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FC Bayern: Darum ist die Bundesliga Europas attraktivste Liga

FC Bayern

Darum ist die Bundesliga Europas attraktivste Liga

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    Auch wenn die Bayern zum zehnten Mal in Folge die Schale emporrecken: Die Langeweile an der Spitze sollte nicht über die Qualitäten der Liga hinwegtäuschen.
    Auch wenn die Bayern zum zehnten Mal in Folge die Schale emporrecken: Die Langeweile an der Spitze sollte nicht über die Qualitäten der Liga hinwegtäuschen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Es ist die Bestätigung einiger Vorurteile. Eine schnöde Meisterschaft wird beim FC Bayern mit etwa der gleichen Freude entgegengenommen wie der 50-Cent-Gutschein an der Autobahn-Toilette. Der Wettbewerb in Deutschlands höchster Fußball-Liga ist kaputt. Am Samstag feiern die Münchner möglicherweise ihre zehnte Meisterschaft in Folge. Sie können den Titel durch einen Erfolg gegen ihren alten Rivalen aus Dortmund perfekt machen (18.30 Uhr, DAZN). Was vor einigen Jahren noch zumindest die eigenen Fans elektrisiert hätte, wird nun selbst vom Trainer gleichmütig aufgenommen.

    "Es sind nicht nur die Ergebnisse – viele Dinge drumherum, die mich beschäftigen und meine Euphorie ein bisschen runterdrücken", räumte Julian Nagelsmann vor dem Duell ein. Die Saison hat durch das unerwartete Aus in der Champions League gegen Villarreal eine Delle erhalten , die nicht mehr auszuwuchten ist. Dazu noch die ungeklärte Zukunft von Torjäger Robert Lewandowski und die Aussicht, nicht in dem Flatrate-Bereich einzukaufen, wie es die Konkurrenz aus England macht – Nagelsmann hadert mit seiner ersten Spielzeit als Münchner Trainer. Dabei gewinnt er nun seinen ersten ernst zu nehmenden Titel als Seniorentrainer (der Supercup am Anfang der Saison ist zu vernachlässigen).

    Der FC Bayern ist auf Jahre hinweg enteilt

    Die Meisterschaft zieht ihre Bedeutung mittlerweile ausschließlich aus der Fortführung einer Serie, nicht mehr aber aus der Einzigartigkeit des Triumphs. Aufgrund der Champions-League-Millionen des vergangenen Jahrzehnts sind die Münchner der Konkurrenz enteilt. Mag auch irgendwann eine Schale nach Dortmund oder Leipzig gehen, der FC Bayern wird auf Strecke unerreichbar bleiben. Kritiker ziehen das als Beispiel dafür heran, wie die deutsche Elite-Liga anderen Ländern hinterherhinkt. Es folgen dann Verweise auf den Fußball in Spanien, England oder Italien. Titelkämpfe bis zum letzten Spieltag, geführt von Traditionsvereinen!

    In Wahrheit aber ist die Bundesliga attraktiver als die Wettbewerbe in den anderen Ländern. Nirgendwo ist die Qualität höher als in England. Mit Manchester City und Liverpool liefern sich die beiden besten Mannschaften des Kontinents einen packenden Titelkampf. Dahinter rangeln mit Chelsea, Tottenham, Arsenal und Manchester United vier Traditionsklubs um Plätze in der Champions League. Attraktivität ist aber nicht gleichzusetzen mit Qualität. So existiert in England keine 50+1-Regel. Manchester City wird von Abu Dhabi protegiert, die meisten anderen Vereine gehören amerikanischen Investoren, die Ticketpreise sind exorbitant, Stehplätze gibt es kaum. Fußball ist auf der Insel ein Geschäft und gibt sich nur noch aus marktwirtschaftlichen Gründen einen traditionellen Anstrich.

    Spanische Klubs stehen kurz vor dem Kollaps

    Vor Problemen anderer Art stehen die Klubs in Spanien. Hier erfreuen sich die Fans an unterschiedlichen Meistern. Real Madrid, Stadtrivale Atlético und der FC Barcelona wechseln sich im Verlauf der Jahre ab, zudem glänzen die Klubs auch international – aber zu welchem Preis? Real trieb die Pläne einer Super-League ja vor allem deshalb voran, weil der Spielbetrieb ansonsten nicht zu finanzieren sei. Barcelona brach unter der Last von einer Milliarde Euro beinahe zusammen und Atlético Madrid verkaufte Anteile von Transfererlösen an Investoren.

    In Italien wiederum krankt der Fußball unter anderem an maroden Stadien und dem wachsenden Einfluss von Investoren. Der spannende Meisterkampf zwischen Inter und AC Mailand sowie dem SSC Neapel ist viel eher Ausdruck kollektiver Schwäche  denn von breiter Qualität.

    Die zehnte Meisterschaft in Folge für den FC Bayern zeigt eindrücklich, dass Geld nicht nur Tore schießt, sondern auch Titel bedingt (wenn man es denn sinnvoll anlegt, nicht wahr, liebe Hertha). Der Wettbewerb an der Spitze ist kaputt und wird es auch bleiben. Ein Gebilde wie RB Leipzig weist auf mögliche strukturelle Probleme hin – im Vergleich aber zu den anderen europäischen Top-Ligen ist die deutsche die gesündeste mit der lebhaftesten Fankultur. Die Anhängerinnen und Anhänger von 17 Bundesligisten freuen sich deswegen noch lange nicht auf die zehnte bajuwarische Meisterschaft – Nagelsmann aber darf gerne das größere Drumherum sehen – und ausgelassen feiern.

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