Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Formel 1: Der bitterste Tag für Rennfahrer Lewis Hamilton

Formel 1

Der bitterste Tag für Rennfahrer Lewis Hamilton

    • |
    Nach dem letzten Rennen 2021 musste Lewis Hamilton (links) seinem Rivalen Max Verstappen zum WM-Titel gratulieren.
    Nach dem letzten Rennen 2021 musste Lewis Hamilton (links) seinem Rivalen Max Verstappen zum WM-Titel gratulieren. Foto: Hasan Bratic, dpa

    Lewis Hamilton mag die sozialen Medien. Er nutzt Instagram oder Twitter für seine Botschaften. Schweigt er dort, fällt das auf. Vor allem, wenn die abstinente Phase lange dauert. Im Winter 2021 hatte Hamilton keine Lust auf Öffentlichkeit. Er zog sich zurück, wollte niemanden sehen und mit keinem sprechen. Hamilton hatte an seiner wohl bittersten Niederlage zu knabbern.

    Der Brite ist zusammen mit Michael Schumacher Rekordweltmeister in der Formel 1. Sieben Titel haben beide gesammelt. Schumacher hat längst seine Karriere beendet, nach einem schweren Ski-Unfall ist er nach wie vor in der Rehabilitation zu Hause. Nur seine Familie und die engsten Freunde wissen, wie es dem 54-Jährigen geht. 

    Hamilton fährt dagegen noch immer. Er ist mittlerweile 38 Jahre alt, sein großes Ziel ist WM-Triumph Nummer acht. Diesem hetzt er hinterher. Jahr für Jahr. 2021 war Hamilton nahe dran. Punktgleich gingen er und sein Rivale Max Verstappen in das letzte Saisonrennen in Abu Dhabi. Nach Jahren der Dominanz von Mercedes und damit verbundener Langeweile elektrisierte die Formel 1 endlich wieder ihre Fans. Verstappen hatte im Saisonverlauf mehr Rennen gewonnen als Hamilton, was ihm den Vorteil brachte, bei Punktgleichheit auch nach dem Saisonfinale Weltmeister zu sein. Bedeutete: Scheiden beide aus, ist der Niederländer Champion.

    Lewis Hamilton ist an diesem Tag deutlich schneller

    Die Gefahr eines Unfalls schwebte über dem Rennen, beide Piloten aber gingen gekonnt damit um. Sie starteten nebeneinander, auch im Rennen kamen sie sich nahe, eine Kollision aber vermieden sie. Hamilton zeigte sich an diesem Tag in der Summe als stärker. Er führte nach überlegener Fahrt, Titel Nummer acht war greifbar. Bis kurz vor Schluss das Safety-Car nach einem Unfall benötigt wurde, was das gesamte Feld wieder zusammenschob. Verstappen hatte zu diesem Zeitpunkt die frischeren und damit besseren Reifen im Vergleich zu seinem Konkurrenten.

    Eine Frage hing über dem Rennen: Wird es noch einmal freigegeben? Es wurde, für genau eine Runde, die Verstappen dank der neueren Reifen locker zu einem Überholmanöver nutzte. Der Niederländer und Red Bull waren plötzlich Weltmeister. Aus Mercedes-Sicht hätte das nicht passieren dürfen, da sich nicht alle überholten Autos zurückgerundet hatten. Zwei Einsprüche formulierte Mercedes, beide wurden abgeschmettert. Später schrieb der Motorsport-Weltverband Fia von "menschlichen Versagen, das dazu geführt habe, dass nicht allen Fahrzeugen erlaubt wurde, sich zurückzurunden". Das Ergebnis aber stand. Für Hamilton war es eine riesige Enttäuschung.

    Dem Briten setzte das Saisonfinale mächtig zu. Auch seinem Boss Toto Wolff. Beide brauchten lange mit der Verarbeitung. Wolff, der Mercedes-Teamchef, hatte gar zeitweilig befürchtet, dass Hamilton seine Karriere beenden würde. Dass er diese Ungerechtigkeit, die das Saisonfinale aus seiner Sicht darstellte, nicht würde überwinden können. Der Schmerz saß tief. Vor allem gegen die Regelhüter und den später von seinen Aufgaben entbundenen Rennleiter Michael Masi.

    Hamilton lässt sich nicht runterziehen

    Hamilton betonte, als er sich aus seinem selbst verordneten Rückzug zurückmeldete, dass sein Groll nicht gegen Verstappen gerichtet gewesen sei. "Ich habe kein Problem mit ihm. Ich bin nie auf irgendjemanden sauer. So was mit sich rumzuschleppen, würde auch gar nichts bringen. Ich schaue nach vorn und schmolle nicht über die Vergangenheit", sagte er wenige Monate später, als die neue Saison bevorstand. Er fühle sich frisch und sei voll konzentriert. "Ich habe keine Last auf meinen Schultern, die mich irgendwie runterziehen würde. Nicht, dass das vergangenes Jahr der Fall gewesen wäre - aber ich lasse nicht zu, dass diese Erfahrung, die ich gemacht habe, mich runterzieht", sagte der Brite.

    Er hatte sich durchgerungen, weiterzufahren. Immer das große Ziel im Blick: Titel Nummer acht. Seit jenem Tag im Dezember 2021 aber ist Mercedes raus aus der Erfolgsspur. Die seit 2022 geltenden Regeländerungen nutzte Red Bull zur Verbesserung des eigenen Autos, während Mercedes die Entwicklung verschlief. Verstappen und sein Rennstall dominieren seitdem. Hamilton fährt meist hinterher, auch in dieser Saison. Wobei die Hoffnung größer wird, die Lücke zu Red Bull zu schließen.

    Formel 1: Nach dieser Saison läuft Hamiltons Vertrag bei Mercedes aus

    Die Erfüllung seines Traums war so nahe. Eine Runde fehlte Hamilton letztlich zu seinem achten Triumph. Der Brite weiß, welch große Chance er hatte. Vorwerfen kann er sich nichts. In Abu Dhabi hatte er vieles richtig gemacht. Andere nicht. Die Rennwelt hatte sich gegen ihn verschworen. 

    Nach dieser Saison läuft Hamiltons Vertrag bei Mercedes aus. Er wird ihn wohl verlängern. Weil er noch eine Rechnung offen hat. Weil er sich und dem Team zutraut, wieder gewinnen zu können. Weil ihn der Wunsch antreibt, alleiniger Rekordchampion zu werden. Und weil er irgendwie dieses Saisonfinale 2021 vergessen möchte.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden