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FC Bayern München: Das Ende eines Reizthemas: Der FC Bayern beendet das umstrittene Katar-Sponsoring

FC Bayern München

Das Ende eines Reizthemas: Der FC Bayern beendet das umstrittene Katar-Sponsoring

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    Der FC Bayern München und Qatar Airways beenden ihre Zusammenarbeit.
    Der FC Bayern München und Qatar Airways beenden ihre Zusammenarbeit. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Es waren Szenen, die keiner vergessen wird, der dabei war: Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern im November 2021 kippte die Stimmung spät, aber deutlich. Einige Fans traten gegen Sitze, reckten die Faust zur Bühne hin und skandierten in Richtung des Bayern-Präsidenten "Hainer raus!" sowie "Wir sind Bayern, und ihr nicht!" Schließlich: "Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt!" Uli Hoeneß sprach von der "schlimmsten Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe".

    Auslöser war der Umgang des Vereins mit dem umstrittenen Sponsorendeal aus Katar. Oder, besser gesagt: der Nicht-Umgang des Themas, das wie kein anderes Sprengkraft im Verhältnis zwischen organisierter Fanszene und Vereinsführung besaß. Dass ihr Verein gemeinsame Sache mit dem Staat macht, der wegen Menschenrechtsverletzungen und des Verdachts der Terror-Finanzierung in der Kritik steht, war den Anhängern des Rekordmeisters ein Dorn im Auge. Zuletzt deutete dennoch vieles darauf hin, dass der zum 30. Juni auslaufende Vertrag erneuert werden würde. Am Mittwochvormittag folgte die überraschende Wende: Der Vertrag zwischen dem FC Bayern und Qatar Airways werde "einvernehmlich" beendet.

    Rund 25 Millionen Euro soll der FC Bayern von Qatar Airways bekommen haben

    Damit verliert der FC Bayern eines der größten Reizthemen – und einen seiner größten Sponsoren. Rund 25 Millionen Euro pro Saison soll die Partnerschaft dem deutschen Rekordmeister beschert haben. Offiziell bestätigt wurde die Summe zwar nie. Aber Karl-Heinz Rummenigge, der den Vertrag im Jahr 2018 als Vorstandsvorsitzender ausgehandelt hatte, sprach stets davon, dass der FC Bayern "gutes Geld aus diesem Vertrag bekommen" habe. Jan-Christian Dreesen, der aktuelle Vorstandschef, wird in der aktuellen Mitteilung des Klubs nun damit zitiert: "Der FC Bayern München und Qatar Airways haben erfolgreich zusammengearbeitet und voneinander gelernt." Akbar Al Baker, der CEO von Qatar Airways, sprach von einer "fruchtbaren Zusammenarbeit". Nun sei Schluss – nach "fünf gemeinsamen, sehr spannenden Jahren".

    Spannend war es tatsächlich zu sehen, wie sich der Sponsorenvertrag auf die Beziehungen zwischen dem FC Bayern und seinen Fans auswirkte. Immer sah sich der Verein deswegen heftiger Kritik ausgesetzt. So wurde etwa auf Spruchbändern in der Südkurve die Zusammenarbeit kritisiert. Der FC Bayern schwieg dazu stets – und tat es etwa auch, als die aktive Fanszene im Januar 2020 eine Podiumsdiskussion organisiert hatte. Deren Thema lautete: "Katar, Menschenrechte und der FC Bayern – Hand auf, Mund zu?". Zwei nepalesische Wanderarbeiter hatten auf der Veranstaltung über die Lage in Katar gesprochen. Einen Vertreter des FC Bayern hatten die Anhänger zwar auch eingeladen – der dafür reservierte Stuhl auf dem Podium blieb aber leer.

    Die Fans übten über Jahre immer wieder Kritik an dem Katar-Sponsoring

    Bayern-Mitglied Michael Ott war es schließlich, der zum Gesicht des Widerstands gegen den Katar-Deal wurde. Der heute 31-jährige Rechtsanwalt aus Mainz formulierte vor der Mitgliederversammlung einen Antrag, wonach der FC Bayern das Sponsoring mit dem Emirat stoppen solle. Dieser wurde zwar aus rechtlichen Gründen nicht zur Jahreshauptversammlung vor zwei Jahren zugelassen – dass Ott mit diesem Ansatz einen Nerv getroffen hatte, war mehr als deutlich geworden. Der FC Bayern sah sich nach der Eskalation bei der Mitgliederversammlung zu reagieren gezwungen, berief einen Runden Tisch ein, zu dem unter anderem WM-OK-Chef Hassan Al-Thawadi, Katars Botschafter, und Ott eingeladen waren. Dass das Bemühen des FC Bayern aber über bloße Lippenbekenntnisse hinausging – daran hatte nicht nur Ott Zweifel. Der FC Bayern, so schien es angesichts des Auftretens seiner Führung, will weiterhin gerne Geld mit Katar verdienen.

    Umso überraschender seien für ihn die Neuigkeiten gewesen, schrieb Ott auf Twitter: "Das kam völlig unerwartet, ist aber umso schöner!" Gegenüber dem BR sagte Ott: "Es ist ein großer, großer Erfolg für die Fanszene des FC Bayern." Die Entscheidung mache ihn froh, "als Fan wieder uneingeschränkt stolz auf den FC Bayern" sein zu können. "Die Südkurve hat seit Jahren für diesen Moment gearbeitet. Deswegen freut mich das unglaublich."

    Katar steht weiterhin in der Kritik. Denn laut einem jüngst veröffentlichten Bericht von Amnesty International hätten sich die oft kritisierten Arbeitsbedingungen in Katar im Zuge der WM-Ausrichtung nur kurzzeitig verbessert, wie eine Sprecherin sagte: "Seit die WM vorbei ist, können wir feststellen, dass sich nicht mehr viel bewegt in dem Land. Es gibt keine neuen Initiativen der katarischen Behörden, keine neuen Reformen, und es steht zu befürchten, dass sich die Rechtslage der Menschen, die dort arbeiten, nicht verbessert." 

    Von wem letztlich die Initiative ausging, den Vertrag zu beenden, ist nicht bekannt. Sicher ist: Der FC Bayern wird die Stelle eines Platinum-Sponsors sehr bald neu besetzen müssen. Das Interesse des Klubs an Englands Nationalstürmer Harry Kane ist verbürgt, als Ablösesumme sind 100 Millionen Euro im Gespräch.

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