Als Thomas Tuchel vor den Kameras der ARD erneut betonte, dass er für die Pokal-Niederlage des FC Bayern Verantwortung übernimmt, da sah sich Bastian Schweinsteiger gezwungen, einzuschreiten. So lange sei der neue Trainer ja noch nicht bei den Bayern, so besonders viele Trainingseinheiten habe es mit der gesamten Mannschaft ja auch noch nicht gegeben, erwiderte der ehemalige Bayern-Kapitän. Stimmt natürlich auch wieder.
Dass auf Tuchel viel Arbeit wartet, zeigte das Spiel der Bayern gegen Freiburg aber deutlich. An dieser Partie war vieles vorhersehbar: etwa die Taktik Freiburgs, das in erster Linie auf eine gut organisierte Defensive setzte. Der FC Bayern – auch das ein seit Jahrzehnten bewährtes Muster – war dadurch in der Rolle des Dauerangreifers. Dass aber gegen disziplinierte, letztlich aber auch bieder verteidigende Freiburger trotz optischer Dauerüberlegenheit kaum einmal eine Torchance heraussprang, spricht eine deutliche Sprache.
Die Bayern-Offensive zeigte sich kreativlos, viele Angreifer stecken in der Krise
Bayerns einziges Tor entsprang einer Ecke, der Lattentreffer im zweiten Durchgang resultierte aus einem Freistoß. Das ist Ausdruck einer mangelnden Kreativität, einer fehlenden Spielidee der Bayern. Dazu kommt, dass Offensivspieler wie Mané, Musiala oder Gnabry seit Wochen in einer Schaffenskrise stecken. Andere Führungsspieler wie Kimmich oder Müller zeigen ihre Qualitäten nicht mehr in der Konstanz, die nötig wäre. Müller etwa hatte das zweite Tor auf dem Fuß und hätte damit für Ruhe sorgen können.
Und dennoch sieht es das Drehbuch eigentlich vor, dass der FC Bayern an diesen Tagen dennoch eine Runde weiterkommt, zumal das Tuchel-Team ja in Führung ging. An guten, auch an den meisten normalen Tagen wäre die Folge ein glanzlos verwalteter 1:0-Sieg gewesen.
Das Verwalten von Vorsprüngen war lange eine Stärke des FC Bayern
War bekanntlich auch nicht so. Stattdessen sorgte Nicolas Höfler mit zwei Schüssen zuerst für ein Traumtor, dann für einen Elfmeterpfiff. Julian Nagelsmann, seit kurzem Ex-Trainer der Bayern, hatte die nach der Führung geforderten Qualitäten der Bayern oft als "talentfrei" bezeichnet. Sprich: dagegenhalten, organisieren, clever sein. Das kann man jetzt auch als Gier, Mentalität oder Abgezocktheit bezeichnen. Fakt ist: Lange gehörte auch das Verwalten von Vorsprüngen zu den ausgewiesenen Stärken des FC Bayern.
Tuchel hat bei Chelsea gezeigt, dass er auch deutlich heftiger als der FC Bayern schlingernde Mannschaften stabilisieren kann. Selbiges ist ihm auch in München zuzutrauen. Die entscheidende Frage wird nur sein, ob ihm das auch mit der kurz bemessenen Trainingszeit gelingt, die er nun in München hat. Die Zeit drängt: In der kommenden Woche wartet Manchester City in der Champions League.