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Football: Detroit Lions: Die ewigen Verlierer – und ihr erster Super Bowl?

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Detroit Lions: Die ewigen Verlierer – und ihr erster Super Bowl?

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    Selten hatten die Detroit Lions so viel Grund zum Feiern wie in dieser Saison.
    Selten hatten die Detroit Lions so viel Grund zum Feiern wie in dieser Saison. Foto: Jose Juarez, dpa

    Wenn man aus der NFL absteigen könnte, hätte die Detroit Lions dieses Schicksal schon oft ereilt. Vielleicht hätten sie in ihrer fast 100-jährigen Geschichte nicht einmal eine Liga tiefer die Klasse gehalten, so schlecht präsentierte sich das Traditionsteam aus der Autostadt am Eriesee in den vergangenen Jahrzehnten fast dauerhaft. Doch die Fans in Michigan hielten den Lions die Treue – und werden dieses Jahr vielleicht mit dem großen Coup belohnt. Damit das gelingen kann, muss unter anderem der Deutsch-Amerikaner Amon-Ra St. Brown liefern.

    Detroit hat seine besten Jahre dabei eigentlich schon hinter sich. In den Fünfzigern zählte die Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern zu den größten der USA, zur Hochphase der industriellen Ära boomte die Heimat des Autoriesen Ford – auch wenn es fast nirgendwo auf der Welt so dreckig war wie hier an der kanadischen Grenze. Das zeigte sich auch im Sport: 1945 wurden die Baseballer der Tigers Meister, 1950, 52, 54 und 55 holten die Blue Jays den Stanley-Cup im Eishockey, und 1957 bekam die Stadt mit den Pistons endlich ihr eigenes Profi-Basketball-Team. Und sogar die Lions waren in den 1950ern erfolgreich: 1952, 1953 und 1957 holten sie den Titel – zum vierten und bis heute letzten Mal.

    Der Niedergang der Stadt Detroit und der Lions in der NFL

    Inzwischen gilt Detroit als eine heruntergekommene Stadt. 60 Prozent der Einwohner seit den Fünfzigern sind weg, die Autoindustrie hat an Zugkraft verloren und die Region an Bedeutung. Und die Lions? Die verloren ebenfalls. Immer und immer wieder. Zwischen 1957 und 1982 erreichten sie nur ein Mal die Playoffs, auf dem Tiefpunkt war das Team 2008, als es als erstes Team alle 16 Saisonspiele verlor. Im Super Bowl – das Finale der NFL, der seit 1967 ausgespielt wird – standen die Lions noch nie.

    Jetzt trennt sie nur noch ein Sieg vom größten Spiel im Football. In der Nacht auf Montag, um 0.30 Uhr deutscher Zeit, treffen sie in San Francisco auf die 49ers – eins der erfolgreichsten Teams im modernen Football, das zuletzt 2020 im Super Bowl stand, aber auch schon 30 Jahre auf den letzten Titel warten muss. Die Kalifornier sind favorisiert – doch viele erwarten ein offenes Duell. Entscheidend für die Lions dürften die schweren Jungs in der Offensive und Defensive sein, etwa Linebacker Aidan Hutchinson oder Tight End Sam LaPorta. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf Spielmacher Jared Goff und seinem besten Passempfänger: Amon-Ra St. Brown.

    Deutscher in der NFL: Die Geschichte von Amon-Ra St. Brown

    Dessen Karriere hatte schon lange vor seiner Geburt begonnen. Vater John Brown, einst der als Mr. Universe der beste Bodybuilder der Welt, wollte den perfekten Athleten – man muss es so sagen – züchten. Die Frau, die ihm dabei helfen sollte, fand er in Deutschland. Mit der Leverkusenerin Miriam Steyer gründete er eine Familie, dass die Kinder etwas ganz besonderes sein sollten, kam bereits in ihren Namen zum Ausdruck.

    Amon-Ra St. Brown (Mitte) könnte bald im Finale der NFL stehen.
    Amon-Ra St. Brown (Mitte) könnte bald im Finale der NFL stehen. Foto: Duane Burleson, dpa

    Aus Steyer und Brown formten die Eltern den Nachnamen St. Brown und erklärten damit kurzerhand ihre Nachfahren für heilig. Und auch die Vornamen sind außergewöhnlich, antik und königlich. Equanimeous, oder kurz EQ, nannten sie den ersten ihrer Söhne. Er schaffte es 2018 in die NFL, spielt aktuell in Chicago. Osiris, so der Name des zweiten Sohns, spielte College Football, musste auf eine Profikarriere aber verzichten. Amon-Ra, der jüngste, schaffte dann endgültig den Durchbruch. 2021 ging er in die NFL, bereits im zweiten Jahr zählte er zu den besten Passempfängern der Liga. Die drei Brüder sprechen fließend Deutsch, verbrachten große Teile ihrer Jugend in Deutschland. Trotz ausgefallener Namen gelten die St. Browns als bescheidene, fleißige Arbeiter. In den Playoffs fällt Amon-Ra aber nicht alleine mit Leistung auf: Kürzlich hat er sich die Haare blau gefärbt.

    Die NFL-Saison nähert sich dem Ende

    Begonnen hatte die erfolgreichste Saison der jüngeren Team-Geschichte der Lions übrigens mit dem allerersten Saisonspiel. Dort trat Detroit im Eröffnungsspiel bei den Kansas City Chiefs an – und schlug gleich zum Saisonstart den amtierenden Meister. Die Chiefs rappelten sich schnell auf, auch wenn der Motor des Dauerfavorits zwischenzeitlich ins Stottern kam. Die Schlagzeilen in Kansas City bestimmt ohnehin weniger das Geschehen auf dem Feld – sondern die Beziehung zwischen Chiefs-Spieler Travis Kelce und Pop-Superstar Taylor Swift.

    Doch ins Halbfinale der NFL – oder Championship Game, wie die Amerikaner es nennen – schafften die Chiefs es auch dieses Mal. Um 21 Uhr deutscher Zeit müssen sie am Sonntag bei den Baltimore Ravens antreten, dem stärksten Team der regulären Saison. Auch die Chiefs galten einst als ewiger Verlierer der NFL, bevor sie in den vergangenen vier Jahren drei Mal den Super Bowl erreichten. Ob die Lions ihnen die Wandlung zum Siegerteam nachmachen können, entscheidet sich nun am Wochenende und womöglich zwei Wochen später im Super Bowl in Las Vegas. Die größte Peinlichkeit der Stadt sind die Lions ohnehin schon jetzt nicht mehr: In der laufenden Saison waren es die Basketballer der Pistons, die mit 28 Niederlagen in Folge einen neuen Rekord aufstellten.

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