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Fußball: Vor "Südgipfel": Der Name Hoeneß verpflichtet

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Vor "Südgipfel": Der Name Hoeneß verpflichtet

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    Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß gestikuliert. Am Sonntag fordert der Neffe von Uli Hoeneß mit seiner Mannschaft den FC Bayern beim Liga-Topspiel in München heraus.
    Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß gestikuliert. Am Sonntag fordert der Neffe von Uli Hoeneß mit seiner Mannschaft den FC Bayern beim Liga-Topspiel in München heraus. Foto: Tom Weller, dpa

    Wie sollte Sebastian Hoeneß auf diese Frage sonst antworten? Nicht eine Sekunde hätte er bislang darüber nachgedacht, sagt der 41-Jährige, als thematisiert wird, ob er einmal Trainer des FC Bayern München werden könnte. Auch nicht darüber, ob er das Spitzenspiel in München nutzen könnte, um Werbung in eigener Sache zu betreiben. "Punkte zu sammeln ist das Einzige, worüber ich nachdenke", erklärt Hoeneß noch. Glauben muss man ihm das nicht. Hoeneß denkt keineswegs eindimensional, wirkt höchst reflektiert in seinen Aussagen. Entsprechend ist er aber auch clever genug, nicht alles zu sagen, was er sich so denkt.

    Allein, dass Hoeneß die Frage nach einem möglichen Engagement in München gestellt wird, verdeutlicht seinen gewachsenen Stellenwert. In der vergangenen Spielzeit übernahm er Anfang April den VfB Stuttgart und rettete diesen erst in der Relegation vor dem Abstieg in die Zweitklassigkeit. Jetzt reist er als Tabellendritter zum Spitzenspiel nach München (Sonntag, 19.30 Uhr/DAZN). Befriedigt damit Sehnsüchte des Vereins, des Umfelds und der Fans, im deutschen Fußball nach grauen Jahren mal wieder an Bedeutung zu gewinnen. Mit seiner Spielweise und seiner Punktzahl trägt der VfB maßgeblich dazu bei, dass tatsächlich von einem "Südgipfel" gesprochen werden darf. Hoeneß betont: "Wir können uns einfach freuen: auf das Spiel, auf die Konstellation. Wir fahren mit einem guten Gefühl nach München."

    Sebastian Hoeneß ist der Sohn von Dieter und der Neffe von Uli Hoeneß

    Konstellationen gibt es derer viele vor dieser Begegnung. Hoeneß hat die U19 und die U23 des FC Bayern trainiert, ehe er mit der TSG Hoffenheim erste Schritte in der Bundesliga machte. Sein Vater ist Dieter Hoeneß, 70, der für den FC Bayern und den VfB Stuttgart spielte. Außerdem ist Sebastian Hoeneß der Neffe von Uli Hoeneß, 71, dessen Lebenswerk hinlänglich bekannt sein dürfte. Schon Ende Oktober hat der Bayern-Macher vom VfB unter der Regie seines Neffen geschwärmt. "Wie die jetzt Fußball spielen, da lacht einem das Herz im Leibe", frohlockte Hoeneß, es sei "die pure Freude".

    Sebastian Hoeneß rückt das familiäre Verhältnis vor dem Spiel allerdings gerade. Verwandt ja, darüber hinaus sehr eng, nein. Mit seinem Onkel Uli stünde er nicht jede Woche in Kontakt, erzählt der 41-Jährige. Womöglich ergebe sich nach dem Spiel eine Gelegenheit zum Plausch. "Aber das hängt vielleicht vom Ergebnis ab", meint Hoeneß und muss schmunzeln. Man braucht nicht mit Uli Hoeneß verwandt zu sein, um zu wissen, wie jener auf Niederlagen reagiert. Der VfB-Coach stellt klar, dass er seinem Onkel "nichts verderben" wolle. "Ich wünsche ihm und den Bayern sonst nur das Beste." An diesem Abend aber halt nicht.

    Rund 230 Kilometer östlich werden Thomas Tuchel an diesem Freitagnachmittag ähnliche Fragen gesellt wie Sebastian Hoeneß. Nur aus einer veränderten Position heraus. Ob er sich vorstellen könne, dass Hoeneß einmal Bayern-Trainer werde, fragt ein Journalist im Vorgespräch des Spiels. Tuchel blockt erwartungsgemäß ab, ohne auf die Frage einzugehen. "Sie glauben jetzt nicht im Ernst, dass ich über meine eigene Nachfolge spreche. Im Moment bin ich hier – und wer weiß wie lange." Mit einem Erfolg gegen Stuttgart würde Tuchel seine Position definitiv stärken. Wie sich eine Niederlage auswirken würde, ist weniger abzusehen. Nach dem 1:5 in Frankfurt wäre die zweite Ligapleite in Serie für Tuchels Wirken mehr als ein Rückschlag.

    Duell der Top-Torjäger Harry Kane und Serhou Guirassy

    Durch das 1:0 in Manchester haben die Bayern vorübergehend die Enttäuschung in Frankfurt weggewischt – doch selbstbewusste Stuttgarter werden die Münchner weit mehr fordern als verunsicherte United-Spieler. Tuchel weiß das. Die Entwicklung in Stuttgart beobachtet er mit größtem Respekt. "Das ganze Konstrukt befindet sich momentan auf einer extrem hohen Flughöhe. Sie stehen absolut verdient so weit oben." Die VfB-Mannschaft sei "mehr als die Summe ihrer Einzelteile". Als Tuchel von einer "klaren Über-Performance" spricht, möchte er dies daher keineswegs negativ verstanden wissen.

    Fernab familiärer Bande und der tabellarischen Konstellation verspricht das Geschehen auf dem Platz Spannung. Mit Serhou Guirassy (16 Tore) und Harry Kane (18) duellieren sich die treffsichersten Spieler der Bundesliga, der eine benötigt 55 Minuten pro Treffer, der andere 63. Tore verhindern sollen Münchens Manuel Neuer und Stuttgarts Alexander Nübel. Wobei der eine (Nübel) den anderen (Neuer) eigentlich mal als Stammtorhüter hätte beerben sollen. Leihspieler Nübel steht offiziell zwar noch bei Bayern unter Vertrag, doch eine Zukunft in München scheint abwegig.

    Dann doch eher Hoeneß. Onkel Uli schloss zuletzt wie Vorstandschef Jan-Christian Dreesen nicht aus, dass Sebastian einmal Chefcoach der Bayern-Profis wird. Wie Tuchel darüber denkt, ist ja bekannt.

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