Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

FC Bayern: Mané und der FC Bayern – eine komplizierte Beziehung

FC Bayern

Mané und der FC Bayern – eine komplizierte Beziehung

    • |
    Da war die Welt noch in Ordnung: Nach dem ersten Spieltag feierte Sadio Mané zusammen mit den Fans des FC Bayern.
    Da war die Welt noch in Ordnung: Nach dem ersten Spieltag feierte Sadio Mané zusammen mit den Fans des FC Bayern. Foto: Joerg Halisch, Witters

    Wie unterschiedlich doch Wahrnehmungen sein können. Was Kinder als vernünftiges Gespräch unter Geschwistern empfinden, kann ein nachbarschaftliches Gespräch wegen vermeintlicher Ruhestörung einbringen. Thomas Tuchel ist sich dieses Phänomens bewusst. "Es scheint von Außen unruhiger als es innen ist", sagte er vor der Partie am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Außerhalb des FC Bayerns lärmten zuletzt die Nachrichten. Trainerwechsel, Pokal-Aus, Champions-League-Niederlage – und schließlich den angedeuteten Faustkampf zwischen Sadio Mané und Leroy Sané, der nach einem Schlag des Senegalesen abgebrochen wurde.

    Der Klub entschied sich dazu, den Angreifer vereinsintern für eine Partie zu sperren. Unbekannt sind allerdings noch die Nachwirkungen der Auseinandersetzung. "Das hatte für mich eher eine reinigende Wirkung, auch zwischen den beiden", schätzt Tuchel die Lage ein. Als Trainer des FC Bayern ist er aber möglicherweise etwas voreingenommen – ähnlich den Eltern lärmender Kinder. Allerdings hätte der Coach auch gerne auf die Miniatur-Ausgabe einer Rauferei und deren Nachwirkungen verzichtet. Schließlich habe "uns das schon beschäftigt". Es habe sich um einen eklatanten Vorfall gehandelt, der ein promptes Einschreiten des Trainerteams zur Folge hatte. Noch vor dem Training am Donnerstag wurde das Gespräch mit den beteiligten Spielern gesucht.

    Thomas Tuchels ist Sadio Manés "erster Anwalt"

    Tuchel versuchte bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hoffenheim den Eindruck zu vermitteln, den Vorfall ernst zu nehmen, aber nicht zu überhöhen. So sei es nicht das erste Mal gewesen, dass es innerhalb einer Profi-Mannschaft "gerasselt" habe und es werde wohl auch nicht das letzte Mal bleiben. "Ich bin sein erster Anwalt und Verteidiger", sagte der Coach über Mané. Jeder habe das Recht, Fehler zu machen und der Angreifer wisse auch ganz genau, dass die Aktion ein gesundes Maß an innerer Reibung überschritten habe. Damit könnte das Thema tatsächlich abgeschlossen sein. Mané wird nächste Woche wieder zum Kader gehören, wenn die Bayern versuchen, gegen Manchester doch noch irgendwie ins Halbfinale der Champions League einzuziehen.

    Weil Mané für die Partie aber keinesfalls unverzichtbar scheint, wird die Personalie die Münchner noch weiter verfolgen. Schließlich war der 31-Jährige als Ersatz für Robert Lewandowski geholt worden. Nach dem ersten Spieltag der Saison hatten die Fans schon eine emotionalere Bindung zu ihm aufgebaut als zu Lewandowski nach allen Titel und Rekorden. Mané feierte nach dem 6:1 bei Eintracht Frankfurt bei den Fans der Bayern in der Kurve und sang ins Megafon. Bis in den November hinein spielte Mané eine passable Rolle im Münchner Ensemble. 

    Seit seiner schweren Verletzung hat Mané nicht mehr zu seiner Form zurückgefunden

    Die Verantwortlichen hatten sich damit abgefunden, der Fehleinschätzung aufgesessen zu sein, einen Mittelstürmer verpflichtet zu haben und erfreuten sich an den Leistungen Manés auf der Außenbahn. Dann allerdings verletzte sich Mané schwer im Spiel gegen Bremen und just zu dem Zeitpunkt, als sich die Münchner an der Tabellenspitze absetzten, fiel Mané aus. Verpasste die WM und fand danach nicht ansatzweise zu jener Form, die ihn in den Jahren zuvor beim FC Liverpool ausgezeichnet hat.

    Es scheine manchmal so, als fehle ihm der letzte Schritt, sagte Tuchel. Das habe aber möglicherweise keine physischen Ursachen. "Vielleicht ist es die Leichtigkeit, nicht nachdenken zu müssen, wie in Liverpool." Als Mané mit sämtlichen Abläufen vertraut war und die Sicherheit hatte, in jedem Spiel von Beginn an auf dem Feld zu stehen. In München nun versucht ihn Tuchel "über gelebte Wertschätzung dort hinzubringen, wo er war". Es wäre eine der größeren Leistungen in der Karriere des Trainers. 

    Die meisten Spieler, die der FC Bayern in letzter Zeit auslieh, erreichen nie ihre Höchstform

    In den vergangenen Jahren waren die Übungsleiter in München regelmäßig daran gescheitert, jene Spieler zur Höchstform zu bringen, die bei ihrer Ankunft in München auf höchstem Standard als ausentwickelt galten. Sowohl mit James Rodriguez als auch Philippe Coutinho verbanden die Bayern die Hoffnung, real existierende Weltstars könnten mit ihrem Glanz den Klub noch ein wenig mehr scheinen lassen. Nach dem Ende der Ausleihen aber kehrten die Spieler nach Madrid und Barcelona zurück, ohne dass die Bayern ernsthafte Anstrengungen unternommen hätten, sich um eine längerfristige Verpflichtung zu bemühen.

    In der vergangenen Winterpause nun lotste Hasan Salihamidzic kurzfristig Joao Cancelo von Manchester City nach München. Zu günstig schien die Möglichkeit, nachdem dem Rechtsverteidiger unter Pep Guardiola nicht mehr viel Spielzeit zugestanden wurde. Recht viel mehr ist es nun auch unter Tuchel und zuvor unter Julian Nagelsmann nicht geworden. Cancelo wird nach der Saison nach Manchester zurückkehren, die Zukunft Manés allerdings scheint offen. 

    Im Sommer hatten die Münchner ihn für rund 32 Millionen Euro verpflichtet. Eine Summe, die zum damaligen Zeitpunkt als günstig galt. Ausgerüstet mit einem gut dotierten Vertrag bis 2025 kommt das gesamte Paket auf etwa 100 Millionen Euro. Die Münchner werden ziemlich genau überlegen, ob der Senegalese einen Großteil der Summe wohl wieder wird einspielen können. Gegen Hoffenheim jedenfalls wird er es nicht können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden