Und jetzt könnte es tatsächlich so sein, dass Julian Nagelsmann den Bayern noch Geld in die Kasse spült. Der Trainer, vor zwei Jahren für die Rekordablöse von 25 Millionen Euro aus Leipzig losgeeist und mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet, befindet sich seit Ende März bekanntlich im bezahlten Dauer-Urlaub und sieht seither zu, wie die Geschicke unter seinem Nachfolger Thomas Tuchel so laufen. Er steht aber eben noch beim FC Bayern unter Vertrag. Und wenn jetzt, wie die meist gut informierte L‘Équipe berichtet, Paris Saint-Germain Nagelsmann als Nachfolger für den noch nicht geschassten Christophe Galtier haben möchte, wird das nicht ganz billig werden. Rund elf Millionen Euro werden dem Vernehmen nach nötig sein, um Nagelsmann aus dem Vertrag herauszukaufen. Für das mit Katar-Millionen alimentierte PSG wären das Peanuts, für die Bayern immerhin ein finales Trostpflaster auf der teuren und letzlich gescheiterten Nagelsmann-Episode.
Die Bayern – aber wer sind die denn derzeit überhaupt? Der Verein muss sich selbst erst mal finden nach all den personellen Umschichtungen der vergangenen Wochen. Die Frage, wer denn nun die Gespräche mit neuen Spielern und deren Beratern führt, hat Uli Hoeneß im Interview mit der Süddeutschen recht deutlich beantwortet: "Bis auf Weiteres Karl-Heinz und ich – und das immer in Absprache mit Marco Neppe." Wie groß das Mitspracherecht von Neppe ist, scheint ungewiss. Der 36-Jährige ist die ehemals rechte Hand des geschassten Sportvorstands Hasan Salihamidzic; zeitweise war auch über dessen Ablösung diskutiert worden. Natürlich werden, so Hoeneß, die Transferpläne noch in einem größeren Gremium besprochen, zu dem auch Trainer Thomas Tuchel oder der neue Vorstandschef Jan-Christian Dreesen gehören. "Tuchel wird eine wichtige Rolle spielen bei der Entscheidungsfindung; aber er wird jetzt sicher nicht zu den Klubs oder Beratern fahren und Verhandlungen führen."
Uli Hoeneß: "Ein Neuner ist im Fußball lebenswichtig"
Zu tun gibt es für Hoeneß und Rummenigge genug – und Priorität dürfte, mit einem Jahr Verspätung, die Verpflichtung eines Nachfolgers für Robert Lewandowski genießen. Dass es ein Fehler war, dies nicht schon im vergangenen Sommer erledigt zu haben, ist keine kontroverse Meinung mehr – Hoeneß betont aber, Salihamidzic rechtzeitig darauf hingewiesen zu haben. "Ich habe Hasan ganz klar gesagt: Wenn wir ihn schon abgeben, dann müssen wir Geld in die Hand nehmen und brauchen Ersatz. Lewandowski ist ein Sicherheitspaket, das dir 25 Tore Minimum pro Saison garantiert."
Wer nun kommen soll, ist die Frage aller Fragen. Englands Nationalstürmer Kane wird es laut Kaderplaner Hoeneß definitiv nicht werden, Victor Osimhen aus Neapel sei gut, aber "völlig unbezahlbar". Klar ist aber: "Ein Neuner ist im Fußball lebenswichtig." Das habe sogar Pep Guardiola, der Erfinder der falschen Neun, mittlerweile eingesehen und mit Erling Haaland den Prototypen des Mittelstürmers geholt. Als weitere Kandidaten gelten in der bayerischen Gerüchteküche der Portugiese Goncalo Ramos von Benfica Lissabon, der Serbe Dusan Vlahovic von Juventus Turin oder Frankfurts Franzose Randal Kolo Muani.
Aus England gilt Declan Rice als Wunschspieler Tuchels
Auch ein defensiver Mittelfeldspieler steht auf der To-do-Liste – und Thomas Tuchel gilt spätestens seit seiner Zeit beim FC Chelsea als großer Fan von Declan Rice. Für den 24-jährigen Nationalspieler und Kapitän von West Ham United müssten die Bayern wohl eine Ablöse von rund 100 Millionen Euro berappen. Rice selbst scheint durchaus Interesse zu haben – und machte sich einen Spaß daraus, bei einer Trainingseinheit ein Kamerateam auf Deutsch mit "Guten Morgen" anzusprechen. Wesentlich günstiger, weil ablösefrei, kommt den Bayern hingegen der Wechsel von Konrad Laimer aus Leipzig zu stehen. Die Verkündung des Wechsels wird in den kommenden Tagen erwartet. Ebenfalls ablösefrei ist Raphaël Guerreiro zu haben, dessen Vertrag beim BVB ausläuft; der Portugiese hat aber offenbar auch Angebote aus England.
Vorteil von Laimer und Guerreiro: Beide können sowohl im zentralen Mittelfeld als auch auf den Außenpositionen spielen – der Portugiese links, der Österreicher rechts. Bei der Rechtsverteidigerposition droht den Bayern ein Engpass: Joao Cancelo wird wohl nach Manchester zurückkehren, Benjamin Pavard drängt offenbar auf einen Wechsel und würde, da sein Vertrag 2024 endet, nur noch in diesem Sommer eine Ablöse einbringen.
Noussair Mazraoui ist unzufrieden – beim Marokkaner kann Bayern aber auf den Vertrag mit der Laufzeit bis 2026 pochen. Ebenfalls vor dem Absprung steht Rekordeinkauf Lucas Hernandez. Der Franzose kam 2019 für die Rekordablöse von 80 Millionen Euro, hat noch einen Vertrag bis 2024 und soll derzeit mit Paris verhandeln. Auch er würde nur noch in diesem Sommer Geld einbringen – und ein ablösefreier Wechsel wie bei Alaba soll vermieden werden.
Sadio Mané könnte in England einen Abnehmer finden
Sehr wahrscheinlich endet auch die Zeit von Yann Sommer bei den Bayern nach nur einem halben Jahr wieder. Wie wichtig Manuel Neuer für das Gefüge der Bayern ist, sei vielen in dessen Abwesenheit klar geworden. Am 34-jährigen Schweizer soll es Interesse aus Spanien geben. Der Vertrag von Winter-Neuzugang Daley Blind läuft ohnehin aus. Der Wechsel von Sadio Mané nach München gilt mittlerweile als großes Missverständnis – in England, wo der Senegalese immer noch einen guten Ruf genießt, könnte sich ein Abnehmer finden. Nur eben dann nicht mehr zum Einkaufspreis von 32 Millionen Euro.