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FC Bayern: Entschockverliebt? Die Bayern enttäuschen Trainer Tuchel

FC Bayern

Entschockverliebt? Die Bayern enttäuschen Trainer Tuchel

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    Thomas Tuchel war überrascht von der schwachen Leistung seiner Mannschaft gegen die TSG Hoffenheim.
    Thomas Tuchel war überrascht von der schwachen Leistung seiner Mannschaft gegen die TSG Hoffenheim. Foto: Lennart Preiss, Witters

    Der April ist für Fußballfans der schönste Monat. Wer sein Herz bereitwillig einem Klub überlassen hat, der sich gegen den Abstieg stemmt, muss sich noch nicht mit dem Unabwendbaren auseinandersetzen. Einige Anhängerinnen und Anhänger der Berliner Hertha sollen beispielsweise immer noch an den Klassenerhalt glauben. Auch Fans weiter oben rangierender Teams knüpfen ihre Hoffnung daran, dass noch immer alles möglich ist. Im Falle von Borussia Dortmund sogar die Meisterschaft. Die alljährliche Enttäuschung ist bis zum nächsten Jahr wieder verflogen. Hoffnung ist stark. Und trügerisch. "Es ist die Hoffnung, die dich tötet" ist im Englischen eine wohlbekannte Phrase unter Fußballfans. 

    Fans des FC Bayern haben Sorgen, die sich von denen der anderen 17 Bundesligisten unterscheiden. Es geht nicht darum, irgendwie den Abstieg zu vermeiden oder auf spektakuläre Weise den Tabellenführer zu stürzen. Trotzdem darf der April als Lieblingsmonat gelten. In keiner anderen Phase des Jahres folgt so dicht gedrängt Spiel auf Spiel. Bundesliga, Pokal, Champions League - der Ball rollt unaufhörlich. Seit Thomas Tuchel die Mannschaft Ende März übernahm, standen bereits fünf Spiele auf dem Programm. Weil vor und nach jedem Spiel eine Pressekonferenz ansteht und der Coach bei seiner Vorstellung bereits etliche Fragen beantworten musste, äußerte er sich schon elfmal in Medienrunden. Zehnmal davon verbreitete er glaubhaft Zuversicht - auch wenn die Ergebnisse teilweise in eine andere Richtung wiesen.

    Thomas Tuchel wundert sich über seine Mannschaft

    Nach dem 1:1 am Samstag gegen die TSG Hoffenheim aber wirkte er ratlos. "Es geht um das Wie, da haben wir heute wahnsinnig Luft nach oben. Es ist extrem verwunderlich, weil ich die Energie im Training gespürt habe. Auf dem Platz sind wir alles schuldig geblieben", sagte er nach der Partie. Nach der Niederlage in Manchester hatte er noch geschwärmt, er sei "schockverliebt" in diese Mannschaft. Und nun "entschockverliebt"? Zumindest aber geschockt. Er hatte nicht kommen sehen, dass diese sehr gute Mannschaft so schlechten Fußball spielen wird.

    Auch Mittelfeldmann Joshua Kimmich war erschrocken über die Leistung der Mannschaft. "Ohne Energie" hätte man gespielt. "So eine Leistung wie heute geht nicht, in keinem Spiel." Trotzdem hätten die Münchner beinahe noch ihre Tabellenführung auf Borussia Dortmund ausgebaut. Der Treffer von Benjamin Pavard hätte wohl zum Sieg gereicht, wenn Hoffenheims Andrej Kramaric nicht einen Freistoß sehenswert ins Tor gehoben hätte. Dass er sich bei dem vermeintlichen Foulspiel von Thomas Müller zuvor arg leicht zu Boden sinken ließ, empfand er selbst als "clever". Der Münchner hingegen meinte, es habe sich um einen "billigen Pfiff" gehandelt. Im Recht durften sich beide fühlen.

    Weil die Dortmunder auf urdortmunder Weise einen Sieg gegen den VfB Stuttgart herschenkten, büßten die Bayern in der Tabelle keine Punkte ein, verpassten es allerdings, sich in passende Stimmung für das Spiel am Mittwoch gegen Manchester City zu schießen. Die Chancen auf ein Weiterkommen standen schon ohne den fahrigen Kick gegen Hoffenheim schlecht - und haben sich nun nicht verbessert. "Wir haben auf jeden Fall eine riesengroße Chance verpasst, uns und unsere Fans in eine Stimmung zu bringen, um überhaupt daran zu glauben", so Tuchel.

    Auf emotionaler Ebene stehen die Münchner somit etwa an der gleichen Stelle, wo sie sich vor drei Wochen befanden, als der Klub sich überraschend von Julian Nagelsmann getrennt hatte. Da hatte die Mannschaft nach teilweise hervorragenden Auftritten wie jenen gegen Paris St. Germain hemmungslos ihr Talent versteckt und als Abklatsch-Truppe beispielsweise wehrlos mit 1:2 in Leverkusen verloren. Unter Tuchel nun gelang anfangs ein überzeugender Sieg gegen den BVB, um kurz danach gegen Freiburg aus dem Pokal auszuscheiden.

    Fehler beim FC Bayern wie schon unter Nagelsmann

    Der zumindest 65 Minuten lang guten Leistung in Manchester folgte das Unentschieden gegen Hoffenheim. Kimmich machte dafür "fehlende Konzentration und Leichtsinnigkeit" verantwortlich. Es sind die gleichen Mängel, die zur Ablösung Nagelsmanns geführt haben. Sein Nachfolger hatte freilich noch nicht genügend Zeit, um an sämtlichen Grundsätzen zu arbeiten, die erfolgreiches Fußballspielen ausmachen. Möglicherweise aber hat diese Mannschaft auch Probleme, die sich nicht durch einen Wechsel auf der Trainerbank abstellen lassen.

    Für das Spiel gegen Manchester am Mittwoch macht das den Bayern-Fans nur wenig Hoffnung. Innenverteidiger Matthijs de Ligt suchte sein Heil in etwas Pragmatismus: "Es kann nicht schlechter werden als heute." Und dann ist ja schließlich noch April, der Monat der Hoffnung.

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