Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

FC Bayern München: 850 Millionen Euro Umsatz und eine Kampfansage: So lief die JHV des FC Bayern

FC Bayern München

850 Millionen Euro Umsatz und eine Kampfansage: So lief die JHV des FC Bayern

    • |
    "Der Verein steht da, wo er hingehört: ganz oben. Sportlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich": Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern, vermeldete wirtschaftliche Rekordzahlen.
    "Der Verein steht da, wo er hingehört: ganz oben. Sportlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich": Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern, vermeldete wirtschaftliche Rekordzahlen. Foto: Angelika Warmuth, dpa

    Die Jahreshauptversammlungen des FC Bayern sind seit Jahren eine große Wundertüte: Mal wurde die Harmonie der Bayern-Familie zelebriert (etwa bei der Wiederwahl von Uli Hoeneß nach Verbüßung seiner Haftstrafe), mal eskalierte die Lage völlig (wie etwa vor zwei Jahren, als die Stimmung wegen des Katar-Sponsorings kippte). In diesem Jahr viel, aber nicht nur Harmonie zu sehen. Das ging vor Beginn schon los, als Kameras die Umarmung von Ehrenpräsident Hoeneß und Trainer Thomas Tuchel einfingen. Die beiden, die sich zuletzt öffentlich nicht immer grün waren, nahmen einträchtig nebeneinander und unter den 1780 Mitgliedern Platz.

    Tuchel hatte tags zuvor mit dem Sieg gegen Heidenheim die sportliche Basis für eine gelungene Veranstaltung gelegt. Mit ihm waren Sportdirektor Christoph Freund sowie die Profispieler Matthijs de Ligt, Jamal Musiala und Raphael Guerreiro dabei, die wegen akuter oder erst auskurierter Verletzungen nicht von ihren Nationalmannschaften angefordert wurden. Den ersten Applaus gab es für einen Videozusammenschnitt der bisherigen Saison, in der vor allem Tore von Harry Kane gezeigt wurden. Lediglich die Geschehnisse des DFB-Pokals wurden aus unbekannten Gründen nicht gezeigt.

    Bayern-Präsident Hainer: "Experten vertragen auch schon mal ein richtiges Kontra"

    Dafür ging Präsident Herbert Hainer auf die Pleite gegen Saarbrücken ein. "Nicht jede Niederlage muss auch gleich zur Krise erklärt werden. Das trifft auch auf ein Pokal-Aus in Saarbrücken zu." Und, an die Adresse von Trainer Thomas Tuchel gerichtet, der sich mit den TV-Experten mehrere Scharmützel lieferte: "Lieber Thomas, es ist verständlich, seinem Ärger auch mal Luft zu lassen. Wir im Klub sind uns einig: Diese Experten vertragen auch schon mal ein richtiges Kontra." Ohnehin könne sich die Bilanz des Vereins mehr als sehen lassen. "Der Verein steht da, wo er hingehört: ganz oben. Sportlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich."

    Sportlich lief es mit Ausnahme jenes Spiels im Saarland gut – die Mannschaft fährt Sieg um Sieg ein, etwa beim 4:0 beim BVB in der Vorwoche. Hainer platzierte bei der Gelegenheit auch die obligatorische Spitze gegen den schwarz-gelben Konkurrenten - ebenfalls eine gute alte Tradition bei einer Bayern-JHV. "Es gibt nur weniges, was schöner ist als ein Sieg des FC Bayern. Zum Beispiel ein Sieg des FC Bayern über Borussia Dortmund." Doch nicht nur die Männer, auch die Frauen wurden Deutscher Meister – und die Basketballer stellten drei Spieler beim WM-Erfolg in diesem Jahr. Stichwort Basketballer: Die werden bald im neuen SAP Garden spielen. Die 150 Millionen Euro teure Stätte, die zusammen mit den Eishockeyspielern des EHC Red Bull München gebaut wird, wird im kommenden Jahr eingeweiht "und wird eine der modernsten Spielstätten der Welt" werden, so Hainer.

    Aktuell sind 316.000 Menschen Mitglieder beim FC Bayern

    Wirtschaftlich gesehen hat der Verein die coronabedingte Delle hinter sich gelassen: Nachdem der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr bei 665,7 Millionen lag, stieg dieser Wert auf 854,2 Millionen Euro an. Der bisherige Bestwert stammt aus der Saison 2018/19 und lag bei 750,4 Millionen Euro. Der Konzerngewinn vor Steuern (EBT) wurde mehr als verdreifacht und stieg von 17,1 Millionen Euro auf 54,5 Millionen Euro. Der 100-Millionen-Euro-Transfer von Torjäger Harry Kane wird in den Zahlen noch nicht auftauchen - er wird dem laufenden Geschäftsjahr zugewiesen, das im Juli begann.

    Der englische Torjäger zahlt sich nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich aus. Alleine am ersten Wochenende nach seiner Verpflichtung verkaufte der FC Bayern 20.000 Trikots mit seinem Flock, zu mindestens 115 Euro pro Shirt. Bei den Mitgliederzahlen gibt es derzeit das stärkste Wachstum der Vereinsgeschichte, aktuell sind weltweit 316.000 Menschen Mitglied des FC Bayern. Kein Verein in Europa hat mehr. Das Eigenkapital - das berühmte Festgeldkonto - liegt bei 536 Millionen Euro. "Das ist ein Leuchtturm in der gesamten Fußballwelt", sagte Michael Diederich, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Sponsoring, Spielbetrieb und Merchandising weisen zweistellige Zuwachsraten auf.

    Bleibt die gesellschaftliche Verantwortung, die sich der FC Bayern auf seine Fahnen geschrieben hat. Dazu gehört auch die Solidarität mit Israel und allem jüdischen Leben, die nicht zuletzt auf die Historie des Vereins mit dem jüdischen Präsidenten Kurt Landauer zurückzuführen ist. Der Post von Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui, der sich nach dem Angriff der Hamas auf Israel pro-palästinensisch geäußert hatte, sei ein Vorfall gewesen, der den Verein als Ganzes beschäftigt hatte. "Eines ist klar: Noch einmal darf so etwas nicht passieren. Antisemitismus hat in unserer Welt keinen Platz", so Hainer.

    Bayern-Vorstandschef Dreesen mit Kritik an den anderen Bundesliga-Klubs: "Das ist zu wenig"

    Zu meckern hatten die Bayern-Bosse in der Welt der Zahlen dennoch etwas - nämlich dann, wenn es um die Erlöse aus der TV-Vermarktung geht. Die Erlöse daraus gehen seit Jahren zurück: Waren es in der Saison 2018/19 noch 113 Millionen Euro, liegt dieser Wert 2022/23 bei 89 Millionen Euro. Hier muss sich der FC Bayern mit den anderen 17 Bundesliga-Klubs zusammen vermarkten - und ist nicht zufrieden mit dem Verhalten der anderen Vereine. Der Investoren-Deal der DFL, der im Sommer am Votum der anderen Klubs scheiterte, ist da ein Punkt - die Sichtbarkeit der anderen Vereine ein anderer. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen verwies auf die Sommertour des FC Bayern nach Asien und sagte: "In dieser Sommerpause waren nur der FC Bayern und der BVB international unterwegs - das ist zu wenig." Alleine die Premier League, deren Vereine deutlich stärker unterwegs waren, erzielt zwei Milliarden Euro. Ein weiterer Standortnachteil laut Dreesen ist aber einer, den man nicht ändern möchte: "Wir sind der einige Topklub, der weder von einem Staat, noch einem Unternehmen, noch einem Superreichen finanziert wird." Anders formuliert: "Wir konkurrieren mit Klubs, bei denen das Geld gefühlt aus der Steckdose kommt."

    Was es sonst noch gab? Die Klubsatzung wurde geändert, was das Ergebnis einer fortlaufenden Entwicklung zwischen dem Verein und seinen Fans sein soll. Ein Antrag des Mitglieds Michael Ott, in dem es um die Zulässigkeit von Mitgliederanträgen geht, wurde intensiver behandelt. Hier setzte sich der Verein durch. Die Satzungsänderung wurde mehrheitlich verabschiedet. Bei den Wortmeldungen - 17 an der Zahl und oft ein Quell für Streit - gab es Beschwerden, die die Positionierung der Taxis bei Heimspielen und die Ausgabe der Plastik-Jahreskarten betreffen. Dafür muss auch Platz sein, großen Ärger gab es diesmal aber nicht darüber.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden