Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

FC Bayern: FC Bayern und Sadio Mané – das Ende des Missverständnisses

FC Bayern

FC Bayern und Sadio Mané – das Ende des Missverständnisses

    • |
    Sadio Mané steht vor dem Abschied beim FC Bayern.
    Sadio Mané steht vor dem Abschied beim FC Bayern. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Wenn irgendwann mal wieder für eine Bildergalerie eine Liste der größten Transferflops aufploppt, wird der geneigte Leser einige bekannte Gesichter entdecken: den Kolumbianer Adolpho Valencia vielleicht, von Franz Beckenbauer wegen seiner Fehlschüsse ins Gebüsch liebevoll "der Entlauber" getauft. Den Brasilianer Breno, der kaum Spiele bestritt, dafür seine Villa in München abfackelte und dafür ins Gefängnis wanderte. Ältere Semester werden sich über Karl Del’Haye freuen, der als Gladbacher Star nach München kam und dort nur auf der Bank versauerte, damit er für die Borussia keine Tore mehr schießen konnte. Künftig wird auch Sadio Mané seinen Platz in dieser fragwürdigen Ahnengalerie haben. Beim Transfer des 31-Jährigen zum saudischen Klub Al-Nassr fehlt nur noch die formale Bestätigung, die Mannschaft des FC Bayern hat der Senegalese bereits verlassen.

    Selten hat ein Spieler einen derartigen Absturz hingelegt wie jener Mané, der vor einem Jahr noch als der ultimative Heilsbringer in München vorgestellt wurde. Für jenen Mané, der als Stammspieler beim FC Liverpool kam und in jeder seiner Spielzeiten, in der englischen Premier League stets zweistellig traf, der praktisch nie verletzt war, lief in diesem Jahr in München irgendwann alles schief. Am Ende standen nur sieben Tore in der Bundesliga, eine Verletzung, die ihn die WM-Teilnahme kostete und eine Saison, die "sicherlich nicht zufriedenstellend" war, wie es Bayern-Präsident Herbert Hainer formulierte: "weder für ihn noch für uns."

    Sadio Mané schlug Leroy Sané ins Gesicht und wurde suspendiert

    Negativer Höhepunkt war die Auseinandersetzung mit seinem Mannschaftskollegen Leroy Sané am Rande des Champions-League-Spiels gegen Manchester City. Mané schlug seinem Mitspieler ins Gesicht, wurde kurzzeitig sogar suspendiert. Auch wenn Mané zu Saisonbeginn noch betont hatte, einen neuen Anlauf bei den Bayern unternehmen zu wollen – das viel zitierte Tischtuch schien da längst zerschnitten zu sein. Wie angekratzt das Nervenkostüm von Afrikas Fußballer des Jahres 2019 war, zeigte eine Szene am Rande der Asien-Tour der Bayern. Als ein Reporter Mané eine Frage stellen wollte, blaffte der Kicker den Journalisten an: "Ihr killt mich jeden Tag und jetzt wollt ihr mit mir reden?" Von seinem Mitspieler Joshua Kimmich gab es zuletzt noch versöhnliche Worte: "Das große Ganze hat nicht mehr gestimmt, dann bist du ein neuer Spieler im Ausland, was dann wahrscheinlich auch nicht so einfach ist. Wenn du dann eben als Top-Star kommst, musst du dir sehr, sehr viel Kritik anhören, manches natürlich zurecht, manches auch zu Unrecht."

    Künftig wird sich Mané sehr wahrscheinlich über Wertschätzung nicht beklagen müssen. In der bestenfalls zweitklassigen Liga in Saudi-Arabien dürften die wenigsten der Gegenspieler in der Abwehr das Format haben, in der Bundesliga zu spielen; dazu heißt einer seiner Mitspieler Cristiano Ronaldo. Finanziell lohnt sich der Wechsel auch, statt wie bisher 20 Millionen soll Mané in dem Wüstenstaat 40 Millionen Euro erhalten. Dass es nicht mehr die große Bühne ist, auf der er bespielt, bleibt hingegen eine Kröte.

    Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl.
    Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. Foto: Tom Weller, dpa

    BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl befürchtet durch Saudi-Arabien "großen Schaden"

    Der Transfer sagt aber auch einiges aus über die seit Sommer geänderten Kräfteverhältnisse im Fußball. Erneut wechselt ein Star aus den europäischen Ligen in das Land, das den Fußball zur Staatssache erklärt hat. Vier Klubs der ersten Liga – Al-Ittihad, Al-Nasr, Al-Hilal und Al-Ahli – sind verstaatlicht worden und spielen deswegen faktisch nach eigenen Regeln. Fast kein Tag scheint zu vergehen, an dem nicht ein Spieler aus Europas Topligen den Sprung in die Saudi Pro League wagt. Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl beklagte sich deswegen im Kicker, dass dadurch auch seine Arbeit erschwert wird: "Diese Summen, die speziell in Saudi-Arabien gezahlt werden, zu erklären, ist schlicht nicht möglich. Sie verändern den Markt und machen es uns noch schwerer, zu agieren." Denn längst stehen nicht nur Altstars auf der Liste, sondern auch jüngere Spieler. "Wenn sich das so fortsetzt, entwickelt sich der Fußball in eine Richtung, die ihm ganz sicher großen Schaden zufügen wird", so Kehl.

    Dass selbst die Finanzkraft von Top-Vereinen wie dem FC Bayern hinter der der Saudis zurücksteht, ist gerade beim FC Bayern zu sehen. Der Rekordmeister unternimmt in diesen Tagen einen erneuten Versuch, den Transfer von Wunschspieler Harry Kane abzuschließen. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Kaderplaner Marco Neppe fliegen nach London, um mit Tottenham-Boss Daniel Levy zu verhandeln. Das Ablösegebot in Höhe von 80 Millionen Euro soll nochmals nachgebessert werden. Das ist viel Geld, selbst für den FC Bayern – bei den Saudis wäre der Transfer wohl bereits längst fix. Der kürzlich zu Al-Ittihad gewechselte Top-Star Karim Benzema kommt alleine auf ein Gehalt von rund 100 Millionen Euro – netto, versteht sich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden