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FC Bayern: Nach dem Pokal-Aus gegen Holstein Kiel: Die Mängelliste des FC Bayern

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Nach dem Pokal-Aus gegen Holstein Kiel: Die Mängelliste des FC Bayern

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    Wenn nur noch das Prinzip Hoffnung übrig ist: Zehn Bayern wünschen sich sehnlichst, dass Manuel Neuer doch bitte einen dieser Elfmeter hält. Er tat es nicht und weil Marc Roca (Vierter von rechts) scheiterte, haben die Münchner zumindest die ein oder andere unerwartete Lücke im Spielplan.
    Wenn nur noch das Prinzip Hoffnung übrig ist: Zehn Bayern wünschen sich sehnlichst, dass Manuel Neuer doch bitte einen dieser Elfmeter hält. Er tat es nicht und weil Marc Roca (Vierter von rechts) scheiterte, haben die Münchner zumindest die ein oder andere unerwartete Lücke im Spielplan. Foto: Tim Groothuis, Witters

    Diese Vorstellung hat etwas Beruhigendes, fast schon Romantisches. Dass sich da zehn Multimillionäre an der Mittellinie versammen, eng beieinander stehen, den Arm auflegen und meinen, so den Weltengang beeinflussen zu können. Hoffen, der Nächste der Ihren trifft ins Tor. Wünschen, den gegnerischen Schützen möge ein kurzer, kleiner Krampf während des Schusses befallen oder der eigene Torwart werde von einem unplatzierten Ball getroffen, auf dass er sich feiern lassen könne. Elfmeterschießen sind weniger grausames Drama als unverstellter Blick in das Innere einer Fußballmannschaft.

    Letztlich sind es trotz gegenteiliger Behauptungen nicht durchgängig abgezockte Typen, die ungerührt hinnehmen, wie horrende Summen auf ihr Konto wandern. Sondern eben auch Kicker, die ihr Heil in Umarmungen suchen. Und sei es, dass man als Rekordmeister, Rekordpokalsieger, Triple-Gewinner, Alles-Dominierer an einem windigen Januarabend bein einem Zweitligisten antreten muss. So sehr die Münchner an diesem Mittwoch aber auch an der Mittellinie in kollektives Wollen verfielen, diesmal verloren sie. Faktisch sind sie in der zweiten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden, weil Marc Roca mit seinem Elfmeter als einziger Bayer an Kiels Torwart Ioannis Gelios scheiterte , während die sechs Kieler Schützen mit absurder Kühle verwandelten.

    Thomas Müller reagiert unwirsch auf Interview-Frage nach DFB-Pokal-Aus

    Das Problem der Bayern aber liegt tiefer als es ein verschossener Elfmeter aussagt. Auch deswegen dürfte Thomas Müller nach dem Spiel unwirsch auf die ungelenke Frage der ARD-Reporterin reagiert haben, die wissen wollte, wie denn die Stimmung in der Kabine sei. Müller ließ keine Zweifel aufkommen, wie es denn um seine Stimmung bestellt war. Die Bayern waren erstmals seit der Saison 2000/01 wieder in der zweiten Runde ausgeschieden (damals gegen die Viertligisten Magdeburg ebenfalls im Elfmeterschießen). Das kann selbst einer Spitzenmannschaft wie den Münchnern mal passieren. Wenn etliche Stammspieler geschont werden, das B-Personal zahlreiche Chancen vergibt, wird so eine Pleite eher achselzuckend hingenommen.

    Auf dem Feld aber standen unter anderem Neuer, Süle, Davies, Hernandez, Kimmich, Gnabry, Müller und Sané. Weltmeister, Nationalspieler, unfassbare Talente. Viel mehr Chancen, als jene die zu den Toren von Gnabry (14.) und Sané (48.) führten, entsprangen dem zähen Spiel der Bayern allerdings nicht. So konnten die beiden Ausgleichstreffer der Kieler Fin Bartels (37.) und Hauke Wahl (90.+5) als als verdient bezeichnet werden.

    Seit Monaten schleppen sich die Münchner von Partie zu Partie. Der im vergangene Sommer noch so attraktiv vorwärts gerichtete Fußball hat sich zu einer permanenten Einladung an die Gegner entwickelt. Trainer Hansi Flick lässt seine Mannschaft immer noch in der selben Staffelung und Strategie wie in der Triple-Saison auflaufen. Allerdings musste er nun auch wieder in Kiel bemängeln, dass sein Team "eine bessere Kompaktheit" benötige "und mehr Druck auf den Ball ausüben" solle. Das hören Interessierte nun nicht zum ersten Mal. Ebenso, dass daran im Training gearbeitet werden solle.

    Es gibt viele Gründe für die Krise des FC Bayern

    Nun gibt es vielerlei Begründungen für das Durchhängen der gesamten Mannschaft. Sie spielt seit vergangenen Mai nahezu durch. Selbstverständlich macht sich Substanzverlust bemerkbar. Auch in sämtlichen anderen europäischen Top-Ligen gibt es derzeit kein Team, dass bedingungslos gen Titel strebt. Corona schlaucht.

    Niklas Süle ist immer noch in jener Verfassung, in der er sich vor seinem Kreuzbandriss befand.
    Niklas Süle ist immer noch in jener Verfassung, in der er sich vor seinem Kreuzbandriss befand. Foto: Tim Groothuis, Witters

    In der Münchner Abwehrkette kommt zur allgemeinen Erschöpfung die Formschwäche David Alabas hinzu. Zudem ist mittlerweile zumindest zweifelhaft, ob Niklas Süle zu früherer Geschwindigkeit und Geschmeidigkeit im Zweikampf zurückfindet. Jerome Boateng saß zuletzt zwei Mal auf der Bank, weil er den wiederkehrenden Sprintduellen mit den Stürmern nur noch höchst unregelmäßig gewachsen ist.

    Im Mittelfeld machte sich in Kiel das Fehlen von Leon Goretzka bemerkbar. Dass ihn Corentin Tolisso gegen Kiel nicht gleichwertig ersetzen konnte, spricht für den Zweitligisten und gegen den Franzosen. Joshua Kimmich trägt gerne die Last des Spielaufbaus, ist damit aber so kurz nach seiner Knieverletzung verständlicherweise ab und an überfordert. Für den nach Liverpool abgewanderten Thiago holten die Münchner zudem keinen auch nur ansatzweise gleichwertigen Ersatz. Derlei Mängel machen die schwammigen Auftritte verständlich. Zumindest zweifelhaft ist allerdings, warum Flick eine mit derart Ballast beladene Mannschaft nicht zwischenteitig einen pragmatischeren Fußball spielen lässt.

    Immer wieder öffnen die Bayern Wege in Richtung Manuel Neuer

    Derzeit entwickeln die Münchner aus ihrer offensiven Staffelung über das komplette Feld hinweg kaum Torchancen, öffnen dafür aber dem Gegner aber freimütig vereinsamte Wege in Richtung Manuel Neuer. Wenn Fehler in einem System trotz aller Mühen nicht abgestellt werden können, ist möglicherweise ein Systemwechsel zielführender als das permanente Anmahnen bekannter Pannen.

    Auch das freilich: beruhigend. Dass diese gefräßige Mannschaft ihren Hunger derzeit nicht stillen kann. Dass die Phasen scheinbar müheloser Brillanz eben auch nur das sind: Phasen. Derzeit durchschreiten die Münchner eine schon beinahe vergessene Phase. Das Siegen ist nicht mehr Gewohnheit. Mitte Januar haben sie schon mehr Spiele verloren als im kompletten vergangenen Kalenderjahr. Da kann man sich schon mal in den Arm nehmen.

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