Ein Verweis nach Dortmund kommt den Münchnern nur schwer über die Lippen. Allenfalls dann, wenn es darum geht, Missstände aufzuzeigen. Beim Umgang mit Geld beispielsweise zu Beginn des Jahrhunderts, als klar war, dass der bekannteste Dortmunder Fußballklub seine Erfolge überwiegend auf Pump finanziert hatte und infolgedessen an einem Punkt angekommen war, der eine Insolvenz befürchten ließ. So was – Verweis nach Dortmund – könne den solide wirtschaftenden Bayern nicht passieren. Sagten die Bayern.
Nun lehnt man aber in München freilich nicht alles Schwarz-Gelbe ab, wie eindrucksvoll die Transfers von Robert Lewandowski oder Mario Götze in der Vergangenheit gezeigt haben. Ähnlich verhält es sich mit einer jener seltenen Fußballweisheiten, die nicht von Sepp Herberger stammen. "Grau ist alle Theorie – entscheidend ist auf'm Platz", sagte dereinst Alfred, genannt "Adi", Preißler. Der hatte in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zwei Meisterschaften mit den Dortmundern gewonnen, die sich eher nicht mit aus den Fugen geratenen Finanzen erklären ließen. Sondern mit Einsatz, Qualität und Arbeit.
FC Bayern gegen PSG: Es könnte auch um die Jobs der Trainer gehen
Fähigkeiten, die die Bayern am Mittwoch von sich selbst erwarten, wenn sie im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League auf Paris St. Germain treffen (21 Uhr, DAZN). Es ist eine jener Partien, denen nachgesagt wird, weit über den Tag hinaus zu wirken. Ein Sieg gegen den VfB Stuttgart ist selbstredend beruhigend für das Tagesgeschäft, in wenigen Tagen aber eben schon wieder vergessen. Eine Partie gegen Paris nun aber könnte auch bedeutsam sein für die mittelfristige Zukunftsplanung von Trainer Julian Nagelsmann. Gleiches gilt für sein Gegenüber Christophe Galtier – mit dem Unterschied, dass er es eben mit den Münchnern zu tun bekommt.
Entscheidend ist auf dem Platz, aber je bedeutsamer die Partie ist, desto lauter wird über all jenes diskutiert, das mit dem eigentlichen Spiel nur wenig zu tun hat. So wird in den französischen Gazetten hingebungsvoll diskutiert, wie denn nur der Ausfall von Superstar Neymar kompensiert werden könne. Der Brasilianer fällt mit einer Knöchelverletzung aus. Wegen einer notwendigen Operation verpasst er wahrscheinlich sogar den Rest der Saison. Ein Bluff – wie mit Kylian Mbappé vor dem Hinspiel – scheint ausgeschlossen. Der konnte letztlich immerhin eine halbe Stunde mitwirken, obwohl sein Einsatz kurz zuvor ausgeschlossen wurde. Bei der 0:1-Niederlage machte er mit Abstand am meisten Eindruck.
In München wiederum fragt man sich, wie denn nun genau die Kommunikation zwischen Hasan Salihamidzic und Julian Nagelsmann gelaufen ist, ehe sich die Bayern Rechtsverteidiger Joao Cancelo ein halbes Jahr von Manchester City borgten. Der Trainer nämlich hat gerade recht wenig Verwendung für den Portugiesen, der so gerne über die rechte Seite das Offensivspiel antreibt. Allerdings existiert im derzeitigen System der Münchner kein Job mit dieser Stellenbeschreibung. So erhält Josip Stanisic momentan als rechtes Glied einer Dreierkette den Vorzug vor Cancelo. Seine Bedeutung auf dem Platz hat er in den vergangenen beiden Ligaspielen nachgewiesen, als er gegen Union Berlin und den VfB Stuttgart von Beginn an verteidigte.
Paris St. Germain reist bereits am Montag nach München
Auf diese Basisarbeit wird es wohl auch am Mittwoch ankommen. Die Pariser haben dann schon zwei Mal in München genächtigt. Aufgrund der mit der französischen Rentenreform eingehenden Streiks wird auch ein Großteil des Flugverkehrs ausgesetzt. Wichtig ist nämlich auch in der Luft.
An eben jene wird möglicherweise derjenige der beiden Trainer zeitnah gesetzt werden, der nach der Partie das Ausscheiden seiner Mannschaft wird erläutern müssen. Galtier ist mit seiner Mannschaft bereits im Pokal ausgeschieden, der französischen Meisterschaft wird in Paris eine ähnliche Bedeutung beigemessen wie einer deutschen in München. Man bemerkt sie erst, wenn sie fehlt.
Bei Nagelsmann wiederum ist fraglich, ob die Bosse nach der Luxus-Sanierung des Kaders ein abermaliges frühzeitiges Ausscheiden in der Champions League hinnehmen, ohne Konsequenzen auf der Trainerbank zu ziehen.
Spekulationen, die am Mittwochabend akut werden könnten. Bis dahin dient ein Verweis auf Dortmunder Säulenheilige.