Wahrscheinlich haben sich die Bayern noch nicht bei Julian Nagelsmann bedankt. Die Münchner haben mit der Suche nach dem Nachnachfolger des heutigen Bundestrainers zu viel zu tun, als dass man mal eine kurze nette Botschaft aussenden könnte. Zumal man ja vor nicht allzu lange Zeit mit Nagelsmann gesprochen hatte, ob er nicht selbst sein eigener Nachnachfolger werden möchte. Mochte er nicht. Stattdessen wird in wenigen Wochen wohl bekannt gegeben, dass Ralf Rangnick die Münchner trainieren wird. Das trifft sich insofern ganz gut, dass der eine noch längere Vergangenheit bei Red Bull hat, als es bei Nagelsmann der Fall ist. Eben wegen dessen Beziehung wiederum zum Brauseunternehmen und dessen angeschlossener Fußballmannschaft in Leipzig hatte erst Konrad Laimer den Weg nach München gefunden.
Nagelsmann war begeistert von den Fähigkeiten des Österreichers, der so gerne verwaisten Bällen nachjagt und seinen Gegenspielern ein lästiger Begleiter ist. Bei Red Bull schätzen sie Spieler ungemein, die gerne "gegen den Ball" arbeiten, wie es fußballlehrerneudeutsch heißt. Wer aber derart mit Verve gegen den Ball arbeitet, hat oftmals Probleme ästhetisch Anspruchsvolles mit dem Ball anzustellen, weshalb Spiele jeglicher Red-Bull-Mannschaften häufig von beeindruckender Intensität geprägt sind, seltener aber in der spielerischen Schmankerlküche zu verorten sind.
Laimer wechselte auch wegen Nagelsmann zum FC Bayern
Die Bosse der Bayern aber hatten nichts dagegen, dass sich Nagelsmann intensiv um Laimer bemühte. Schließlich war der Mittelfeldmann nach der vergangenen Saison ablösefrei zu haben und wenn man den eigenen Trainer mit einem Schnäppchen glücklich machen kann, sind die Münchner nicht abgeneigt. Laimer kam, Nagelsmann war da schon weg und Tuchel moserte, dass ihm eine "Holding Six" fehle. Die ist Laimer auch heute nicht. Und gerade deswegen war er gegen Real Madrid der beste Mann auf dem Feld.
Der Österreicher fiel nämlich nicht nur durch energische Ballgewinne in der Defensive auf, sondern trieb auch immer wieder klug das Spiel seiner Mannschaft an. "Herausragend, ein überragendes Spiel, nicht nur gegen den Ball. Er hat auch mit dem Ball sehr gute Entscheidungen getroffen, gute Pässe zwischen den Linien gefunden", lobte ihn Mannschaftskollege Joshua Kimmich, der ja auch so gerne im Mittelfeld spielen würde (und nebenbei rechts hinten auch ein ziemlich herausragendes Spiel gemacht hat). Der Treffer zum 1:1 fiel nach einer Seitenverlagerung Laimers – auch wenn der Großteil des Treffers natürlich auf Leroy Sanés entschlossenem Dribbling samt Abschluss gebührt.
Gegen Real Madrid war Konrad Laimer Bayerns Bester
Laimer ist mittlerweile fester Bestandteil der Stammelf. Dafür bedurfte es allerdings auch einiger für Laimer glücklicher Umstände. Zum einen die Versetzung Kimmichs auf die Position des Außenverteidigers, zum anderen eine Mandelentzündung von Aleksandar Pavlovic, just als jener erstmals für die Nationalmannschaft nominiert wurde. Seitdem hetzt Laimer Ball und Gegenspielern beherzt und erfolgreich hinterher. Gegen Arsenal engte er die Kreise von Martin Odegaard gekonnt ein. Gegen Real Madrid lag es vor allem an ihm, dass Jude Bellingham überhaupt nicht ins Spiel fand. "Er hat schon einige gute Spiele für uns gemacht, aber das war mit Abstand das Beste, fand ich", so Kimmich.
Wahrscheinlich werden in der kommenden Saison noch einige weitere herausragende Laimer-Spiele folgen. In Ralf Rangnick wird der Spiritus Rector hinter dem aggressiven Red-Bull-Spiel wohl nächste Saison das Münchner Team anleiten. Möglicherweise schickt er ja einen dankbaren Gruß an Julian Nagelsmann.