Ob Felix Magath schon mal auf Ibiza war? Fraglich. Denn die Balearen-Insel wartet nicht nur mit traumhaften Sandstränden auf, sondern ist vor allem für ihre Partys berühmt. Und ob Magath, sonst eher der Freund des gepflegten Medizinballschleppens, viel mit der elektronischen Musik anfangen kann, mit denen in Ibiza-Stadt und Sant Antoni die Tanzflächen beschallt werden – fraglich.
Dass weite Teile des Kaders des FC Bayern München direkt nach der 1:3-Niederlage gegen den FSV Mainz zu einem Zwei-Tages-Trip nach Ibiza aufgebrochen sind, missfiel dem ehemaligen Bayern-Coach und aktuellen Trainer der Berliner Hertha: "Ich würde so etwas auf jeden Fall nicht erlauben, so etwas käme mir nicht in den Sinn. Mal sehen, wie es weitergeht. Einmal ist eine Meisterfeier ja verständlich, aber nicht drei Wochen lang."
Magath hatte den FC Bayern schon nach der Mainz-Pleite kritisiert
Magath war schon die Niederlage des FC Bayern gegen Mainz aufgestoßen, und betont, dass „es für alle Mannschaften bis zum Schluss noch um etwas“ gehe. Eine Spitze in Richtung der Bayern, die nicht völlig uneigennützig gewesen sein dürfte. Am Sonntag empfängt der FC Bayern den direkten Konkurrenten der Hertha, den VfB Stuttgart, zum Heimspiel. Auch beim FC Augsburg dürfte man genau hinsehen, wie sich der Rekordmeister dann verhält: Gewinnen die Bayern oder holen nur einen Punkt gegen den VfB, ist der Klassenerhalt des FCA, der später am Sonntag in Leipzig ran muss, sicher.
Angesichts des Ibiza-Trips stellt sich aber die Frage: Wie ernst nehmen die bereits als Meister feststehenden Bayern diese Saison noch? Die Kritik an der Reise, die Sportdirektor Hasan Salihamidzic noch als mit dem Verein abgesprochene "Teambuilding-Maßnahme" deklarieren wollte, ist enorm. Der langjährige TV-Experte Marcel Reif etwa sagte bei Bild: "Das ist nicht gut. Der Zeitpunkt ist nicht gut." Spätestens nach der Niederlage gegen Mainz hätten die Spieler dazu kommen müssen, dass eine Verschiebung des Trips die bessere Alternative gewesen wäre: "So flexibel muss man dann schon sein", so Reif.
Lothar Matthäus übt harte Kritik an der Führung des FC Bayern
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus warf in seiner Kolumne bei Sky zudem die Frage auf, inwiefern der Kurztrip die Autorität der aktuellen Führungsspitze des FC Bayern untergräbt. "Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hätten die Truppe nach einem 1:3 in Mainz niemals zwei Tage wegfliegen lassen." Nach Ansicht des 61-Jährigen hätte die aktuelle Vereinsführung um Oliver Kahn "die sogenannte Teambuilding-Maßnahme (...) einkassieren können oder sogar müssen. Die Spieler hätten den schönen Ausflug problemlos nach dem letzten Spieltag antreten können".
Trainer Julian Nagelsmann, der seinen Spielern zwei freie Tage eingeräumt hatte, nimmt Matthäus hingegen in Schutz: "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Julian Nagelsmann diesen Ausflug gerne gestrichen hätte. Aber es wäre für ihn sehr riskant gewesen, hier ein Machtwort zu sprechen, ohne danach einen Großteil der Kabine zu verlieren."
Offenbar haben sieben Spieler den Ibiza-Trip verweigert
Offenbar haben ohnehin nicht alle Spieler des Bayern-Kaders die Reise angetreten. Laut einem Bericht der Bild ist der zuletzt erkrankte Thomas Müller ebenso zu Hause geblieben wie Manuel Neuer, Sven Ullreich, Kingsley Coman, Dayot Upamecano, Bouna Sarr und Niklas Süle. In der Summe sind das sieben von insgesamt 24 Spielern des aktuellen Profi-Kaders. Auch das ist laut Matthäus ein Zeichen, dass es sich hierbei mitnichten um eine Teambuilding-Maßnahme handle: "Sonst wären sie geschlossen verreist. Und außerdem steht nach dieser Saison fest, dass diese Bayern-Mannschaft einfach kein wirkliches Team ist."
Vom FC Bayern gibt es bisher vor allem: Schweigen. Auch auf den sonst so auskunftsfreudigen Instagram-Accounts der Bayern-Profis herrschte zuletzt eine auffällige Stille. Dass einige erfahrene Spieler den jüngeren Profis ins Gewissen geredet haben, will TV-Experte Reif nicht ausschließen: "Es kann sein, dass der Jüngere sagt: Erzähl das der Parkuhr. Ich bin deutscher Meister und habe ein Flugticket nach Ibiza."