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FC Bayern: Robert Lewandowski lässt FCB nur eine Wahl

Kommentar

Dem FC Bayern bleibt bei Robert Lewandowski nur eine Wahl

Tilmann Mehl
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    Robert Lewandowski hat die Münchner zu etlichen Titeln geschossen. Nach 344 Toren und 374 Spielen werden sich die Wege nun aber wahrscheinlich trennen.
    Robert Lewandowski hat die Münchner zu etlichen Titeln geschossen. Nach 344 Toren und 374 Spielen werden sich die Wege nun aber wahrscheinlich trennen. Foto: Angelika Warmuth, dpa

    Es ist viel zu einfach, ausschließlich die Spielerberater dafür verantwortlich zu machen. Selbstverständlich haben sie als Erstes ihr eigenes Wohl im Auge, dann das ihres Klienten und anschließend recht wenig anderes. So wie auch ein Klub-Vorstand erst die Bedürfnisse seines Arbeitgebers befriedigt und sich nicht zwingend dem Allgemeinwohl verpflichtet fühlt. Fußball ist Marktwirtschaft. Marktwirtschaft wird oft geprägt von Egos und Egoisten.

    Wer nun aber glaubt, im Falle des wechselwilligen Robert Lewandowski habe der Spielerberater die Turbulenzen rund um den FC Bayern initiiert, täuscht sich und spricht den Spielern die Mündigkeit ab. Lewandowski verfolgt von jeher einen klaren Karriereplan. Aus der polnischen Liga sollte es über einen international angesehenen Klub (Dortmund) zu einer Top-Adresse (Bayern) gehen, um schließlich in Madrid beim strahlendsten Verein der Welt zu landen. Mit dem Wechsel zu Real hat es nicht geklappt, weil die Münchner ihren Stürmer zum einen nicht gehen ließen und ihm zum anderen Angebote unterbreiteten, die das Lebensgefühl in Spanien verblassen ließen. Nun aber soll zum Abschluss der Karriere ein vergleichbarer Arbeitgeber gefunden werden. Barcelona oder Madrid, Hauptsache Ruhm.

    Pini Zahavi ist listig, wechseln aber will Robert Lewandowski

    Pini Zahavi mag als Berater der ihm von Uli Hoeneß zugeschriebenen Beschreibung eines "geldgierigen Piranhas" recht nahekommen. Ohne den von Lewandowski hinterlegten Willen, den Verein zu wechseln, würde er aber nicht tätig werden. Er wird Lewandowski auch erzählt haben, auf welchen Wegen derartige Transfers realisiert werden. Dass öffentlich niemals finanzielle Gründe genannt werden dürfen, sondern ausschließlich vermisste Wertschätzung. Dass im weiteren Verlauf die Vertrauensbasis als derart angeschlagen bezeichnet wird, dass eine künftige Zusammenarbeit nicht möglich ist. Und so kam es.

    Lewandowski und Zahavi zeigten sich enttäuscht, dass Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn bis zum Ende der Saison kein unterschriftsreifes Vertragswerk vorgelegt hatten. Das Befremden ist verständlich, schließlich ist der Torjäger der wichtigste Spieler im Kader der Münchner und sollte auch weiterhin eine tragende Säule bleiben. Allerdings läuft der Vertrag Lewandowskis auch noch ein Jahr, sodass aus Sicht des Spielers nicht zwingend Eile geboten war, schließlich dürfte er 2023 ablösefrei wechseln. Im Sommer 2023 aber wird Lewandowski 35 Jahre alt sein und selbst bei einem weiterhin vorbildlichen Lebenswandel sinken die Chancen auf einen langfristigen und unverschämt hoch dotierten Vertrag. Barcelona bietet ihm aber jetzt einen Dreijahresvertrag an. Die Katalanen sollen den Münchnern rund 40 Millionen Euro für den Stürmer in Aussicht gestellt haben – auch wenn Liga-Präsident Javier Tebas sagt, der mit 1,3 Milliarden Euro verschuldete Verein müsste erst mal ein wenig Geld in die löchrigen Taschen erwirtschaften, ehe an einen Transfer zu denken ist.

    Lewandowski ist egal, woher das Geld kommt. Er ist Profi. Für Gehalt stellt er einem Klub seine Fähigkeiten zur Verfügung. Gegenüber dem FC Bayern hat er sich dazu bis 2023 verpflichtet. Dafür garantieren die Münchner ihm ein recht passables Einkommen. Das ist der Deal. Nicht zum Geschäft gehört eine Klausel, wonach sich die Bayern nicht nach einem möglichen Nachfolger umsehen dürfen. Lewandowskis Seite aber lässt streuen, dass das Vertrauensverhältnis gestört sei, weil sich die Münchner um Erling Haaland bemüht hätten. Eine irrsinnige Begründung.

    Lewandowski hat das Vertrauensverhältnis aufgekündigt

    Lewandowskis Vertrag hätte seine Gültigkeit auch dann nicht verloren, wenn Haaland gekommen wäre. Es ist die Pflicht von Kahn und Salihamidzic, die Mannschaft zukunftsfest zu machen. Lewandowski weiß das. Er hat selbst mehrfach Verstärkungen angemahnt, um die selbst gesetzten hohen Ziele zu erreichen.

    Lewandowski hat die Münchner mit der Aussage, seine Zeit beim FC Bayern sei Geschichte, auf unverschämte Weise unter Druck gesetzt. Er hat das Vertrauensverhältnis einseitig aufgekündigt. Weil Lewandowski aber ein Profi ist, weiß er, dass sich der deutsche Rekordmeister die emotional verständliche Reaktion verkneifen wird, ihn aus reinem Trotz zu behalten. Es wäre ein weithin sichtbares Zeichen, dass sich die Münchner nicht zum Spielball egoistischer Interessen machen lassen. Aber nicht einmal die Festgeld-Bayern können es sich erlauben 20 Millionen Gehalt für einen unzufriedenen Spieler zu bezahlen und dafür auch noch auf 40 Millionen Ablöse zu verzichten. Lewandowski wird den FC Bayern verlassen. Er wird ihn nicht als Legende verlassen, wie es möglich gewesen wäre, sondern als kühl kalkulierender Profi.

    Robert Lewandowski hätte die Chance gehabt, den FC Bayern als Legende zu verlassen. Darauf hat er verzichtet.
    Robert Lewandowski hätte die Chance gehabt, den FC Bayern als Legende zu verlassen. Darauf hat er verzichtet. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Münchner müssen sich nun erst einmal gewahr werden, dass auch sie den Top-Stars der Branche ausgeliefert sind. Allerdings garantieren auch nur die zumindest die Chance auf internationale Erfolge – die nun aber Lewandowski nun wirklich nicht zu wünschen sind.

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