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FC Bayern: Guardiolas Endspiel gegen Turin

FC Bayern

Guardiolas Endspiel gegen Turin

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    Pep Guardiolas Zeit beim FC Bayern wird stark danach beurteil werden, wie weit er in dieser Saison in der Champions League kommt. Ein Aus im Achtelfinale gegen Juventus Turin würde einen Großteil seiner Arbeit überschatten.
    Pep Guardiolas Zeit beim FC Bayern wird stark danach beurteil werden, wie weit er in dieser Saison in der Champions League kommt. Ein Aus im Achtelfinale gegen Juventus Turin würde einen Großteil seiner Arbeit überschatten. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Pep Guardiola war nichts anzumerken. Natürlich nicht. Zu Beginn seines dreijährigen Montageaufenthalts in München wurde noch vermutet, den Spanier hätten emotionale Beweggründe zum Umzug nach Deutschland bewogen. Weil Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß ihn doch so umschmeichelt hatten. Weil man sich beim FC Bayern trotz aller Rummenigge’scher Kaufmannsrhetorik doch immer noch als Familienunternehmen versteht.

    Guardiola hat diesem Eindruck in den vergangenen Monaten vehement entgegengesteuert. Nach drei Jahren in München zieht er weiter. Überredungsversuche waren unsinnig. Weil er demnächst Manchester City trainiert, liegt die Vermutung nahe, dass romantische Gründe bei der Job-Auswahl des Spaniers noch hinter Gesichtspunkten wie der Parkplatzdichte liegen.

    Guardiola begreift den Profifußball als das, was er eben auch ist: ein Geschäft. Auch deswegen war ihm am Tag vor dem Spiel gegen Juventus Turin nicht anzumerken, ob er mit besonderer Nervosität in die Partie geht. Schließlich könnte es dieses Rückspiel im Achtelfinale der Champions League sein, das bei der Deutung über die Ära Guardiolas bei den Bayern eine bestimmende Rolle einnimmt. „Vor einem Champions-League-Spiel bin ich nie besorgt. Ich bin privilegiert, so nah am Spielfeld zu sein. Sollten wir verlieren, wird das ein paar Tage hart und dann geht es weiter“, so der Coach.

    Eine Niederlage würde Guardiolas Wirken übeschatten

    Faktisch hat er damit recht. Sollten die Münchner aber tatsächlich ausscheiden, wird dieses Kapitel für viele entscheidend sein, wie das Wirken Guardiolas in München beurteilt wird.

    Wichtig ist dann nicht mehr, dass der FC Bayern unter dem Spanier den schönsten Fußball der Vereinsgeschichte gespielt hat. Dass viele Akteure taktisch flexibler sind als alle politischen Parteien mit ihren Volten im Wahlkampf. Dass Guardiola dank eher unspektakulärer Transfers von Douglas Costa oder Joshua Kimmich die Münchner zukunftsfest verstärkt hat. Sollten die Münchner an den Turinern scheitern, bleibt: Drei Mal in der Champions League krachend gescheitert.

    Vor zwei Jahren ließen sich die Münchner von der Kopfballstärke des Madrilenen Ramos überrumpeln. In der vergangenen Saison zerbarst der Titeltraum an der Extraklasse Messis und den eigenen Verletzungssorgen. Madrid und Barcelona befanden sich auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft, die Münchner damals nicht.

    Derzeit nähern sich Guardiolas Mannen dem Leistungshöhepunkt. In der Liga wurde der Angriff der Dortmunder pariert. Sämtliche Offensivspieler ( außer dem erkälteten Arjen Robben) stehen Guardiola ausnahmsweise gleichzeitig zur Verfügung und in absehbarer Zeit kehren die Abwehrleute Javi Martinez und Jérôme Boateng wieder zurück. Die Aussichten sind gut. Für den FC Bayern und für Pep Guardiola.

    Um diese Aussicht genießen zu können, muss aber erst mal die Turiner Hürde überwunden werden. Im Hinspiel zeigten die Münchner 60 Minuten eindrucksvoll, wie das gelingen kann. Juventus war den permanenten Angriffen der Bayern nicht gewachsen – und weiß möglicherweise heute noch nicht, wie man zum 2:2 und einer passablen Chance für das Rückspiel kam.

    Munter im Vorwärtsdrang gegen Juventus

    Auch wenn Guardiola behauptet, „nicht in den Kopf von (Juventus-Trainer) Allegri“ schauen zu können, so ist doch anzunehmen, dass er eine Ahnung von dessen taktischen Ausrichtung hat. Juventus wird wohl nicht viel offensiver als im Hinspiel agieren und sich auf die Effizienz seiner Stürmer verlassen. „Sie geben nie auf. Sie verlieren nie den Kopf und sie glauben bis zum Schluss an ihre Chance“, streicht Bayern-Angreifer Robert Lewandowski die Vorzüge italienischer Mannschaften generell hinaus.

    So professionell kühl, mitunter widerwillig Guardiola alle Aktivitäten abseits des Rasenvierecks absolviert, wie zum Beispiel eine Pressekonferenz – auf dem Feld ist er einer der letzten Romantiker. Einer, dem tatsächlich etwas daran liegt, dass seine Mannschaft auf schöne Weise gewinnt.

    Auch gegen Juventus hält er nicht viel davon, den Offensivdrang einzubremsen. In den letzten 15 Minuten könne man langsam auf das Resultat achten, gibt Guardiola seinen Spielern mit auf den Weg. Auf ein Unentschieden zu spielen, liegt ihm und seiner Mannschaft nicht – anders als den Turinern. Denen wiederum ein Remis erst ab einem 3:3 zum Weiterkommen reicht. Ein Ergebnis, das dann wohl auch Spuren bei Guardiola hinterlassen würde.

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