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FC Bayern München: Wie gelingt dem FC Bayern ein Krefelder Europapokal-Wunder, Friedhelm Funkel?

FC Bayern München

Wie gelingt dem FC Bayern ein Krefelder Europapokal-Wunder, Friedhelm Funkel?

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    Das Wunder von Krefeld: Uerdingens damaliger Spieler Friedhelm Funkel (2.v.l.) jubelt nach dem 7:3-Erfolg im März 1986 gegen Dresden.
    Das Wunder von Krefeld: Uerdingens damaliger Spieler Friedhelm Funkel (2.v.l.) jubelt nach dem 7:3-Erfolg im März 1986 gegen Dresden. Foto: Friedemann Vetter, dpa (Archivbild)

    Die Fußballbranche ist nicht für Tiefstapeleien bekannt. Es geht zum Dramen, fatale Fehler und nichts weniger als Unsterblichkeit. Und, ja: Damit werden völlig ironiefrei Vorgänge auf einem Fußballplatz beschrieben. Nur folgerichtig ist es also, dass auch Wunder zum Kanon gehören. Ein eben solches soll sich am Mittwochabend in der Münchner Allianz Arena (21 Uhr, DAZN) zutragen, wenn der FC Bayern den englischen Meister Manchester City empfängt. Der deutsche Champion muss dabei ein 0:3 aus dem Hinspiel aufholen. Ein Fall für ein Wunder also.

    Tatsächlich hat es die aber schon zur Genüge gegeben. Also im Fußball zumindest. Das aus deutscher Sicht prominenteste Europapokal-Wunder ist nun fast 40 Jahre her und ereignet sich nicht in München, Dortmund oder Hamburg, sondern in Krefeld. Am 19. März hatte Bayer Uerdingen (heute KFC Uerdingen) Dynamo Dresden zu Gast. Der damalige DDR-Klub hatte das Hinspiel im Europapokal der Pokalsieger mit 2:0 gewonnen und führte zur Halbzeit mit 3:1. Fünf Tore benötigte Uerdingen noch, um weiterzukommen. Am Ende stand ein sensationelles 7:3 für den BRD-Verein zu Buche. Das Spiel wurde später vom Fachmagazin 11Freunde zum "besten Spiel aller Zeiten" gekürt.

    Trainierte die Frankfurter Eintracht von 2004 bis 2009: Trainer Friedhelm Funkel.
    Trainierte die Frankfurter Eintracht von 2004 bis 2009: Trainer Friedhelm Funkel. Foto: Martin Meissner/AP-Pool/dpa

    Friedhelm Funkel über das Wunder von Krefeld: "Keiner hat noch daran geglaubt"

    Hört sich alles gut an - zur Halbzeit deutete aber exakt nichts auf eine Sensation hin, wie sich Friedhelm Funkel heute erinnert. Der 69-Jährige stand damals über die volle Spielzeit auf dem Platz. "Wir waren total niedergeschlagen, saßen da mit hängenden Köpfen. Keiner von uns hat noch daran geglaubt, dass wir das noch packen." Das sei umso bitterer gewesen, weil es für Uerdingen das erste Mal war, dass ein Spiel live im Fernsehen übertragen wurde. "Unser Trainer Karlheinz Feldkamp ist ganz ruhig geblieben und hat uns gesagt: Lasst uns versuchen, die zweite Halbzeit zu gewinnen. Nicht einmal das ganze Spiel. Und genau das war der richtige Ansatz." Die wohl aus der Not geborene Taktik der kleinen Schritte fruchtete, wenn auch spät: Nach knapp einer Stunde gelang Funkels Bruder Wolfgang per Elfmeter der Anschlusstreffer, sieben Minuten später stand es 4:3 für Uerdingen. "Ab dem 4:3 haben wir alle dran geglaubt, dass wir das noch schaffen können." Am Ende wurde es sogar ein 7:3 statt des nötigen 6:3-Siegs. Viele Zuschauer hatten das "Wunder von Krefeld" aber nicht im Stadion miterlebt, weil schon zur Pause viele das Stadion verlassen hatten.

    Funkel, der als Trainer später selbst Uerdingen, aber auch den 1. FC Köln, Frankfurt oder Düsseldorf trainierte, rät den Bayern, auch gegen Manchester in kleinen Schritten zu denken: "Man muss dran glauben, erstmal das Spiel gewinnen zu können. Nach der Führung kann sich dann eine Dynamik ergeben." Von Beginn an auf ein frühes Tor zu gehen, sei aber die falsche Herangehensweise - auch wenn der FC Bayern in dieser Saison so viele Tore in der ersten Viertelstunde des Spiels erzielt hat wie keine andere Bundesligamannschaft: "Wichtig ist, dass hinten erstmal die Null steht. Wenn ich gegen eine solche Mannschaft wie Manchester City in Rückstand gerate, wird es ganz schwer. Man muss den Weg ebnen und dann in Führung gehen - und wenn es in der 50. Minute der Fall ist." 

    Bayern-Stürmer Sadio Mané soll für Tore Sorgen.
    Bayern-Stürmer Sadio Mané soll für Tore Sorgen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Funkel glaubt an Sadio Mané: "Will dem Trainer etwas zurückgeben"

    Ein wichtiger Spieler könnte für Funkel der zuletzt in der Kritik stehende Sadio Mané sein. Der Senegalese war beim 1:1 der Bayern gegen Hoffenheim suspendiert, weil er Leroy Sané in der Kabine angegriffen hatte. "Vielleicht wäre Mané genau jetzt der richtige Mann. Er stand in der Kritik, weil er einen Fehler gemacht und eine hohe Geldstrafe bezahlt hat." Funkel bewundert seinen Kollegen Thomas Tuchel für den Umgang mit dem Vorfall: "Wie er das moderiert und nach außen kommuniziert hat - das war ganz stark. Und ich denke, auch Mané will dem Trainer etwas zurückgeben. Er wird sich zerreißen, wenn er spielen darf. Und dann kann es so eine Art Urknall geben." Dass Mané, der in England beim FC Liverpool seine beste Zeit hatte, gegen Manchester beweisen darf, scheint gut möglich: Serge Gnabry nutzte seine Chance in der Startelf gegen Hoffenheim nicht. Eric Maxim Choupo-Moting absolvierte zwar das Abschlusstraining am Dienstag, musste zuletzt aber dreimal wegen Knieproblemen aussetzen. Ein Startelfeinsatz des Deutsch-Kameruners wäre eine Überraschung.

    Eine wesentliche Zutat für ein Europapokal-Wunder werden die Bayern aber nur kaum beeinflussen können: das viel zitierte Spielglück. "Das brauchst du auch, ohne das geht es nicht", erinnert sich Funkel. "Bei uns war es damals der Umstand, dass der Dresdner Torwart zur Halbzeit raus musste und ein unerfahrener Ersatzmann kam. Der war nach den drei Gegentoren innerhalb kurzer Zeit völlig verunsichert." Etwas ähnliches - ein glückliches Tor, eine enge Entscheidung - wird der FC Bayern am Mittwoch auch brauchen. Eine Sache schränkt Funkel aber auch ein: "Bei allem Respekt vor Dynamo Dresden - aber Manchester City ist da schon eine Mannschaft mit einer ganz anderen Qualität."

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