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FC Bayern: Bayern gegen den FCA: (K)ein Spiel wie jedes andere für Bayern-Trainer Tuchel

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Bayern gegen den FCA: (K)ein Spiel wie jedes andere für Bayern-Trainer Tuchel

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    Thomas Tuchel hat eine Augsburger Vergangenheit. Doch diese spielt in der Partie gegen den FCA kaum eine Rolle.
    Thomas Tuchel hat eine Augsburger Vergangenheit. Doch diese spielt in der Partie gegen den FCA kaum eine Rolle. Foto: Valeria, witters

    Thomas Tuchel pflegt eine besondere Beziehung zu Augsburg. Dort spielte er in der Jugend des FCA, dort war er später als Nachwuchstrainer und Jugendkoordinator tätig, dort entwickelte sich die Freundschaft zu Kurt Idrizovic. Tuchel und den Buchhändler verbindet inzwischen nicht mehr nur das Lesen. Einst begleitete der Trainer des FC Bayern Idrizovic mit Nachwuchsspielern zu Veranstaltungen, an denen Kindern und Jugendlichen vorgelesen wurde. Der Kontakt wurde enger, riss nie ab. Als Tuchel im März seinen Vertrag in München unterschrieb, schickte dieser sogleich eine persönliche Nachricht aufs Handy von Idrizovic.

    Seit Tuchel in München arbeitet, sehen sich die beiden wieder öfter. Bei Gelegenheit schaut der Trainer im Buchladen am Obstmarkt vorbei, holt sich neuen Lesestoff. Gesprochen werde über alles Mögliche, erzählt Idrizovic. Nicht ausschließlich über Fußball, mehr über Privates, Weltanschauungen oder eben Literatur. Tuchel war zuvor Trainer in Mainz, Dortmund, Paris und London. Ein anderer Mensch sei der gebürtige Krumbacher über die Jahre nicht geworden, meint Idrizovic. „Für mich ist er immer gleich. Er hat sich nicht verändert, wir sind immer Freunde geblieben.“

    Thomas Tuchel wird am Dienstag 50 Jahre alt

    Tuchel wird am Dienstag 50 Jahre alt. Das werden Autoren zum Anlass nehmen, um die Vita des Schwaben einmal mehr auszubreiten. Er selbst spricht von einem „Leben mit dem Fußball“. Mit seinem Fachwissen stieg er in die europäische Trainerelite auf. Ehrgeizig verfolgt er Ziele. Zugleich wird beschrieben werden, wie unnahbar und introvertiert Tuchel mitunter in der Öffentlichkeit wirkt. Professionalität strahlt er aus, weniger Nähe und Wärme. Sollte er irgendwann einmal den FC Bayern hochdekoriert verlassen, werden Verantwortliche, Umfeld und Fans respektvoll auf dessen Wirken blicken, sie werden ihn aber nicht so ins Herz geschlossen haben wie einen Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes oder Hansi Flick. Freund Idrizovic weiß um die öffentliche Wahrnehmung, nimmt Tuchel privat allerdings anders wahr. „Wenn wir uns sehen, ist er völlig entspannt. Aber es liegt in der Natur, dass man unter Druck angespannter wirkt.“ 

    Tuchels Bezug zur Region besteht über seine Eltern Gabriele und Rudolf. Seine Kinder Emma und Kim sollen ein inniges Verhältnis zu den Großeltern pflegen. Wenn Tuchel gelegentlich in der Buchhandlung von Idrizovic vorbeischaut und sich mit ihm etwa über Bertolt Brecht unterhält, ist Augsburg mehr Begegnungsstätte denn Lieblingsort. Kaum ungewöhnlich, wenn Lebensmittelpunkte sonst Super-Metropolen sind. 

    Entsprechend unaufgeregt nimmt Tuchel die Begegnung mit dem FC Augsburg wahr (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN). Er habe noch einen besonderen Bezug zu Augsburg, erklärt Tuchel freundlich, verweist allerdings auf die anstrengende Transferperiode und den Fokus, der vollkommen auf seinem Team liege. Das Spiel unterscheide sich nicht mehr groß von anderen Ligaspielen. Noch dazu ist es ein Münchner Heimspiel. „Es ist nicht so, dass wir in Augsburg übernachten und Freude oder Teile der Familie vorbeikommen. Dann fühlt es sich schon nochmals anders an“, so Tuchel. Unter ihm sicherten sich die Münchner in der spannendsten Meisterschaft des vergangenen Jahrzehnts den Titel, doch mangelnde Souveränität und das frühe Aus in der Champions League haben den Druck auf den Trainer erhöht. Mancher fragt sich, was unter ihm in den vergangenen Wochen und Monaten besser sein soll als unter Vorgänger Julian Nagelsmann.

    Harry Kane war absoluter Wunschspieler von Bayern-Trainer Thomas Tuchel.
    Harry Kane war absoluter Wunschspieler von Bayern-Trainer Thomas Tuchel. Foto: Axel Heimken, dpa

    Zusätzliche Last ergibt sich aus den erfüllten Personalwünschen. Tuchel hat nach dem Aus des Vorstandschefs Kahn und des Sportvorstands Salihamidzic die Kaderplanung entscheidend beeinflusst. Überstrahlt von der Verpflichtung Harry Kanes, der sein erstes Ligaheimspiel in Münchens Arena erleben wird. Die Wertschätzung für den englischen Angreifer drückte sich darin aus, dass sich Tuchel nach dem missglückten Supercup gegen Leipzig regelrecht für die Leistung der anderen Bayern-Spieler bei Kane entschuldigte. Nach dem Bremen-Spiel überhäufte Tuchel den Angreifer mit Lob. Das birgt Gefahr. 

    Im aufgeregten München bestimmen mitunter Befindlichkeiten das Kabinenklima. Wird der eine überbordend gelobt, kann das beim anderen ungut ankommen. Öffentliche Kritik an Spielern war ein Grund für Nagelsmanns Scheitern. Manchmal spricht Idrizovic mit Tuchel über solche Dinge. Jedoch unaufgeregt, ganz entspannt, wirft der Augsburger ein.

    Der FC Augsburg nimmt nur eine Nebenrolle ein

    Am Freitagnachmittag spielt der Gegner nur eine Nebenrolle. Wenn überhaupt. Pressetalk mit Tuchel. Sogar israelische Journalisten sind da, wollen erfahren, warum der FC Bayern ihren Landsmann Daniel Peretz als Neuer-Nachfolger holt. Tuchels Antwort in Englisch fällt knapp aus. Unterschrift und Medizincheck seien nötig, dann könne er mehr erzählen. Benjamin Pavard, der zu Inter Mailand wechseln wird, ist noch ein Thema. Die Millionen aus Saudi-Arabien natürlich, die Kräfteverhältnisse im Weltfußball verändern könnten. Tuchel warnt noch vor dem FCA, der eine unorthodoxe Mann-gegen-Mann-Taktik wählen könnte. Über das Sportliche hinaus nimmt Augsburg in Tuchels Gedanken derzeit wenig Raum ein.

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