Pini Zahavi ist dafür viel zu clever. Spielervermittler der heutigen Generation treten gerne in der Öffentlichkeit auf. Erzählen, wie sie Vereine über den Tisch ziehen und protzen mit Goldschmuck behängt. Sie werden nicht nur gefürchtet, wie es sich für einen guten Spielervermittler gehört. Verhandlungspartner haben eine grundsätzliche Abneigung. Zahavi ist vielleicht der abgebrühteste von ihnen. Die Öffentlichkeit benötigt er ebenso wenig wie entgegenschlagenden Zorn. Der 74-Jährige ist der Gentleman unter den Beratern. Er hält sich im Hintergrund, übernimmt nur noch handverlesene Mandate und ist sich seiner Sache immer sicher.
Das alles ist es, was den FC Bayern nervös machen könnte. Derzeit nämlich steht mit Robert Lewandowski einer der weltbesten Stürmer bei den Münchnern unter Vertrag – was für den Serienmeister erst mal angenehm ist. Blöderweise für die Bayern hat sich aber Lewandowski zu Beginn des Jahres einen neuen Berater gesucht: Zahavi. Besondere Brisanz erhielt die Tatsache dadurch, dass Lewandowski seinen neuen Agenten lediglich mit einem Vertrag bis zum 31. August 2018 ausstattete.
Lewandowskis Berater hat noch bis Ende August Zeit
Nun hat Zahavi bei den Münchnern offiziell den Wechselwunsch Lewandowskis hinterlegt, und damit auch wirklich jeder weiß, wie ungern der Pole weiter für den FC Bayern spielt, platzierte Zahavi diesen Wunsch auch noch in der Sport Bild. Jetzt dürfen alle spekulieren, wohin Lewandowski denn wechseln will, und im Hintergrund fädelt Zahavi gemütlich vor sich hin. So macht er das seit Jahrzehnten.
Bevor er Millionen mit der Vermittlung von Spielern verdiente, arbeitete er als Sportjournalist für die größten Tageszeitungen Israels. Nie allzu lange für die gleiche. „Meine Art des Geschäftemachens ist es, alle drei bis vier Jahre von einer Zeitung zur nächsten zu wechseln“, sagte er einst. Lewandowski hat nun vier Jahre in München gespielt. Zahavi baute sich nach und nach ein riesiges Netzwerk auf, vor allem der britische Fußball interessierte ihn. Nach einigen kleineren Transfers war er die treibende Kraft am Wechsel von Rio Ferdinand 2002 zu Manchester United. Der Engländer war ein durchaus begabter Abwehrspieler – die damals überwiesenen 46 Millionen Euro gelten aber noch heute als Benzinkanister, der den Transfermarkt auf der Insel entflammte.
Zahavi zog sich danach wieder zurück. Spielertransfers, so schien es, langweilten ihn. Also versuchte er sich auf einer höheren Ebene und war maßgeblich daran beteiligt, den FC Chelsea an Roman Abramowitsch zu verkaufen. Bis Lewandowski auf seine Dienste zurückgriff, war es wieder ruhig um den Witwer und Vater zweier Kinder. Meistens lebt er in seiner Wohnung mit Meerblick in Tel Aviv. Manchmal schaut er in seinem Appartement in London vorbei. Und ganz selten dreht er mit am großen Transfer-Rad.
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