Das ging schnell: Noch am Sonntag hatte Hasan Salihamidzic, Sportvorstand des FC Bayern, intensive Gespräche mit Torwarttrainer Toni Tapalovic angekündigt. Grund dafür war die Kritik des nach Monaco ausgeliehenen Keepers Alexander Nübel gewesen, der sich über mangelnde Kommunikation mit dem Coach beschwert hatte. Am Montagabend kam das Aus: Der Rekordmeister trennt sich von seinem Torwarttrainer, der zugleich ein enger Vertrauter von Manuel Neuer ist. Neuer würdigte seinen Trainer, Freund und Trauzeugen in einem Beitrag auf sozialen Medien. Auch Tapalovic meldete sich auf diese Weise zu Wort – und gab Einblick in seine Sichtweise der Dinge.
Tapalovic schrieb auf Instagram: "Nach mehr als einem Jahrzehnt endet heute überraschend meine Zeit beim FC Bayern München. Ich möchte mich bei allen bedanken, die ich in den vergangenen Jahren kennenlernen und mit denen ich vertrauensvoll zusammenarbeiten durfte – großartige Trainer, super Spieler und vor allem tolle Menschen!" Einige dieser ehemaligen Kollegen bildete Tapalovic in seinem Post ab: Spieler, Weggefährten, Trainer. Genauer gesagt: alle Trainer, mit denen er seit seiner Ankunft beim FC Bayern im Jahr 2011 zusammenarbeitete, waren in dem Post zu sehen – bis auf Julian Nagelsmann.
Mit Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hatte Toni Tapalovic offenbar Probleme
Mit dem aktuellen Bayern-Trainer hatte es offenbar seit längerem massive Differenzen gegeben. Diese sollen damit begonnen haben, dass Tapalovic – anders als bei Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick – nicht mehr zum Co-Trainer-Team gehörte, sondern wieder ausschließlich für die Schlussleute der Münchner zuständig war. Noch am Montagnachmittag hatte sich Nagelsmann in der Pressekonferenz vor dem Spiel der Bayern gegen Köln diplomatisch geäußert, aber auch durchblicken lassen, dass die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos verlief: Eine professionelle Zusammenarbeit sei wichtig. "Da kann man sich immer verbessern, in allen Bereichen in so einem großen Trainerteam. Es ist wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet, und es ist auch wichtig, dass jeder seine Verantwortungsbereiche kennt."
Wenige Stunden später war Tapalovic seinen Job los – in einer fünfzeiligen Pressemitteilung hatte der Rekordmeister das Ende des 42-Jährigen beim FC Bayern bekannt gegeben. Deutlich war es dennoch geworden, was die Gründe für das Ende waren. Sportvorstand Hasan Salihamidzic wurde in der Stellungnahme dahingehend zitiert, dass "insbesondere Differenzen über die Art und Weise der Zusammenarbeit" ausschlaggebend für die Trennung waren. Über einen Nachfolger machte der Klub keine Angaben. Medienberichten zufolge soll Tom Starke (41) vorerst zum Torwarttrainer aufsteigen.
Die Hausmacht von Manuel Neuer beim FC Bayern bröckelt massiv
Für Manuel Neuer bedeutet das Aus seines engen Vertrauten, dass die Hausmacht des Nationaltorhüters beim FC Bayern weiter bröckelt. Tapalovic und Neuer kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim FC Schalke, waren gemeinsam im Urlaub in Tapalovics Heimat Kroatien. Die Verbindungen gehen so weit, dass der Trainer sogar Trauzeuge Neuers war. Nach der Verpflichtung von Yann Sommer, dessen frisch unterschriebener Vertrag bis 2025 und damit ein Jahr länger als das Arbeitspapier von Manuel Neuer datiert, ist das Tapalovic-Aus nun ein weiteres Indiz dafür, dass der Sonderstatus des einstigen Welttorhüters in München zum Disput steht. Ob Neuer nach seiner Verletzung wieder Stammtorhüter bei den Bayern ist, ist alles andere als sicher.
Neuer selbst meldete sich schon kurz nach der Personalentscheidung auf sozialen Medien zu Wort. Mit Tapalovic verlasse nach 11,5 Jahren nicht nur ein absoluter Pionier des modernen Torwartspiels, sondern vor allem auch ein großartiger Mensch den Klub. "Nicht zuletzt hast du auch mich und mein Torwartspiel geprägt und auf ein neues Level gehoben", so Neuer. Ähnlich anerkennend äußerte sich Thomas Müller. "Auch wegen dir war es eine absolute Erfolgsgeschichte im letzten Jahrzehnt", schrieb der Bayern-Offensiv-Akteur unter den Post von Tapalovic.
"Die Kritik, die Alex Nübel angeführt hat, dass wenig Kontakt mit Tapalovic bestand, ist verständlich", hatte der ehemalige Nationaltorhüter René Adler in der "ran Bundesliga-Webshow" vor Bekanntwerden der Trennung gesagt. Tapalovic sei ja nicht nur der Freund von Neuer, sondern auch dessen Trauzeuge und Manuel Neuer seiner gewesen. "Das ist vielleicht ein Verhältnis, das über Freundschaft hinausgeht, fast schon familiär. Natürlich muss man da schauen, ob da noch diese Objektivität vorhanden ist, wenn es um die Beurteilung von Konkurrenten geht", meinte Adler. (mit dpa)