Eine der Wandlungen, die Oliver Kahn auf dem Weg vom Torwart zum Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern gemacht hat, lautet: Es darf jetzt auch mal gelacht werden. Als verbissenen Bewacher des Münchner Tores sah man den heute 53-Jährigen nur selten lächeln. Nach seiner aktiven Karriere hat der einstige Titan aber die Wandlung zum recht humorigen Plauderer hingelegt – Lachen inklusive.
Vielleicht hat sich das noch nicht bis in alle spanischen Sportredaktionen herumgesprochen, wo der Respekt vor den Münchnern groß ist. "Wieder die Bayern, der Albtraum der Blaugrana", schrieb etwa Mundo Deportivo mit einem Verweis auf die jüngsten Klatschen, die die Bayern den Katalanen zugefügt hatten. Das Grinsen, das TV-Kameras im Gesicht Kahns nach der Auslosung der Gruppen in der Champions League eingefangen haben, kam aber eben nicht bei allen gut an. Dass der Bayern-Boss die Gegner-Zulosung unterhaltsam fand, erregte den Ärger von Sport. "Kahn spottete über Barça", war dort zu lesen. Tatsächlich ist es zumindest kurios, dass der FC Bayern bei der ersten Möglichkeit auf den FC Barcelona mit Robert Lewandowski trifft.
Kahn erklärte sein Grinsen: "Über Kuriositäten des Fußballs geschmunzelt"
Das sah sich auch Kahn am Freitag gezwungen, klarzustellen. Nicht von Respektlosigkeit, sondern von der Verwunderung über diese Konstellation sei seine Reaktion geprägt gewesen, sagte er der Bild: "Über solche Kuriositäten des Fußballs habe ich geschmunzelt." Dass es nur wenige Monate nach dem geräuschvollen Abgang des polnischen Weltfußballers aus München zum Wiedersehen kommen wird, war auch Thema auf der Pressekonferenz der Münchner, auf der es eigentlich um den nächsten Bundesliga-Gegner Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr, Sky), immerhin aktuell Tabellenzweiter, gehen sollte. Trainer Julian Nagelsmann sagte, dass er die Konstellation mit Lewandowski sogar erwartet habe.
Nagelsmann plädierte für einen fairen Umgang mit dem Ex-Stürmer: "Ich denke schon, dass es für ihn Beifall geben wird. Generell finde ich es nie gut, wenn jemand ausgepfiffen wird." Grund zum Ärger gebe es aus seiner Sicht auch nicht: "Selbst ich, der ich ganz nah dran bin, habe nicht alle Abläufe mitbekommen. Aber ich bewerte das Ergebnis: Wir haben einen neuen Stürmer bekommen." Und der, Sadio Mané, lässt den Trennungsschmerz wegen Lewandowski bislang äußerst mild erscheinen.
Mönchengladbach hat eine starke Bilanz gegen den FC Bayern
Nun aber eben der Gipfel gegen Gladbach – das ist doch einer, trotz bislang nur drei gespielten Partien? Für Nagelsmann schon: "Es spielt der Erste gegen den Zweiten, deswegen ist es ein Spitzenspiel." Ohnehin gilt: Sollte es für den FC Bayern eine Art Angstgegner geben, dann jene Gladbacher, die vergangene Saison im Pokal die Münchner mit einem 5:0-Sieg gedemütigt und damit für ein leichtes Beben an der Säbener Straße gesorgt haben. Ohnehin gewann die Borussia von den jüngsten elf Begegnungen sechs gegen den FC Bayern – kein anderer Bundesligaverein hat eine bessere Quote gegen den Rekordmeister.
Nagelsmann, der die Frage nach dem vermeintlichen Angstgegner "schon erwartet" hatte, widersprach dieser These selbstredend: "Meine Spieler haben vor nichts Angst – außer ein paar vielleicht, die eine Spinnenphobie haben." Auch Gladbachs Coach Daniel Farke wollte dem Thema im Vorfeld nicht zu viel Bedeutung zukommen lassen, "auch wenn wir in der Vergangenheit das eine oder andere positive Resultat erzielt haben".
Angesichts von 15:1 Toren innerhalb der ersten drei Partien gibt es tatsächlich wenig Grund für den FC Bayern. Zudem wohl kommt mit Jamal Musiala einer zurück, der aus dem Offensiv–Ensemble der Münchner in seinen bisherigen Auftritten noch herausstach. Ob der 19-Jährige, der zuletzt mit muskulären Problemen ausfiel, im Spitzenspiel mitwirken kann, sei aber noch nicht ganz sicher, so Nagelsmann: "Er hat noch leichte Probleme, wir werden sehen, wie es sich entwickelt." Sehr wahrscheinlich würde Musiala sicher auflaufen, ginge es nicht gegen Gladbach, sondern jetzt schon gegen Barcelona. Ebenso wenig wie im Vorfeld der Partie gegen den katalonischen Top-Klub nicht darüber diskutiert wird, ob diese Begegnung nun ein Top-Spiel ist oder nicht.