Der Vertragspoker zwischen Robert Lewandowski und dem FC Bayern ist um eine weitere Eskalationsstufe reicher. Laut einem Bericht des polnischen TV-Senders Telewizja Polska soll der zweimalige Weltfußballer, dessen Vertrag in München im Sommer 2023 ausläuft, dem FC Barcelona angeblich seine Zusage für einen Wechsel gegeben haben. Angeblich soll er den FC Bayern über seinen Wechselwunsch informiert haben. Und angeblich drängt er auf einen Wechsel bereits in diesem Sommer – es wäre für den FC Bayern die letzte Gelegenheit, nochmals Ablöse für den 33-Jährigen zu erzielen.
Das "angeblich" ist ein wichtiger Zusatz in dieser Angelegenheit, denn über einen vermeintlich längst feststehenden Transfer des Polen war in den vergangenen Monaten immer wieder mal spekuliert worden. Mal soll es Einigungen mit Real Madrid, dann mit Manchester United gegeben haben, nun also mit Barcelona. Der Unmut der Nummer 9 der Münchner über die stockenden Vertragsgespräche scheint aber verbürgt. Und Berichte über den Wechselwunsch des besten Angreifers sind in jedem Fall eine deutliche Nachricht der Spieler-Seite an die sportliche Führung des FC Bayern: Der Druck wurde erhöht. Sehr unwahrscheinlich, dass derartige Signale ohne Zutun des jeweiligen Beraters geschehen. Und das zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt, am Tag des Viertelfinal-Rückspiels gegen den FC Villarreal.
Lewandowskis Berater Pini Zahavi ist ein gefürchteter Verhandlungspartner
Lewandowski arbeitet seit geraumer Zeit mit einem Berater zusammen, der bei Bedarf derart wenig subtile Zwischentöne beherrscht: Pini Zahavi. Der 78-jährige Israeli genießt den Ruf, einer der härtesten Verhandlungspartner der Branche zu sein. Alleine, als Lewandowski vor einigen Jahren bekannt gab, sich künftig von ihm vertreten zu lassen, schrillten beim FC Bayern alle Alarmglocken. Das mehr oder weniger unverhohlene Ziel war es für Zahavi, den Wechsel zu einem anderen Verein voranzutreiben. Während Zahavi fleißig fädelte, blieb Bayern stur. Der Stürmer verlängerte seinen Vertrag bis 2023.
Bei einem anderen Spieler setzte sich der Berater durch: David Alaba. Zahavi, der das Gehalt von Lewandowski bestens kennt, forderte für den Österreicher eine ähnliche Preisklasse – und entsetzte damit die Bayern-Bosse. Ehrenpräsident Uli Hoeneß, bekanntermaßen ein Freund des direkten Wortes, bezeichnete Zahavi ob dessen Vorstellungen als "geldgierigen Piranha" und einen möglichen ablösefreien Wechsel des Abwehrspielers als "Super-GAU". Das Ende des Pokers ist bekannt: Alaba ging ablösefrei zu Real Madrid.
Nun steht also der nächste Verhandlungsmarathon mit Zahavi an. Wie realistisch die Drohkulisse mit dem hoch verschuldeten FC Barcelona ist, der nur wenige Monate sein Spardiktat eingehalten und schon in der Winterpause wieder stolze Summen investiert hat, wird die Zeit zeigen. Laut dem gewöhnlich gut informierten Transfermarkt-Experten Fabrizio Romano sei noch nichts entschieden, das Zögern der Bayern-Bosse verärgere den Polen jedoch zunehmend. Dass auch bei Manuel Neuer (36) und Thomas Müller (32) die Verträge im Sommer 2023 auslaufen und bisher noch kein Vollzug gemeldet wurde, sorgt zunehmend für Unruhe beim FCB.
Oliver Kahn gibt sich zuversichtlich und weist ein Zögern zurück
Vorstandschef Oliver Kahn hatte den Vorwurf des Zögerns erst kürzlich zurückgewiesen. Verhandlungen wie die zwischen dem FC Bayern und den drei Galionsfiguren seien eben "nicht einfach so im Vorbeilaufen" zu regeln, schließlich hätten auch die Spieler ihre Vorstellungen. Das bedeutet in allen drei Fällen der Ü30-Gang: Nicht nur das Gehalt ist entscheidend, im Idealfall sollen es auch möglichst langfristige Verträge sein. Eben die scheinen für den FC Bayern in Zeiten von sinkenden Einnahmen wegen Corona nicht mehr so leicht zu stemmen zu sein.
Sportlich wäre ein Wegfall Lewandowskis ein massiver Verlust. Obwohl der Pole im Sommer seinen 34. Geburtstag feiert, steht er aktuell schon wieder bei 32 Bundesligatoren. Und selbst, wenn die Verhandlungen wirklich scheitern sollten – Verhandlungen mit Zahavi können auch wegen anderer Spieler stattfinden. Der Leipziger Christopher Nkunku, der als möglicher Neuzugang gehandelt wird, lässt sich ebenfalls vom Israeli vertreten.