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FC Bayern: Wenn der Wille nicht reicht: Der FC Bayern muss Fragen beantworten

FC Bayern

Wenn der Wille nicht reicht: Der FC Bayern muss Fragen beantworten

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    Thomas Müller scheiterte mit dem FC Bayern im Viertelfinale der Champions League an Paris St. Germain.
    Thomas Müller scheiterte mit dem FC Bayern im Viertelfinale der Champions League an Paris St. Germain. Foto: Sebastien Muylaert, dpa

    Das Schlimmste war, dass sie sich nicht einmal Vorwürfe machen konnten. Im Gegenteil. Hansi Flick hob nach dem 1:0-Sieg in Paris Wille und Leidenschaft seiner Mannschaft hervor. Sie habe "eine tolle Mentalität gezeigt", attestierte er den Münchnern. Der FC Bayern war also im Viertelfinale der Champions League nicht an sich selbst gescheitert, sondern an einer Mannschaft, die hemmungslos sämtliche Anfälligkeiten des Münchner Gebildes aufzeigte. Die Bayern kämpften, versuchten und wurschtelten, am Ende aber steht Paris verdient im Halbfinale und den Ausgeschiedenen bleibt nun Zeit, um das für sie lange Zeit Undenkbare zu akzeptieren: Wo ein Wille ist, ist nicht immer ein Weg.

    An dieser Tatsache rüttelten sie ihn Paris 90 Minuten energisch und tatsächlich schien es so, als könnte sich die reine Gier auf den Erfolg ein weiteres Mal gegen immer müder werdende Beine durchsetzen. Eric-Maxim Choupo-Moting hatte den Ball ja wirklich zum 1:0 ins Tor gewollt (40.). Weil der famos aufspielende Neymar allzu oft an Pfosten, Latte und Manuel Neuer scheiterte, blieb die Hoffnung der Münchner, das 2:3 aus dem Hinspiel aufzuholen bis zum Schluss am Leben. Und starb dann abrupt.

    Der FC Bayern hatte Enttäuschungen aus seinem Kosmos verbannt

    Nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Daniel Orsato blickte Joshua Kimmich fassungslos auf den jubelnden Neymar. Enttäuschungen hatten sie über ein Jahr aus ihrem Kosmos verbannt. Meisterschaft, Champions League, Pokal – sechs Titel holten die Münchner binnen eines Jahres und am Ende dieser Saison soll plötzlich nur die Meisterschaft stehen? Errungen gegen Mannschaften wie Mainz oder Bielefeld?

    Den Verantwortlichen bleibt keine Zeit, lange der verpassten Titelverteidigung in der Champions League nachzutrauern. Schon am Samstag steht das Spitzenspiel gegen Wolfsburg an, an dessen Ende im schlimmsten Fall nochmals Spannung in der Meisterschaft aufkeimen könnte. Und dann sind da ja noch etliche andere ungeklärte Fragen, deren Beantwortung die Münchner so lange wie möglich herausgezögert haben.

    Unwahrscheinlich, dass Hansi Flick auch noch kommende Saison Trainer des FC Bayern ist.
    Unwahrscheinlich, dass Hansi Flick auch noch kommende Saison Trainer des FC Bayern ist. Foto: Franck Fife, dpa

    Wer trägt denn nun die Schuld am Ausscheiden, nachdem der Mannschaft kein Vorwurf zu machen ist und den Parisern zwar artig gratuliert wurde, sie aber nicht als das schlicht bessere Team akzeptiert werden? Wer soll in der kommenden Saison die Münchner anleiten? Und: Wer sucht das Personal für den abermaligen Versuch aus, möglichst viel Silberware in die Vitrinen zu stellen?

    Warum bitte sollte Hansi Flick den FC Bayern verlassen wollen?

    Flick immerhin räumte nach dem Spiel ein, sich Gedanken um seine Zukunft zu machen. Der Bundestrainer-Posten steht ihm offen. Signalisiert er dem DFB, dass er willens ist, Joachim Löw nachzufolgen, sind die Vertragsdetails schnell ausgearbeitet – nach Flicks Willen. Fraglich ist nur, weshalb er einen der besten Klubs Europas verlassen sollte, um eine internationalzweitklassige Nationalmannschaft (das zumindest lässt eine Niederlage gegen Nordmazedonien vermuten) zu übernehmen.

    Möglicherweise liegen ihm die Führungsstrukturen im Verband eher als beim FC Bayern. In München muss er sich mit Hasan Salihamidzic beratschlagen, welcher Spieler verpflichtet werden soll, wer gehen und wer bleiben darf. Im Zweifelsfall aber steht das Wort des Sportvorstands über dem des Trainers. Zweifelsfälle gab es in den vergangenen Monaten viele.

    Hansi Flick hätte Jerome Boateng gerne ein weiteres Jahr gehalten - Hasan Salihamidzic war anderer Meinung.
    Hansi Flick hätte Jerome Boateng gerne ein weiteres Jahr gehalten - Hasan Salihamidzic war anderer Meinung. Foto: Francois Mori, dpa

    Salihamidzic gelang es nicht, Thiago zu halten. Auch der von Flick zum Innenverteidiger von Format umgeschulte David Alaba sieht seine Zukunft nicht in München. Mit Jerome Boateng hätte der Trainer gerne noch ein weiteres Jahr zusammengearbeitet, Salihamidzic aber verweigerte die Vertragsverlängerung. Für standesgemäße Verstärkungen im Mittelfeld und auf der rechten Verteidigungsseite wollte der Sportvorstand coronabedingt keine hohen Millionenbeträge ausgeben. Stattdessen stehen mit Marc Roca und Bouna Sarr nun zwei Akteure regelmäßig im Kader, deren Eignung Flick eher skeptisch gegenübersteht.

    Auch Joachim Löw trifft eine Mitschuld am Aus des FC Bayern

    Freilich kam auch einiges an Umständen zusammen, die nicht im Geltungsbereich der Münchner lagen. Dass der bemitleidenswerte Trainer der tapferen deutschen Nationalmannschaft gegen die fußballerischen Großmächte Island, Rumänien und Nordmazedonien Leroy Sané, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry jeweils von Beginn an spielen ließ, traf sich aus Münchner Sicht kurz vor der entscheidenden Saisonphase eher ungut. Gnabry reiste corona-infiziert zurück nach München, Goretzka verletzte sich kurz darauf und Kimmich waren gegen Paris erstmals die Strapazen dieser Saison anzumerken. Zudem ist auch nur schwerlich Salihamidzic vorzuwerfen, dass sich Robert Lewandowski im glorreichen Kampf Polens gegen Andorra derart schwer am Knie verletzte, dass er für die Spiele gegen Paris ausfiel. Keine Schuld trifft den Sportvorstand auch an den Unpässlichkeiten von Douglas Costa, Marc Roca oder Corentin Tolisso, die sich in einer Phase der Saison im Rehatraining befinden, in der sie die Stammspieler entlasten könnten, weshalb Manuel Neuer bemerkte, man "pfeife ein bisschen aus dem letzten Loch".

    So blieb Flick nichts anderes übrig, als in der Pariser Schlussphase Defensivmann Javi Martinez als stürmende Legende für den aufgeriebenen Choupo-Moting einzuwechseln. Es war wohl der letzte internationale Einsatz des Spaniers für die Münchner. Gleiches trifft auf Alaba und Boateng zu. Ein Kapitel wird zugeschlagen, ein neues beginnt. Salihamidzic wird es gestalten. Dafür sorgt er unter anderem mit der Verpflichtung von Leipzigs Dayot Upamecano. Nach den Abgängen von Alaba und Boateng soll er mit Lucas Hernandez die Innenverteidigung bilden. Salihamidzic holte beide Spieler, Flick plante mit jenen, die nun den Verein verlassen.

    Münchens Sportdirektor Salihamidzic schaffte es nicht, ein Klima zu schaffen, in dem Hansi Flick gerne eine Ära prägen würde.
    Münchens Sportdirektor Salihamidzic schaffte es nicht, ein Klima zu schaffen, in dem Hansi Flick gerne eine Ära prägen würde. Foto: Tom Weller, dpa

    Über die Qualitäten der Akteure sagt das nur bedingt etwas aus. Klar ist aber, dass den Münchnern nur bedingt daran gelegen ist, Flick ein Umfeld zu bieten, in dem er gerne langfristig wirken kann. Der Trainer wiederum verließ schon den DFB als Sportdirektor vorzeitig und hielt es als Geschäftsführer in Hoffenheim nur acht Monate aus, ehe er sein Engagement beendete. Beide Male konnte er sein Amt nicht mit den gewünschten Kompetenzen ausüben.

    Im übertragenen Sinn traf das auch auf seine Mannschaft am Dienstag zu. Sie wollte, konnte aber nicht mehr.

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