, die schon da sind, befürchten geringere Einnahmen. Und Andretti hätte gerne einen Teil des üppigen Kuchens. Nach dem Okay durch die Fia für Andretti muss sich nun Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali um den möglichen Einstieg kümmern. Bislang tut er das recht verhalten. Fia-Präsident Mohammed Ben Sulayem ist da deutlich optimistischer. Er sehe die Chancen von Andretti "sehr positiv". Aller Sorgen der bisherigen zehn Teams um weniger Einnahmen zum Trotz. (mit dpa)