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Champions League: Bayerns Remis gegen Real Madrid: Gier fressen Ergebnis auf

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Bayerns Remis gegen Real Madrid: Gier fressen Ergebnis auf

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    Für den FC Bayern war gegen Real Madrid mehr drin als das 2:2 im Hinspiel
    Für den FC Bayern war gegen Real Madrid mehr drin als das 2:2 im Hinspiel Foto: Sven Hoppe, dpa

    Derlei Vergleiche sind unfair. Einem Zweitklässler wird ja auch nicht vorgeworfen, dass seine Bilder jetzt aber wirklich kein Picasso sind. Genauso brauchen Fans von Real ihren Madrilenen keine Vorhaltungen zu machen, das Spiel in München nicht gewonnen zu haben. Sie haben eben keinen Tim Kleindienst, Mitchell Weiser oder Keven Schlotterbeck. Also nicht diese Ausnahmeerscheinungen in den Trikots der Bundesligisten Heidenheim, Bremen und Bochum. Jener drei Teams, gegen die der FC Bayern in der Rückrunde verlor (neben den auch nicht ganz schlechten Leverkusenern oder auch Dortmundern). Real Madrid hat zwar beispielsweise in Jude Bellingham einen gewiss ganz talentierten Nachwuchsfußballer, aber, um auf Kleindienst-Niveau zu kommen, braucht es wahrscheinlich noch einige Zeit. Das sah sein Trainer Carlo Ancelotti auch so und nahm den Engländer eine Viertelstunde vor Schluss vom Feld. 

    Auf Sondereffekte wie von Weiser und Co. konnten die Madrilenen nicht hoffen und trotzdem ist es arg eigentümlich, dass der FC Bayern gegen deutsche Mittelklasseteams freigiebig Punkte herschenkte, gegen Real aber einen auf Knauser machte. Bis auf Minjae Kim, der anscheinend von der neuen, konzentrierten Herangehensweise seines Teams als Einziger noch nichts mitbekommen hatte. Hätte der Südkoreaner gegen Real nicht gleich zweimal gepatzt, könnten die Münchner kommende Woche möglicherweise mit einer komfortableren Ausgangssituation als jenem 2:2 zum Rückspiel in Madrid antreten.

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    Zweimal sei Kim "zu gierig" gewesen, kritisierte Thomas Tuchel nach dem Spiel seinen Innenverteidiger. Zweimal wollte er zu sehr den Ball, statt simpler Gefahrenvermeidung den Vorzug zu geben. Beim 0:1 durch Vinicius folgte er dem Stürmer bis ins Mittelfeld, um dann einem klinisch-reinen Pass von Toni Kroos nur noch hilflos hinterherrennen zu können. Das 2:2 verschuldete Kim mit einem plumpen Foul an Rodrygo im Strafraum. Vorwürfe wollte dem Defensivmann keiner seiner Mannschaftskollegen machen. Fehler würden eben passieren und zudem hat der 27-Jährige in der Rückrunde seinen Platz vornehmlich auf der Bank. Gegen Real rutschte er lediglich ins Team, weil Matthijs de Ligt mit einer Knieverletzung unpässlich war.

    Allerdings hätten natürlich auch die Spanier darauf verweisen können, dass das Hinspiel möglicherweise eine ganz andere Wendung genommen hätte, wenn Keeper Andriy Lunin sich von Leroy Sanés harten Schuss ins kurze Eck zum Ausgleich nicht gar so hätte überraschen lassen. Oder Lucas Vázquez nicht lustlos Jamal Musiala elfmeterreif vor das Schienbein getreten hätte. So stand am Ende ein 2:2, mit dem niemand gänzlich zufrieden war – das aber beiden Mannschaften nächsten Mittwoch im Rückspiel alle Chancen lässt. "The Winner Takes It All", fasste es Tuchel zusammen. Dass das sein Team nun also tatsächlich ernsthaft gen Finale in Wembley spechten lässt, ist ein weiteres Indiz für die Eigentümlichkeit dieser Mannschaft.

    Zweifellos spielte das Umfeld an diesem wundervollen Fußballabend eine Rolle, die der Leistung der Münchner zuträglich war. So lärmte es in der Allianz-Arena in selten gehörter Lautstärke. Vor der Partie empfingen Hunderte Fans den mit den Stars gefüllten Mannschaftsbus stimmungsvoll am Stadion. "Es war eine massive Unterstützung und große Euphorie. Es hat ein bisschen an das Finale gegen Chelsea erinnert", so Manuel Neuer. Letztmals hatte es in der gemütlichsten aller deutschen Millionenstädte tatsächlich bei jenem Finale 2012 derart fußball-geflirrt. Der Ausgang der Partie ist bekannt.

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    Ob die Partie kommenden Mittwoch auf einen ähnlich dramatischen Ausgang zusteuert, ist selbstverständlich nicht bekannt. Die Münchner sind gewarnt vor dem Spiel bei jener Mannschaft, die den Anschein macht, mit schwarzer Magie im Bunde zu sein. "Frag nach in Leipzig, frag bei Manchester: Die wissen jetzt noch nicht, warum sie ausgeschieden sind", erinnerte Sportvorstand Max Eberl an die vorherigen Gegner Reals, die nach objektiven Standards nicht die schlechtere Mannschaft waren. Andererseits: Was gibt es Objektiveres als ein Ergebnis? 

    Tuchel fasste es nüchtern zusammen: Real habe "das gemacht, was sie mit allen machen". Zweifellos würden sie das gerne auch im Rückspiel machen. Die Münchner aber sind in der Spätphase der Saison tatsächlich ein Gegner, der das vermeiden kann. Das war nicht zwingend von einem Team zu erwarten, das sich nicht der Kleindienste und Schlotterbecks erwehren konnte.

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