Der FC Bayern hat auch im dritten Bundesligaspiel des Jahres 2023 keinen Sieg gelandet. Im Spitzenspiel am Samstagabend gab es gegen Eintracht Frankfurt das dritte 1:1 in Folge. Damit liegt der aktuelle Meister als Tabellenführer nur noch einen Punkt vor Verfolger Union Berlin. Der Rekordmeister wirkte stellenweise nervös und war vor allem im Spielaufbau viel zu behäbig. Die ohnehin schon angespannte Stimmung beim FCB dürfte sich nun weiter verschärfen. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hatte seine Mannschaft auf drei Positionen im Vergleich zum Spiel gegen Köln gewechselt: Leon Goretzka musste verletzt aussetzen, dafür saßen Rechtverteidiger Benjamin Pavard und der zuletzt bei der Fashion Week in Paris aktive Serge Gnabry auf der Bank. Für sie spielten Josip Stanisic, Thomas Müller und Kingsley Coman. Mit der Hereinnahme von Müller entledigte sich Nagelsmann eines Dauerthemas - das Startelfdebüt des Nationalspielers geriet aber einigermaßen überraschend. Denn eigentlich hatte vieles nach dem Goretza-Ausfall nach einer Chance für den Niederländer Ryan Gravenberch ausgesehen, der zuletzt schon ordentliche Leistungen gezeigt hatte. Nagelsmann verzichtete aber auf einen zweiten defensiven Mittelfeldspieler neben Joshua Kimmich und ließ stattdessen eine offensivere 4-1-4-1-Formation aufs Feld.
Ein mutiger Ansatz des Bayern-Trainers - vor allem, wenn man sich die jüngere Historie ansieht. Zwar gelang den Bayern im Hinspiel ein 6:1-Erfolg bei den Hessen, von den jüngsten vier Partien hatten die Hessen vier gewonnen. Und ein Ansatz, der klar machen sollte: Von Beginn an sollten die Bayern vor heimischen Publikum dominieren.
Das klappte nur bedingt. Die Bayern hatten im ersten Durchgang stellenweise einen Ballbesitz von über 60 Prozent, richtig gefährlich wurden die Hausherren aber nur selten. Frankfurt präsentierte sich diszipliniert und griffig und wartete auf seine Umschaltchancen. Brenzlig wurde es nach acht Minuten, als Mathijs de Ligt einen Ball schlampig in den Lauf von SGE-Kapitän Sebastian Rode spielte und sich nur mit einem taktischen Foul zu helfen wusste. Eine Verwarnung für einen Innenverteidiger nach so kurzer Zeit - nicht die beste aller Voraussetzungen.
Yann Sommer klärte den Ball in höchster Not und sah Gelb
Auch die erste richtig große Torchance hatte Frankfurt: Jesper Lindström tauchte nach 21 Minuten frei vor Yann Sommer auf, wurde aber noch entscheidend vom schnellen Alphonso Davies gestört. Vier Minuten später stand der neue Bayern-Keeper Sommer erneut im Blickpunkt: Der Schweizer stürmte bei einem langen Ball auf Frankfurts Randal Kolo Muani aus dem Strafraum, klärte den Ball - aber brachte auch den Angreifer zu Fall. Ein Foul? Nein, denn Sommer hatte den Ball gespielt. Schiedsrichter Sven Jablonski gab dem Keeper aber dennoch Gelb - weil er den Ball noch mit der Hand gestoppt hatte.
Für die Frankfurter war der Fall klar: Sie hätten gerne einen Platzverweis für den Torwart gesehen. Der französische Nationalspieler in Diensten der Frankfurter musste behandelt werden, konnte aber weiterspielen. Regelexperte Alex Feuerherdt von Collinas Erben, der bei Sky die Situation analysiert hatte, gab der Sichtweise von Sven Jablonski recht: Rot wäre überhart gewesen, da mit Stanisic noch ein zweiter Münchner zur Stelle gewesen wäre. Nur bei einem Alleingang aufs Tor wäre die "Notbremsen"-Regel zum Einsatz gekommen.
Mitten in diese Frankfurter Drangphase platzte die Führung der Münchner: Startelf-Comebacker Müller brachte den Ball von rechtsaußen auf Leroy Sané. Der verwertete eiskalt zum 1:0 (34.). Ein Treffer, der Wirkung zeigte und von dem sich die Eintracht erstmal erholen musste. Komplette Kontrolle sollte sich aber dennoch nicht im Spiel der Bayern einstellen: Bei einem langen Ball verschätzte sich Davies bei der Annahme, so dass Mario Götze an den Ball kam. Der zurückgeeilte Sané brachte den Ball wieder unter Kontrolle (45.).
In der zweiten Hälfte das gleiche Spiel: Die Bayern waren feldüberlegen, die Frankfurter blitzgefährlich beim Umschaltspiel. Und der nächste Bayern-Spieler kassierte Gelb: Dayot Upamecano wusste sich nur so gegen Götze zu helfen (56.). Beinahe hätten die Bayern aber nach einer Stunde für eine Vorentscheidung gesorgt: Erneut brachte ein Müller-Pass die gefährliche Situation, aber sowohl Musiala als auch Choupo-Moting per Hacke und Sané im Nachschuss blieben an einem Frankfurter Bein hängen (60.). Die Eintracht riskierte in dieser Phase nun deutlich mehr, weswegen die Münchner zu Gelegenheiten kamen.
Randal Kolo Muani erzielte bei einem Konter der Frankfurter Ausgleich
Eintracht-Coach Glasner riskierte nun mehr, brachte den offensiveren Daichi Kamada für Rode und Stürmer Rafael Borré für Lindström. Die Bayern gingen mit ihren Chancen zu lax, zu unsauber um - und kassierten die Strafe. Nach einem Ballverlust im Eintracht-Strafraum waren die Frankfurter mit Kamada und Kolo Muani durchgebrochen. Der Japaner steckte den Ball auf den Franzosen durch - und der ließ Sommer bei seinem Schuss ins lange Eck keine Chance - 1:1 (69.). Es war der erste Schuss der Frankfurter aufs Tor der Bayern.
Nagelsmann reagierte und brachte Gnabry für Sané sowie Gravenberch für Coman, Musiala wurde nun deutlich offensiver vor der wieder eröffneten Doppel-Sechs. Die erhoffte Spielkontrolle brachte diese Umstellung nicht. Stattdessen wurde es bei einem Gewimmel im Bayern-Strafraum fünf Minuten vor dem Ende brandgefährlich. Im Gegenzug kam Müller im Strafraum zum Kopfball, der Versuch geriet aber harmlos. Die Bayern erhöhten den Druck - im Gegensatz zum Spiel gegen Köln sollte es aber diesmal nichts werden mit einem Last-Minute-Treffer. Dies Diskussionen an der Säbener Straße werden nun intensiviert werden. Die einzig gute Nachricht: Schon unter der Woche geht es im Pokal gegen Mainz weiter. Ein weiteres 1:1-Remis ist in diesem Wettbewerb ausgeschlossen.