Wechselt Leroy Sané trotz seiner Kreuzbandverletzung zum FC Bayern?
Der Kreuzbandanriss samt Operation macht die ohnehin schon interessante Konstellation noch ein wenig undurchsichtiger. Die Münchner, Sané und Manchester City befanden sich sowieso schon inmitten des größten Transfer-Paradoxon dieses Sommers. Alle Parteien befürworten den Wechsel – und doch weiß niemand, ob er zustande kommt. Das Interesse der Bayern ist bekannt, der Flügelspieler hat erkennen lassen, dass er wieder nach Deutschland will und Manchester City hat die Tür geöffnet, indem sie Sané nicht als unverkäuflich bezeichnet haben.
Dabei sollte die Knieverletzung Sanés nun nicht maßgeblich sein. Der deutsche Meister plant ja mindestens für die kommenden vier Jahre mit dem 23-Jährigen – und nicht nur für ein halbes Jahr. Überraschenderweise geht es schlicht ums Geld. Ausgang: offen.
Sollte Sané kommen, fällt er mindestens bis zur Winterpause aus. Bedeutet das, dass die Münchner auf dem Transfermarkt noch etwas machen müssen?
Das müssen sie unabhängig von Sané. Ein weiterer Ersatz für die verletzungsanfälligen Serge Gnabry und Kingsley Coman ist ebenso notwendig wie ein zentraler Mittelfeldspieler. Zahlen die Bayern aber etwa 120 Millionen Euro für Sané, hätten sie zusammen mit den Transfers von Benjamin Pavard (35 Millionen) und Lucas Hernández (80 Millionen) rund 235 Millionen ausgegeben. Weitere Griffe ins Feinschmeckerregal sind da nicht mehr möglich. Manchmal muss es halt einfach Hausmannskost sein. Die wird vor allem dann benötigt, wenn es in der Liga gegen Paderborn, Düsseldorf und Co. geht. Oder es kommt alles anders und die Bayern basteln schon an einem Plan B – wie der aussehen könnte, steht im Artikel unten.
Reißt denn dieses Jahr die Meisterserie der Bayern?
Nach sieben Meisterschaften in Folge stehen die Chancen tatsächlich gut, dass diesmal eine andere Mannschaft den Titel entgegennimmt. Allerdings ist der bayerische Kader nicht so schlecht, wie er mitunter dargestellt wird. Eine aus Kimmich, Süle, Hernández und Alaba bestehende Abwehrkette bringt internationales Niveau mit sich. Thiago, Goretzka und Tolisso im Mittelfeld versprechen spielerische Leichtigkeit und ernsthafte Zweikampfführung. Das Offensivtrio Gnabry, Lewandowski und Coman entspricht auch nicht gerade dem Traum eines gegnerischen Trainers. Das sollte für die Bundesliga reichen – nicht aber, wenn zwischendurch auch noch die hohen Feiertage der Champions League erfolgreich begangen werden sollen.
Muss Niko Kovac gehen, wenn seine Mannschaft den Ansprüchen hinterherhinkt?
Blöde Frage, ehrlich. Natürlich muss er das. Aber wo bitte wird ein Trainer nicht entlassen, wenn die Mannschaft Gefahr läuft, die Ziele zu verpassen. Das Problem von Kovac ist, dass Hasan Salihamidzic bisher wenig dafür gemacht hat, dem Coach die Arbeit zu erleichtern. Und Karl-Heinz Rummenigge lässt keine Möglichkeit aus, klarzustellen, dass er nun wirklich nicht gänzlich von Kovac’ Fähigkeiten überzeugt ist.
Der Trainer hat im Vergleich zum Vorjahr nur einen zusätzlichen Trumpf auf der Hand: Hansi Flick. Er gilt bisher als der Königstransfer der Münchner. Der neue Co-Trainer unterstützt Kovac vor allem im taktischen Bereich. Dort offenbarte der Bayern-Coach in der vergangenen Saison noch einige Schwächen. Wie souverän Kovac im vergangenen Jahr aber in der Krise geblieben ist und die Mannschaft doch noch zu Pokalsieg und Meisterschaft führte, wird auch noch hängen bleiben, wenn er schon lange nicht mehr Trainer in München ist.
Das klingt ja jetzt schon wie ein Abgesang auf die Bayern. Ist wirklich Schluss mit der Vormachtstellung der Münchner?
Ach Quatsch. Die Münchner sind für die kommenden Jahre hervorragend aufgestellt. Mit wenigen Transfers lässt sich diese Mannschaft der Hochbegabten zu einem Team formen, das auf Jahre hinweg auch in Europa um Titel spielt. Verantwortlich dafür ist die hervorragende wirtschaftliche Lage der Münchner. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn Uli Hoeneß das Präsidentenamt an Herbert Hainer abgibt und Karl-Heinz Rummenigge zugunsten von Oliver Kahn zurücktritt. Zu einer Premium-Marke fehlt dann nur noch eine klare Idee hinsichtlich Mannschaftsstruktur und Spielweise. Die Zeiten von Matthias Sammer, Jupp Heynckes und Pep Guardiola sind vorbei. Noch haben Salihamidzic und Kovac nicht angedeutet, dass sie ähnlich strukturiert arbeiten.
Prognose: Der Dauermeister legt ein Jahr Pause an der Tabellenspitze ein. Zu wenige Alternativen im Münchner Kader bedingen die Dortmunder Meisterschaft.