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FC Bayern: Was Kane von Lewandowski unterscheidet

FC Bayern

Was Kane von Lewandowski unterscheidet

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    Laut Torhüter Manuel Neuer ein "Phänomen": Harry Kane trifft für den FC Bayern München derzeit nach Belieben und entscheidet Spiele.
    Laut Torhüter Manuel Neuer ein "Phänomen": Harry Kane trifft für den FC Bayern München derzeit nach Belieben und entscheidet Spiele. Foto: Ulrich Hufnagel, witters

    Mitternacht rückte näher, als Harry Kane seine letzten Interviews im Bauch der Münchner Arena gab. Die Sender, die für die Übertragung der Champions League bezahlen, hatte der Angreifer des FC Bayern bedient, nun brummte er auf Englisch weitere Sätze in Aufnahmegeräte. Es wirkte, als würde der 30-Jährige ein Band laufen lassen, derart schnell reihte er Worte aneinander. Kane lieferte. Nach dem Spiel, vor allem aber während des Spiels. Mit seinen beiden späten Treffern gegen Galatasaray Istanbul bewies der Engländer, welch immense Bedeutung er für die Münchner hat. Torhüter Manuel Neuer sprach von einem "Phänomen". Nie mit Lob für Kane spart Trainer Thomas Tuchel, der die Verpflichtung vehement bei den Bayern-Bossen eingefordert hatte und sich nun ständig bestätigt fühlen dürfte. "Das Spiel, die Leistung erzählt die Geschichte", meinte der 50-Jährige. "Da braucht es keine weiteren Worte. Es ist alles gesagt." 

    Thomas Tuchel wird Harry Kane wohl auch weiter loben können

    Tuchel wird nicht umhinkommen, Kanes Taten weiterhin zu kommentieren. Zu den 19 Toren in 14 Pflichtspielen dürften sich in den kommenden Wochen weitere hinzufügen. Robert Lewandowski setzte in seinen acht Jahren bei den Bayern Bestmarken, stellte unter anderem einen Bundesligarekord auf (41 Tore in einer Saison). Doch wirklich warm wurden Mitspieler, Fans und Verantwortliche mit dem kühlen Karrieremenschen nie. Kane hingegen sammelt schon innerhalb weniger Wochen mehr Sympathien: Weil er nicht nur trifft, sondern in seinem Habitus ein komplett anderer Typ ist. In seiner sechsköpfigen Familie setzt er auf Zusammenhalt, aber auch auf dem Rasen erweist er sich als kollegialer Teamplayer. Wartet nicht nur auf Torabschlüsse, sondern setzt Mitspieler in Szene. Neuer bestätigte: "Wie er nach hinten arbeitet, wie er die Bälle festmacht, das ist wichtig." Schneller als erwartet hat sich Kane ungewohnter Umgebung und neuem Verein angepasst, nachdem er zuvor ein Jahrzehnt für Tottenham Hotspur auf der Insel gestürmt hatte. Danach gefragt, antwortete Kane: "Ich würde nicht sagen, dass ich überrascht bin. Du weißt nie, wie der Start verlaufen wird. Aber ich fühle mich gut und lerne die Jungs in jedem Spiel besser kennen." 

    Abgesehen vom unrühmlichen Ausscheiden im DFB-Pokal befinden sich die Bayern im Soll. Zwar ärgert Bayer Leverkusen die Münchner als Tabellenführer in der Bundesliga, in der Champions League indes werden sie als Gruppenerster ins Achtelfinale einziehen. Das steht – zum wiederholten Male – bereits nach vier von sechs Partien fest. Dass seine Mannschaft gegen die aggressiv und mutig auftretenden Istanbuler viel Aufwand betreiben und nach dem Treffer von Cédric Bakambu sogar noch kurz zittern musste, dafür wollte Tuchel sich nicht kritisieren lassen. Im Gegenteil. "Ich weiß nicht, ob eventuell manchmal die Erwartungshaltung zu hoch ist. Wenn du dir für die Drecksarbeit nicht zu schade bist, sieht Glänzen auch mal aus wie harte Arbeit", betonte der Bayern-Trainer. Und fügte hinzu: "Am Ende glänzt das Ergebnis." 

    9,6 Millionen Euro kassieren die Bayern für den Einzug ins Achtelfinale. Mit den Einnahmen aus dem Uefa-Prämientopf, den Zuschauereinnahmen aus nun mindestens vier Heimspielen sowie den Geldern aus dem sogenannten Marktpool nähern sich die Münchner in der Champions League bereits wieder der 100-Millionen-Euro-Marke. Jener Summe also, die sie in Kane investiert haben. Zudem können die Bayern das Geld gebrauchen. In der Wintertransferperiode werden sie den Kader verstärken müssen, um titelfähig zu bleiben. Tuchel sieht sich permanent Englischen Wochen ausgesetzt, das Personal bleibt knapp bemessen. Vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) droht Jamal Musiala (Muskelfaserriss im Oberschenkel) eine weitere wochenlange Pause, Matthijs de Ligt (Innenbandriss im Knie) fehlt eh schon, und Joshua Kimmich, der gegen Istanbul einen starken Eindruck als "Sechser" hinterlassen hatte, ist noch gesperrt. Zumindest könnte Raphael Guerreiro zurückkehren. 

    In der Länderspielpause können die Bayern erst mal Kraft tanken

    Die folgende Länderspielpause könnte genutzt werden, um Kräfte zu sammeln. Doch ausgeruht dürfte nur Tuchel selbst sein, wie er erklärte: "Alle Spieler kommen zurück, steigen mit Jetlag aus dem Flieger und haben noch zweimal 90 Minuten gespielt." Dass seine Mannschaft nach den Länderspielen gleich am Freitag in Köln antreten muss, verleitete Tuchel zu Sarkasmus. "Das ist ein kleines Bonbon. Da kommt richtig Freude auf."

    München Neuer – Mazraoui, Upamecano (72. Laimer), Kim, Davies – Kimmich, Goretzka – Coman (87. Gnabry), Musiala (40. Müller), Sané (72. Tel) – Kane 

    Istanbul Muslera – Boey, Sánchez, Bardakci, Angelino (78. Nelsson) – Torreira, Ayhan (69. Oliveira) – Ziyech (58. Yilmaz), Aktürkoglu, Zaha (79. Bakambu) – Icardi (69. Tete) 

    Tore 1:0 Kane (80.), 2:0 Kane (86.), 2:1 Bakambu (90.+3) Schiedsrichter António Nobre (Portugal) Zuschauer 75.000 (ausverkauft) 

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